Bulgarischen Joghurt selber machen: Die ultimative Anleitung für cremige Ergebnisse
Entdecken Sie, warum bulgarischer Joghurt nicht nur ein Genuss, sondern ein kulinarisches Erbe ist!
Ein blühendes Feld von Rosen, das sanfte Plätschern eines Baches – in Bulgarien wird Joghurt nicht einfach hergestellt, er wird zelebriert. „Wahre Magie geschieht, wenn die Milch auf die richtige Temperatur trifft“, hätte Stamen Grigorov gesagt, der Entdecker des geheimnisvollen Lactobacillus bulgaricus. Ein Geschmack, der Geschichte atmet und Tradition umarmt!
Ich erinnere mich noch gut an eine Begegnung vor vielen Jahren, ganz am Anfang meiner Laufbahn. Ein erfahrener Kollege aus dem Balkan kam zu uns ins Team und brachte eine kleine Tontschale mit. Darin war ein Rest von dem, was er liebevoll „Kiselo Mlyako“ nannte. Für uns war’s einfach Joghurt. Für ihn war es ein Stück Heimat. Und dann hat er uns gezeigt, wie er mit nur einem Löffel dieser Kultur einen ganzen Eimer Milch in den cremigsten, stabilsten und leckersten Joghurt verwandelt hat, den ich je probieren durfte. Das war eine völlig andere Welt als das, was wir industriell kannten. Dieser Joghurt hatte Charakter, er war lebendig.
Inhaltsverzeichnis
Seit diesem Tag bin ich von der Kunst der Fermentation fasziniert. Es geht nicht nur um Rezepte, das habe ich schnell gelernt. Es geht darum, ein Gefühl für die Mikroorganismen zu entwickeln – unsere kleinsten, aber wichtigsten Helfer. Bulgarischer Joghurt ist das perfekte Beispiel dafür. Es ist keine Hexerei, sondern ein ehrliches Handwerk, das auf drei Dingen beruht: Sauberkeit, der richtigen Temperatur und ein bisschen Geduld.

In diesem Guide gebe ich dir nicht nur ein Rezept. Ich erkläre dir den Prozess so, wie ich ihn jedem beibringen würde, der es wirklich wissen will. Wir sprechen über die beste Milch, die exakten Temperaturen und die kleinen Tricks, die den großen Unterschied ausmachen. Also, lass uns loslegen!
Das Geheimnis im Joghurt: Ein kleines Team mit großer Wirkung
Um richtig guten Joghurt zu machen, musst du seine inneren Werte kennen. Im bulgarischen Joghurt arbeiten zwei Bakterien-Stämme im perfekten Einklang. Man nennt das eine symbiotische Kultur, weil sie sich gegenseitig unterstützen und erst zusammen ihr volles Potenzial entfalten.
- Der Star der Show (Lactobacillus bulgaricus): Dieser kleine Kerl ist für das kräftige, typisch säuerliche Aroma verantwortlich. Er liebt es warm und gibt bei Temperaturen um die 42 °C bis 45 °C so richtig Gas. Übrigens, dieser leicht herbe Geruch nach „grünem Apfel“ bei ganz frischem Joghurt? Das ist sein Werk.
- Der fleißige Helfer (Streptococcus thermophilus): Er ist der Sprinter im Team. Er startet den Prozess, bereitet dem Lactobacillus den Boden und sorgt für eine milde Grundsäure und die erste Gel-Struktur. Ohne ihn würde sein Partner nur schwer in die Gänge kommen.
Diese geniale Zusammenarbeit ist der Grund, warum echter bulgarischer Joghurt so eine einzigartige, feste Textur und diesen unverwechselbaren Geschmack hat. Ein von der Natur perfektioniertes System!

Kleiner Physik-Exkurs: Warum du die Milch richtig erhitzen musst
Viele Anleitungen im Netz sagen, man soll die Milch nur kurz erwärmen. Ganz ehrlich? Das ist nur die halbe Miete. Ein Profi erhitzt die Milch auf 85–90 °C und hält diese Temperatur für ein paar Minuten. Das hat zwei knallharte Gründe:
- Hygiene zuerst: Durch das Erhitzen killst du alle unerwünschten Fremdkeime in der Milch. So stellst du sicher, dass sich nur deine Joghurtkulturen breitmachen. Gerade bei Rohmilch ist dieser Schritt absolut unverhandelbar.
- Der Trick für die perfekte Creme: Das ist der eigentliche Clou! Durch die hohe Hitze verändern die Molkenproteine in der Milch ihre Struktur. Sie docken quasi an die Hauptproteine (das Casein) an. Wenn später die Säuerung beginnt, bilden diese Proteine ein viel feineres und stabileres Netz. Das Ergebnis? Ein dickerer, cremigerer Joghurt, der kaum wässrige Molke absetzt. Wer diesen Schritt auslässt, bekommt oft ein dünneres, instabileres Ergebnis.
Deine Ausrüstung: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
Gutes Handwerk fängt mit gutem Werkzeug an. Du brauchst kein Labor, aber ein paar Dinge sind entscheidend. Hier ist deine kleine Einkaufsliste, damit du direkt loslegen kannst.

Die richtige Milch – Die Seele deines Joghurts
Die Milch ist deine Leinwand. Ihre Qualität entscheidet alles. Ich hab mit vielen Sorten experimentiert, hier meine klaren Empfehlungen:
- Fettgehalt: Nimm Vollmilch mit mindestens 3,5 % Fett, besser noch 3,8 %. Je mehr Fett, desto cremiger. Magermilch funktioniert auch, gibt aber einen festeren, säuerlicheren Joghurt.
- Verarbeitung: Frische, pasteurisierte Milch ist top. H-Milch geht zur Not auch, aber der Joghurt kann eine leicht „gekochte“ Note bekommen und wird oft weicher.
- Mein Favorit: Nicht-homogenisierte Milch, oft als „traditionell hergestellt“ verkauft. Gibt’s manchmal direkt beim Bauern oder in gut sortierten Bioläden. Hier setzt sich eine wunderbare Rahmschicht oben ab – ein Traum!
- Achtung, Rohmilch! Sie kann fantastische Ergebnisse liefern, birgt aber gesundheitliche Risiken. Wenn du sie nutzt, ist das sorgfältige Erhitzen auf 85-90 °C absolute Pflicht, um Keime abzutöten. Da gibt es keine Kompromisse.
Die Starterkultur – Dein wichtigster Mitarbeiter
Hier hast du zwei Optionen. Beide haben ihre Vor- und Nachteile.

Option 1: Gekaufter Joghurt als Starter. Du nimmst einfach zwei Löffel von einem guten, gekauften bulgarischen Joghurt. Schau auf die Zutatenliste: Da sollte nur Milch und die Kulturen draufstehen, keine Stärke oder andere Zusätze. Der Nachteil ist, dass du damit nicht ewig „weiter-impfen“ kannst. Aus meiner Erfahrung klappt das so 5-7 Mal ganz gut. Danach merkst du, dass die Kultur schwächer wird und die Textur leidet. Dann ist es Zeit für einen frischen Starter.
Option 2: Gefriergetrocknete Kulturen. Das ist der zuverlässigste Weg für zu Hause. Du kaufst eine präzise abgemischte Kultur in Pulverform. Die gibt’s in spezialisierten Online-Shops für Joghurt- und Käsebedarf. Die Investition von etwa 10 bis 15 Euro lohnt sich, denn eine kleine Packung reicht für Dutzende Liter Milch und die Ergebnisse sind super konstant.
Dein Werkzeugkasten
- Ein präzises digitales Thermometer: Das ist dein wichtigstes Werkzeug, ohne Wenn und Aber. Gib hier ruhig mal 15 bis 20 Euro aus, zum Beispiel bei Amazon oder im Fachhandel. Eine Abweichung von nur 2-3 Grad kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
- Ein Topf mit dickem Boden: Verhindert, dass die Milch anbrennt.
- Saubere Gläser mit Deckel: Normale Einmachgläser sind perfekt. Spül sie vor Gebrauch mit kochendem Wasser aus, um sie zu desinfizieren.
- Ein Ort zum Brüten: Du brauchst eine Umgebung, die konstant 42-45 °C hält. Dafür gibt es mehrere simple Methoden:
- Joghurtbereiter: Die einfachste und sicherste Methode. Hält die Temperatur automatisch. Gute Geräte gibt es ab ca. 30 Euro.
- Backofen mit eingeschalteter Lampe: Der Klassiker! Viele Öfen erreichen mit nur der Beleuchtung die perfekte Temperatur. Kleiner Tipp für Ungeduldige: Stell heute Abend einfach mal ein Glas Wasser mit deinem Thermometer in den Ofen, schalte nur das Licht an und schau nach 30 Minuten nach. So weißt du sofort, ob du schon einen perfekten, kostenlosen Brutkasten besitzt!
- Isolierbox oder Kühlbox: Eine Styroporbox mit einer Flasche heißem Wasser kann die Temperatur auch für Stunden halten. Das erfordert aber ein bisschen Übung und Kontrolle.
- Problem: Der Joghurt ist flüssig geblieben.
Die Temperatur war wahrscheinlich zu niedrig (unter 40 °C) oder die Kultur war zu schwach. Überprüfe dein Thermometer und nimm beim nächsten Mal eine frische Kultur. - Problem: Er ist grieselig oder klumpig.
Entweder hast du die Milch zu schnell erhitzt oder die Kultur in zu heiße Milch gegeben. Oder du hast die Gläser während des Brutvorgangs bewegt. Ich hatte mal einen Lehrling, der meinte, er hätte die Temperatur „im Gefühl“. Sein Joghurt war am Ende eine säuerliche, klumpige Suppe. Seitdem predige ich: Vertraut eurem Thermometer, nicht eurem Gefühl! - Problem: Er hat sich in Molke und feste Klumpen getrennt.
Klassischer Fall von zu lange oder zu heiß fermentiert (über 46 °C). Aber wirf ihn nicht weg! Gieß die Molke ab (super für Smoothies oder zum Backen) und verwende den festen Teil wie einen Frischkäse. - Problem: Er schmeckt fad.
Ganz einfach: Er war zu kurz im Brutkasten. Lass ihn beim nächsten Mal 1-2 Stunden länger fermentieren. - Nimm ein feines Sieb und lege es mit einem sauberen Küchentuch oder einem Kaffeefilter aus.
- Stelle das Sieb über eine Schüssel, um die abtropfende Molke aufzufangen.
- Gib deinen fertigen, gekühlten Joghurt in das Tuch, decke ihn ab und stelle das Ganze für ein paar Stunden (oder über Nacht) in den Kühlschrank.
- Zu niedrige Temperatur: Die Kulturen arbeiten am besten zwischen 42-45 °C. Fällt die Temperatur zu schnell oder ist sie von Anfang an zu niedrig, werden sie träge und der Joghurt nicht fest. Ein digitales Küchenthermometer ist hier Ihr bester Freund.
- Zu kurze Reifezeit: Geduld ist eine Zutat! Je nach Umgebungstemperatur kann es zwischen 6 und 12 Stunden dauern. Geben Sie dem Joghurt Zeit.
- Erschütterung: Der Joghurt darf während des Reifeprozesses nicht bewegt oder gestoßen werden. Das feine Proteingel, das sich bildet, würde sonst zusammenfallen.
- Dicker, cremiger und proteinreicher
- Weniger Molke, festere Konsistenz
- Intensiverer Geschmack
- Gefriergetrocknete Kulturen: Online-Shops wie „Bacillus Bulgaricus“ oder „Genesis“ bieten Päckchen mit den authentischen Stämmen an. Sie sind ideal für den ersten Ansatz und garantieren Reinheit.
- Ein Löffel fertiger Joghurt: Sie können einen guten, gekauften bulgarischen Joghurt (achten Sie auf „lebende Kulturen“ im Etikett) als Starter verwenden.
- „Überimpfen“: Sobald Ihre erste Charge gelungen ist, heben Sie einfach ein paar Löffel davon für den nächsten Ansatz auf.
- Tarator: Die klassische bulgarische kalte Suppe. Mischen Sie Ihren Joghurt mit Wasser, gehackten Walnüssen, frischem Dill, Knoblauch und einem Schuss Sonnenblumenöl. Perfekt für heiße Sommertage.
- Sneschanka Salat: Ein dickerer „Schneewittchen“-Salat aus abgetropftem Joghurt, Gurken, Knoblauch und Walnüssen.
- Als Marinade: Die Säure im Joghurt macht Fleisch, besonders Hähnchen oder Lamm, unglaublich zart. Einfach mit Kräutern und Gewürzen mischen und das Fleisch darin einlegen.
- Ein präzises digitales Küchenthermometer.
- Ein Schneebesen zum klümpchenfreien Einrühren der Kultur.
- Absolut saubere Gläser mit Deckeln.
- Ein großer Topf zum Erhitzen der Milch.
- Mit einem Löffel flüssigem Honig und einer Handvoll gerösteter Walnüsse – der Klassiker.
- Mit hausgemachter Konfitüre, besonders Rosen- oder Feigenmarmelade.
- Pur, als erfrischender Kontrapunkt zu einem herzhaften Gericht wie Gulasch oder gefüllten Paprika.
- Mit frischen Beeren und einem Hauch Minze.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung: So wird’s gemacht!
So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Nimm dir Zeit, denn Hektik ist der größte Feind von gutem Joghurt. Die ganze Aktion dauert übrigens nur etwa 30 Minuten aktive Arbeitszeit. Der Rest ist Warten. Vom Start bis zum ersten Löffel vergehen ca. 12 bis 24 Stunden.
Schritt 1: Milch vorbereiten
Gib 1 Liter Milch in den Topf. Erhitze sie langsam auf 85-90 °C und halte diese Temperatur unter gelegentlichem Rühren für etwa 10 Minuten. Das ist der Profi-Trick für eine extra dicke Konsistenz!
Schritt 2: Milch abkühlen
Nimm den Topf vom Herd und lass die Milch auf die „Impftemperatur“ von exakt 42-45 °C abkühlen. Stell den Topf in ein kaltes Wasserbad, um es zu beschleunigen. Rühr gelegentlich um und miss immer wieder mit dem Thermometer nach.
Schritt 3: Kultur einrühren (Das „Impfen“)
Sobald die Milch die perfekte Temperatur hat, kommt die Kultur dazu. Nimm ca. 2 Esslöffel fertigen Joghurt oder die Pulvermenge laut Packungsanweisung. Gib den Starter in eine kleine Schüssel, verrühre ihn mit ein paar Löffeln der warmen Milch klümpchenfrei und gib diesen „Vorteig“ dann zur restlichen Milch. So verteilt sich alles perfekt. Rühre sanft für eine Minute um.

Schritt 4: Abfüllen und brüten lassen
Fülle die geimpfte Milch sofort in deine sauberen Gläser, Deckel drauf und ab in deinen Brutkasten (Joghurtbereiter, Ofen, etc.). Jetzt heißt es warten, und zwar für 4 bis 8 Stunden. Je kürzer, desto milder. Je länger, desto säuerlicher. Wichtig: Den Joghurt während dieser Zeit bloß nicht bewegen oder erschüttern!
Schritt 5: Den perfekten Moment abpassen
Wann ist er fertig? Mach den „Kipptest“: Nimm ein Glas vorsichtig und kippe es leicht. Der Joghurt sollte sich als eine feste Masse vom Rand lösen. Wenn er noch flüssig ist, braucht er noch Zeit. Ist er fest, geht’s zum nächsten Schritt.
Schritt 6: Kühlen und reifen lassen
Stell die fertigen Gläser sofort in den Kühlschrank. Die Kälte stoppt die Fermentation. Aber das Wichtigste passiert jetzt: In den nächsten 12-24 Stunden reift der Joghurt nach, wird noch fester und entwickelt sein volles Aroma. Frisch aus der Wärme schmeckt er noch nicht so rund. Geduld zahlt sich hier wirklich aus!

Hilfe, mein Joghurt ist komisch! (Fehlersuche vom Profi)
Auch bei mir geht mal was schief. Wichtig ist, zu verstehen, warum. Hier die häufigsten Pannen und wie du sie löst.

Profi-Tipp: So wird dein Joghurt extra-dick wie griechischer
Manchmal muss es einfach extra cremig sein. Dafür gibt es einen simplen Trick, um abgetropften Joghurt herzustellen. In Südosteuropa ist das eine echte Delikatesse.
Das Ergebnis ist ein unglaublich dicker, streichfester Joghurt, der sich perfekt für Dips, Tzatziki oder einfach pur mit Früchten eignet.
Ein Wort zum Schluss
Selbstgemachter Joghurt ist so viel mehr als nur ein Lebensmittel. Es ist ein kleines, faszinierendes Projekt, das dich mit einem unglaublich leckeren Ergebnis belohnt. Wenn du deinen ersten eigenen, perfekten Joghurt löffelst – fest, cremig und genau richtig säuerlich –, wirst du verstehen, was ich meine. Das ist nicht einfach nur Joghurt. Das ist DEIN Joghurt. Und diesen Wert kann man in keinem Supermarkt kaufen.

Bildergalerie


Die Wahl der richtigen Milch ist entscheidend.
Für einen authentisch dichten und cremigen bulgarischen Joghurt ist frische Vollmilch mit mindestens 3,5 %, besser noch 3,8 % Fett, die erste Wahl. Die Fettmoleküle tragen zur Struktur und zum vollmundigen Geschmack bei. Während pasteurisierte Frischmilch hervorragend funktioniert, kann H-Milch (UHT) aufgrund ihrer ultrahohen Erhitzung zu einer schwächeren, weniger stabilen Textur führen. Wer das Glück hat, an hochwertige Rohmilch direkt vom Bauern zu kommen, sollte diese vorab einmal auf 90 °C erhitzen (nicht kochen!), um Fremdkeime zu eliminieren und die Proteine für eine perfekte Fermentation vorzubereiten.



Weihnachtssterne selber machen: Dein ehrlicher Guide vom Basteltisch – ganz ohne Frust
Der bulgarische Mikrobiologe Dr. Stamen Grigorov identifizierte 1905 als Erster den spezifischen Bazillus, der für die Fermentation des Joghurts verantwortlich ist. Ihm zu Ehren wurde er „Lactobacillus bulgaricus“ getauft.
Diese Entdeckung legte den wissenschaftlichen Grundstein für das Verständnis, warum gerade dieser Joghurt so einzigartig ist. Es ist also keine Magie, sondern faszinierende Biologie, die in Ihrer Küche stattfindet!

Joghurt zu flüssig? Kein Grund zur Panik. Das sind die häufigsten Ursachen:


Kann ich einen Joghurtbereiter verwenden?
Ja, absolut! Ein Joghurtbereiter, wie beispielsweise Modelle von Severin oder WMF, nimmt Ihnen die größte Herausforderung ab: das konstante Halten der Temperatur. Er ist eine sinnvolle Investition, wenn Sie regelmäßig Joghurt herstellen möchten. Der Vorteil liegt in der Zuverlässigkeit und im geringen Stromverbrauch im Vergleich zum Backofen. Das Ergebnis ist oft gleichmäßiger, da die Wärme gezielt auf die Gläser wirkt. Aber keine Sorge: Auch ohne Gerät gelingen mit der Backofen- oder Thermoskannen-Methode perfekte Ergebnisse.

Das Geheimnis? Das Abtropfenlassen. Legen Sie ein sauberes Passier- oder Käsetuch in ein Sieb über eine Schüssel, geben Sie den fertigen Joghurt hinein und lassen Sie ihn für einige Stunden im Kühlschrank abtropfen. Die austretende Flüssigkeit ist die Molke. Was zurückbleibt, ist ein herrlich dichter Joghurt, der an griechischen Joghurt erinnert.


Starterkultur: Die kleinen Helfer für Ihren Joghurt gibt es in verschiedenen Formen. Hier die gängigsten Optionen:

In Bulgarien gilt Kiselo Mlyako nicht nur als Lebensmittel, sondern als Teil des nationalen Erbes und wird oft „die Nahrung der Hundertjährigen“ genannt.


Die Haut auf dem Joghurt: Wegwerfen oder genießen?
Diese leicht gelbliche, feste Schicht, die sich manchmal oben bildet, ist kein Fehler, sondern ein Qualitätsmerkmal! Besonders bei der Verwendung von nicht-homogenisierter Milch bildet sich diese köstliche Haut aus Milchfett und Proteinen, in Bulgarien „Kaymak“ (Каймак) genannt. Für viele ist sie der beste Teil des Joghurts – cremig, reichhaltig und voller Geschmack. Also: unbedingt probieren!

Wie lange hält sich mein selbstgemachter Joghurt?
Gut verschlossen und im kältesten Teil des Kühlschranks gelagert, bleibt Ihr frischer Joghurt etwa 7 bis 10 Tage frisch. Beachten Sie, dass er mit der Zeit etwas saurer werden kann, da die Bakterien, wenn auch langsam, weiterarbeiten. Der Geschmack entwickelt sich also. Verwenden Sie immer einen sauberen Löffel, um Portionen zu entnehmen und eine Kontamination zu vermeiden.



Wichtiger Punkt: Nach dem Ende der Reifezeit ist der Joghurt noch warm und wackelig. Stellen Sie die Gläser behutsam und ohne sie zu schütteln für mindestens 6-8 Stunden in den Kühlschrank. Erst durch das vollständige Abkühlen entwickelt der Joghurt seine endgültige, feste Struktur und seinen vollen Geschmack. Dieser Schritt ist genauso wichtig wie die Fermentation selbst!


Option A: Frischmilch (pasteurisiert): Der Goldstandard. Sie hat eine natürliche Proteinstruktur, die ein festes, cremiges Gel fördert. Der Geschmack ist frisch und vollmundig. Sie muss vor dem Beimpfen auf 85-90°C erhitzt werden.
Option B: H-Milch (UHT): Bequem, da sie nicht vorgekocht werden muss. Allerdings wurde ihre Proteinstruktur durch die Ultrahocherhitzung verändert, was oft zu einem weicheren, weniger stabilen Joghurt führt.
Für das beste Ergebnis empfehlen wir klar Frischmilch. Der kleine Mehraufwand zahlt sich in Textur und Geschmack aus.

Laut einer Studie im ‚Journal of Dairy Science‘ kann die symbiotische Aktivität von L. bulgaricus und S. thermophilus die Laktose in der Milch um bis zu 40% reduzieren.
Das bedeutet, dass selbstgemachter Joghurt für Menschen mit leichter Laktoseintoleranz oft besser verträglich ist als reine Milch. Die Bakterien erledigen quasi einen Teil der Verdauungsarbeit für uns.


Die Kunst des „Überimpfens“ (Back-Slopping) ist das Herzstück der traditionellen Joghurtherstellung. Anstatt jedes Mal eine neue Starterkultur zu kaufen, heben Sie einfach 2-3 Esslöffel Ihres fertigen, frischen Joghurts auf, um die nächste Charge Milch zu „impfen“. So entsteht eine hauseigene Kultur, die sich über die Zeit sogar leicht an die Bedingungen in Ihrer Küche anpassen kann. Wichtig ist, den Starter-Joghurt innerhalb von 5-7 Tagen zu verwenden, solange die Kulturen am aktivsten sind.

Mein Joghurt ist viel zu sauer geworden. Was ist passiert?
Der häufigste Grund für übermäßige Säure ist eine zu lange oder zu warme Reifezeit. Der Lactobacillus bulgaricus, verantwortlich für die Säurebildung, arbeitet bei Wärme auf Hochtouren. Je länger er bei seiner Lieblingstemperatur bleibt, desto mehr Milchsäure produziert er. Verkürzen Sie beim nächsten Mal die Reifezeit um ein oder zwei Stunden oder prüfen Sie die Temperatur. Ein zu saurer Joghurt ist aber nicht schlecht! Verwenden Sie ihn zum Backen, in Smoothies oder als Basis für Salatdressings.


Glas ist das Material der Wahl. Es ist nicht nur nachhaltig und unendlich wiederverwendbar, sondern auch hygienisch und reaktionsneutral. Im Gegensatz zu manchen Kunststoffen gibt Glas keinerlei Stoffe an Ihren Joghurt ab und beeinflusst den reinen Geschmack nicht. Zudem lässt sich Glas leicht und sicher sterilisieren – entweder durch Auskochen oder bei 130 °C für 15 Minuten im Backofen. Die durchsichtigen Wände erlauben es Ihnen außerdem, die Konsistenz zu beobachten, ohne den Deckel öffnen zu müssen.

Das ist alles, was Sie wirklich brauchen. Teure Geräte sind optional. Das Wichtigste ist die Kontrolle über die Temperatur und absolute Sauberkeit, um zu verhindern, dass unerwünschte Bakterien mit Ihren Joghurtkulturen konkurrieren.


Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Joghurt in Bulgarien gehört zu den höchsten der Welt und liegt bei über 25 Kilogramm.

Traditionelle Tongefäße: Mehr als nur Dekoration.
In Bulgarien wird Kiselo Mlyako traditionell in unglasierten oder teilglasierten Tontöpfen hergestellt und serviert. Das hat einen praktischen Grund: Das poröse Material des Tons kann überschüssige Molke langsam aufnehmen und durch Verdunstung nach außen abgeben. Das Ergebnis ist ein natürlich dickerer und festerer Joghurt. Falls Sie solche Töpfe finden, probieren Sie es aus – es verleiht dem ganzen Prozess ein wunderbar authentisches Gefühl.


Kann ich bulgarischen Joghurt mit pflanzlicher Milch herstellen?
Die originalen bulgarischen Kulturen sind auf Laktose (Milchzucker) als Nahrung spezialisiert. In Pflanzenmilch (Soja, Mandel, Hafer) fehlt diese. Daher wird die Fermentation nicht auf die gleiche Weise funktionieren. Sojamilch ist aufgrund ihres hohen Proteingehalts die beste Alternative, benötigt aber oft einen speziellen veganen Joghurtstarter und ein Verdickungsmittel wie Agar-Agar, um eine feste Konsistenz zu erreichen. Das Ergebnis ist dann ein fermentiertes Sojaprodukt, aber geschmacklich und textuell nicht mit dem Original zu vergleichen.

Der Geruch von frischem, selbstgemachtem Joghurt ist einzigartig. Wenn er noch leicht warm ist, verströmt er ein ganz subtiles Aroma, das Kenner als leicht säuerlich mit einer Note von „grünen Äpfeln“ beschreiben. Dies ist das Werk von Acetaldehyd, einer Verbindung, die hauptsächlich vom Lactobacillus bulgaricus während der Fermentation produziert wird. Es ist das untrügliche Zeichen, dass die Symbiose der Kulturen perfekt funktioniert.


Joghurt-Kosten im Vergleich:
Gekauft: Ein hochwertiger Bio-Joghurt bulgarischer Art (ca. 400g) kostet im Supermarkt leicht 1,80 € bis 2,50 €.
Selbstgemacht: Ein Liter gute Bio-Vollmilch kostet etwa 1,50 €. Daraus erhalten Sie 1 kg Joghurt. Die Kosten für die Starterkultur sind nach dem ersten Ansatz vernachlässigbar, da Sie Ihren eigenen Joghurt weiterverwenden.
Auf lange Sicht ist die eigene Herstellung also nicht nur geschmacklich überlegen, sondern auch deutlich günstiger.

Die Reinheit des Geschmacks macht ihn zur perfekten Leinwand für süße wie auch salzige Begleiter.


Wichtiger Punkt: Die beste Temperatur zum Einrühren der Starterkultur in die Milch liegt exakt bei 45 °C. Ist die Milch heißer, sterben die empfindlichen Bakterien ab. Ist sie deutlich kühler, dauert die Fermentation sehr lange oder startet gar nicht erst richtig. Investieren Sie in ein gutes Thermometer – es ist das wichtigste Werkzeug für wiederholbare, perfekte Ergebnisse.
Die Fermentation ist ein lebendiger Prozess. Seien Sie nicht entmutigt, wenn der erste Versuch nicht perfekt wird. Betrachten Sie es als einen Dialog zwischen Ihnen und den Mikroorganismen. Vielleicht war Ihr Ofen etwas zu warm oder die Kultur brauchte länger. Jeder kleine „Fehler“ ist eine Lernerfahrung, die Sie dem perfekten, selbstgemachten Joghurt näherbringt. Genau wie der Kollege aus der Geschichte im Artikel, werden Sie mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln.



