Deine eigene Naturkosmetik: So rührst du Cremes, die wirklich was können (und sicher sind!)

Echte Schönheit kommt von innen – und aus der Natur. Entdecke, wie du mit einfachen Zutaten deine eigene Schminke zaubern kannst!

von Verena Lange

Herzlich willkommen in der Werkstatt! Seit Ewigkeiten stehe ich hier und rühre Salben, Cremes und Öle an. Was als neugieriges Experiment begann, ist heute zu einer echten Leidenschaft geworden. Ich habe gesehen, wie aus ganz simplen Rohstoffen fantastische Pflegeprodukte werden. Aber, und das ist mir wichtig, ganz ehrlich: Ich habe auch erlebt, wie schnell eine gut gemeinte Mischung kippen, ranzig werden oder im schlimmsten Fall die Haut reizen kann.

Deshalb lass uns heute mal Klartext reden. Das Selbermachen von Kosmetik ist ein großartiges Handwerk. Du hast die volle Kontrolle darüber, was auf deine Haut kommt, und kannst Produkte kreieren, die wie für dich gemacht sind. Aber es ist eben ein Handwerk – und nicht einfach nur Kochen nach Omas Rezeptbuch. Es erfordert ein bisschen Genauigkeit, Sauberkeit und ein Grundgefühl für die Zutaten. Vergiss die reißerischen Blogartikel, die dir versprechen, mit drei Löffeln Joghurt und etwas Honig teure Markenprodukte zu ersetzen. Das ist, freundlich gesagt, nur die halbe Wahrheit.

Schminke selber machen - Foundation Powder mit Zimt, Muskat, Pfeilwurzpulver und Kakaopulver

Mein Ziel hier ist, dir einen realistischen und vor allem sicheren Weg zu zeigen. Wir sprechen über die nötige Ausrüstung, die kleine Prise Chemie, die eine Creme zusammenhält, und die wichtigsten Sicherheitsregeln. Fangen wir also an – aber richtig, mit Respekt vor dem Handwerk.

Die Grundlagen: Mehr als nur ein bisschen Rühren

Bevor wir auch nur einen Tropfen Öl abmessen, müssen wir über das Fundament sprechen. Wer diese Schritte überspringt, riskiert nicht nur ein mittelmäßiges Ergebnis, sondern auch seine Hautgesundheit. Das ist das Erste, was jeder Profi lernt.

Hygiene ist das A und O

In der Industrie gibt es dafür schicke Abkürzungen, aber für uns zu Hause heißt das schlicht: peinliche Sauberkeit. Eine Creme ist ein Paradies für Bakterien und Schimmel, besonders wenn Wasser im Spiel ist. Einmal verunreinigt, können diese unsichtbaren Gäste für Pickel, Irritationen oder sogar fiese Infektionen sorgen.

Ich erinnere mich noch gut an einen meiner ersten Versuche. Eine selbst gemachte Feuchtigkeitscreme sah nach zwei Wochen plötzlich… nun ja, pelzig aus. Ich hatte damals einfach nicht kapiert, wie entscheidend die Desinfektion ist. Die ganze Charge landete im Müll. Eine teure Lektion.

Schminke selber machen - glatte Foundation mit Mandelöl, Sheabutter, Kokosbutter, Bienenwachs, Vitamin-E

So schaffst du eine saubere Arbeitsumgebung:

  • Arbeitsfläche: Erst gründlich reinigen, dann mit 70%igem Isopropylalkohol (kriegst du für ca. 5-7 € in der Apotheke) abwischen. Papiertücher sind hier besser als Stofflappen, die oft selbst Keimschleudern sind.
  • Geräte: Alle Bechergläser, Rührer und Spatel müssen desinfiziert werden. Einfach mit dem Alkohol einsprühen und an der Luft trocknen lassen. Wichtig: nicht nachwischen!
  • Behälter: Auch die Tiegel und Flaschen für dein fertiges Produkt müssen absolut keimfrei sein. Du kannst sie kurz auskochen oder ebenfalls mit Alkohol desinfizieren.
  • Hände: Gründlich waschen und am besten Einweghandschuhe tragen. Fühlt sich am Anfang vielleicht komisch an, ist aber eine super Sache.

Glaub mir, dieser Aufwand ist nicht übertrieben. Er ist die Eintrittskarte für ein sicheres Produkt.

Das richtige Werkzeug: Präzision statt Pi mal Daumen

Beim Kosmetikrühren arbeiten wir oft mit winzigen Mengen, bei denen jedes Gramm zählt. Die Küchenwaage und der Esslöffel aus der Schublade sind hier leider fehl am Platz. Ein Fehler von nur einem Gramm kann die ganze Konsistenz ruinieren oder die Wirkung deines Konservierers zunichtemachen.

Schminke selber machen - Wimperntusche mit Bienenwachspastillen, Kokosöl, Aloe Vera Gel, Aktivkohle

Deine Grundausstattung für den Start:

  • Feinwaage: Das ist deine wichtigste Investition! Eine digitale Waage, die auf 0,01 Gramm genau misst, ist unerlässlich. Die bekommst du online schon für ca. 20-25 Euro.
  • Bechergläser: Hol dir am besten direkt ein Set mit zwei hitzebeständigen Bechergläsern (meist aus Borosilikatglas). Eines für die Fettphase, eines für die Wasserphase. Ein Set kostet oft unter 15 Euro.
  • Rührgeräte: Für den Anfang reicht ein Glasrührstab. Ein echter Game-Changer für Emulsionen ist aber ein kleiner, batteriebetriebener Milchaufschäumer. Kostet keine 10 Euro und zaubert eine wunderbar feine Creme.
  • pH-Teststreifen: Unverzichtbar, um den Säuregrad deiner Creme zu checken. Achte darauf, dass sie den Bereich von ca. pH 4 bis 7 abdecken.
  • Thermometer: Ein einfaches digitales Küchenthermometer, um die Temperatur zu kontrollieren.

Gut zu wissen: All diese Dinge findest du in spezialisierten Online-Shops für Kosmetikrohstoffe. Gib einfach mal „Kosmetik selber machen Shop“ in die Suche ein, da findest du Anbieter wie Dragonspice, Spinnrad oder behawe. Dort bekommst du alles aus einer Hand.

Kokosöl Kosmetik selber machen - DIY schwarze Wimperntusche in einer Plastiktüte

Die kleine Wissenschaft dahinter: Warum deine Creme nicht auseinanderfällt

Eine gute Creme ist mehr als nur ein Mix aus Zutaten; sie ist eine stabile Verbindung aus Fett und Wasser. Und wenn man dieses Prinzip einmal verstanden hat, kann man plötzlich Rezepte anpassen und Probleme selbst lösen.

Die Emulsion: Das Herzstück jeder Creme

Öl und Wasser hassen sich. Versuch mal, sie zu mischen – nach wenigen Sekunden gehen sie wieder getrennte Wege. Eine Creme ist eine Emulsion, bei der winzige Öltröpfchen in Wasser schweben (eine O/W-Emulsion, typisch für leichte Lotionen) oder umgekehrt Wassertröpfchen in Öl (eine W/O-Emulsion, wie bei reichhaltigen Cold Creams). Damit diese Zwangsheirat hält, brauchen wir einen Vermittler.

Übrigens, um dir den Unterschied bildlich vorzustellen: Eine O/W-Emulsion ist wie Milch (wenig Fett in viel Wasser), eine W/O-Emulsion ist wie Butter (wenig Wasser in viel Fett). Und genau so unterschiedlich fühlen sie sich auch auf der Haut an!

Der Emulgator: Der Friedensstifter

Ein Emulgator ist ein cleveres Molekül mit einem wasserliebenden Kopf und einem fettliebenden Schwanz. Er umklammert die Öl- und Wassertröpfchen und kettet sie aneinander. Stell ihn dir wie einen Reißverschluss vor.

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Für Anfänger eignen sich kombinierte Emulgatoren wie Tegomuls oder Lamecreme super, da sie die Creme auch gleich stabilisieren. Wichtig ist nur: Jeder Emulgator braucht eine bestimmte Temperatur (meist um die 70 °C), um zu schmelzen und seine Arbeit zu tun. Deshalb müssen Fett- und Wasserphase auf die gleiche Temperatur erhitzt werden.

Der pH-Wert: Wichtiger, als du denkst

Unsere Haut ist von Natur aus leicht sauer, mit einem pH-Wert von etwa 5,5. Dieser Säureschutzmantel ist unser Bodyguard gegen Keime. Eine gute Creme sollte diesen Wert respektieren. Ist sie zu basisch, kann sie die Hautbarriere schwächen und zu Trockenheit führen.

Ganz ehrlich, mir ist das am Anfang auch passiert: Ein Tropfen zu viel Milchsäure, um den pH-Wert zu senken, und schon hat die Haut nach dem Eincremen geziept. Also, mein Tipp aus schmerzhafter Erfahrung: Immer nur EINEN Tropfen auf einmal zugeben und dann geduldig neu messen!

Konservierung: Ein absolutes Muss

So, und jetzt kommt der Punkt, bei dem ich keine Kompromisse mache. Jedes Produkt, das Wasser enthält, wird ohne Konservierung schlecht. Und zwar schnell. Bitte vergiss den Mythos, dass Vitamin E (Tocopherol) oder Grapefruitkernextrakt ausreichen. Das sind Antioxidantien, die Fette am Ranzigwerden hindern. Gegen Bakterien, Hefen und Schimmel sind sie aber machtlos.

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Die Verwendung eines breit wirksamen Konservierungsmittels ist aus Sicherheitsgründen zwingend. Punkt. In der Naturkosmetik gibt es gut verträgliche Optionen wie Biokons oder Rokonsal. Sie werden niedrig dosiert (meist um 1 %) in die handwarme Creme gerührt. Alles ohne Wasser, wie ein reiner Lippenbalsam oder ein Körperöl, braucht das natürlich nicht.

Dein erstes Projekt: Eine super einfache Handcreme (ca. 100g)

Genug Theorie, jetzt geht’s ans Rühren! Mit diesem Rezept erstellst du eine pflegende Handcreme, die schnell einzieht. Plane für dein erstes Mal etwa 30 bis 40 Minuten ein, vom Abwiegen bis zum Abfüllen.

Deine Einkaufsliste (Zutaten & Zubehör)

  • Für die Fettphase (Phase A): 8g Sheabutter, 12g Jojobaöl (Alternative: Mandelöl geht auch super, macht die Creme einen Tick reichhaltiger), 6g Tegomuls (Emulgator).
  • Für die Wasserphase (Phase B): 68g Destilliertes Wasser (wichtig, kein Leitungswasser!), 4g Glycerin (99%).
  • Für die Wirkstoffphase (Phase C): 1g D-Panthenol (75%), 1g Biokons (Konservierungsmittel).
  • Optional: 3-4 Tropfen ätherisches Öl, z. B. Lavendel.
  • Zum Einstellen: Milchsäure 80% und deine pH-Teststreifen.
  • Außerdem: Isopropylalkohol, Einweghandschuhe, deine Waage, Bechergläser etc.
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Die genaue Vorgehensweise

  1. Vorbereitung: Desinfiziere deine Arbeitsfläche, alle Geräte und den leeren Cremetiegel. Sicherheit geht vor!
  2. Abwiegen: Wiege die Zutaten für Phase A (Fett) in einem Becherglas exakt ab. Mach dasselbe für Phase B (Wasser) in einem zweiten Becherglas.
  3. Erhitzen: Stell beide Bechergläser in ein Wasserbad. Erhitze alles langsam, bis beide Phasen eine Temperatur von ca. 70 °C erreicht haben. In Phase A muss alles klar und vollständig geschmolzen sein.
  4. Emulgieren: Jetzt kommt der magische Moment! Nimm beide Gläser aus dem Wasserbad. Gieße die Wasserphase (B) in einem Rutsch in die Fettphase (A) und rühre sofort kräftig mit dem Mini-Mixer, etwa 2-3 Minuten lang. Du siehst, wie die Mischung milchig und dann cremig-weiß wird.
  5. Abkühlen: Stell das Becherglas in ein kaltes Wasserbad und rühre dabei langsam und gemütlich mit einem Spatel weiter. So bleibt die Creme schön glatt.
  6. Wirkstoffe zugeben: Wenn die Creme nur noch handwarm ist (unter 40 °C), rührst du die Zutaten aus Phase C (D-Panthenol, Konservierung, evtl. Duft) unter. Zu viel Hitze würde sie zerstören.
  7. pH-Wert einstellen: Tauch einen Teststreifen kurz in die Creme. Wahrscheinlich liegt der Wert noch etwas zu hoch. Gib EINEN Tropfen Milchsäure dazu, rühre gut um und miss erneut. Wiederhole das, bis du bei ca. 5,5 landest.
  8. Abfüllen: Fülle die fertige Creme in deinen desinfizierten Tiegel. Beschrifte ihn mit dem Namen und dem Herstellungsdatum. Lass sie ganz auskühlen, bevor du den Deckel schließt.

Herzlichen Glückwunsch! Bei sauberer Arbeit und korrekter Konservierung ist deine Handcreme locker 3 Monate haltbar.

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Was tun, wenn…? Kleines Troubleshooting für den Start

Keine Sorge, nicht jeder erste Versuch wird perfekt. Hier ein paar schnelle Lösungen:

  • Deine Creme trennt sich wieder? Meistens bedeutet das, dass eine der Phasen nicht heiß genug war (beide brauchen die 70 °C) oder du nicht lange und kräftig genug mit dem Mixer gerührt hast.
  • Deine Creme ist grieselig? Das passiert oft, wenn die Fettphase zu schnell abkühlt. Du kannst versuchen, die Creme nochmal ganz vorsichtig im Wasserbad zu erwärmen und kräftig aufzurühren, um sie zu retten.
  • Deine Creme ist zu flüssig? Keine Panik! Viele Emulsionen dicken innerhalb von 24 Stunden noch deutlich nach. Gib ihr also etwas Zeit.

Und was ist mit Puder oder Lippenstift?

Die Herstellung von dekorativer Kosmetik wie Puder oder Lippenbalsam ist eine ganz andere Welt. Der große Vorteil: Wir arbeiten oft ohne Wasser, was das Thema Konservierung extrem vereinfacht.

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Perfekt für Anfänger, weil hier fast nichts schiefgehen kann.

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  • Zutaten: 4g Bienenwachs, 6g Kakaobutter und 10g Mandelöl.
  • Anleitung: Einfach alles zusammen in einem Becherglas im Wasserbad schmelzen. Vom Herd nehmen und sofort in kleine Döschen oder leere Lippenstifthülsen füllen. Auskühlen lassen – fertig ist die Lippenpflege!

Mineralpuder und die Sache mit dem Sonnenschutz

Mineral-Foundation besteht hauptsächlich aus gemahlenen Mineralien. Die Herstellung ist eine Kunst für sich, aber eine Sache muss ganz klar gesagt werden: Du kannst zu Hause keinen zuverlässigen Sonnenschutz herstellen! Auch wenn Titandioxid und Zinkoxid eine lichtschützende Wirkung haben, erfordert ein definierter Lichtschutzfaktor (LSF) eine absolut homogene Verteilung der Partikel und extrem teure Labortests. Glaub bitte keinen Anleitungen im Netz, die dir einen LSF 30 aus der eigenen Küche versprechen. Das ist nicht nur falsch, sondern grob fahrlässig. Betrachte selbst gemachtes Puder immer nur als Make-up, niemals als Sonnenschutz.

Sicherheit, Grenzen und der gesunde Menschenverstand

Zum Schluss noch ein paar Worte, die mir am Herzen liegen. Es geht darum, die Risiken zu kennen und die Grenzen des Selbermachens zu respektieren.

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  • Allergien: Auch Naturstoffe können Allergien auslösen. Teste jedes neue Produkt erst in deiner Armbeuge und warte 24 Stunden, bevor du es großflächig anwendest.
  • Augenprodukte: Lass die Finger davon, Mascara oder Eyeliner selbst zu machen. Das Auge ist extrem empfindlich, und die Gefahr einer bakteriellen Infektion ist hier einfach zu groß.
  • Ätherische Öle: Weniger ist mehr. Einige Öle können die Haut reizen oder lichtempfindlich machen. Informiere dich gut, bevor du sie verwendest.
  • Rechtliches: Alles, was du für dich, deine Familie oder enge Freunde rührst, ist deine Privatsache. Sobald du aber anfängst, etwas zu verkaufen (auch auf dem Flohmarkt!), wirst du zum Hersteller und unterliegst strengen EU-Vorschriften. Das ist ein riesiger Aufwand.

Das Selberrühren hat seine Grenzen. Bei ernsthaften Hautproblemen wie Akne oder Neurodermitis ist der Gang zum Dermatologen immer der richtige Weg. Selbstgemachte Kosmetik kann eine tolle Unterstützung sein, aber niemals eine ärztliche Therapie ersetzen.

So, das war’s aus der Werkstatt. Es braucht etwas Übung und Geduld, aber die Freude, ein Produkt zu benutzen, das du mit deinen eigenen Händen geschaffen hast, ist unbezahlbar. Ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Ach ja, und ein letzter Tipp: Bevor du die öligen Bechergläser spülst, wisch sie gründlich mit einem Papiertuch aus. Das rettet deinen Spülschwamm und schont den Abfluss!

Inspirationen und Ideen

Hilfe, meine Creme hat sich getrennt! Was ist schiefgelaufen?

Das ist der häufigste Anfängerfrust! Meist liegt es an einem von drei Dingen: Die Wasser- und Fettphase hatten nicht die exakt gleiche Temperatur (um die 70°C ist ideal), du hast zu schnell oder zu kurz gerührt, oder die Menge des Emulgators war falsch bemessen. Emulgatoren wie Tegomuls oder Lamecreme brauchen Temperatur und kräftige Rührbewegungen, um die feine Verbindung zwischen Öl und Wasser herzustellen und stabil zu halten. Geduld und ein gutes Thermometer sind hier deine besten Freunde.

Jojobaöl oder Mandelöl? Die Wahl des Basisöls ist entscheidend.

Jojobaöl: Technisch ein flüssiges Wachs, das dem Hauttalg ähnelt. Es zieht blitzschnell ein, fettet nicht und ist extrem stabil – ideal für unreine oder Mischhaut.
Mandelöl: Der Sanftmütige. Ein klassisches Pflegeöl, perfekt für trockene, empfindliche Haut. Es nährt tief und beruhigt.
Die Wahl hängt also ganz von deinem Hautgefühl und dem Zweck deiner Creme ab.

Der natürliche pH-Wert der Hautoberfläche liegt im Durchschnitt bei 4,7.

Eine selbstgemachte Creme sollte diesem Wert so nah wie möglich kommen, um den Säureschutzmantel der Haut nicht zu stören. Mit pH-Teststreifen (gibt’s in der Apotheke) und ein paar Tropfen Milchsäure lässt sich der Wert deiner Emulsion ganz einfach messen und auf den hautfreundlichen Bereich zwischen 5 und 5,5 einstellen. Ein kleiner Schritt mit großer Wirkung für die Verträglichkeit!

Qualität bei den Rohstoffen ist das A und O. Anstatt teure Kleinstmengen zu kaufen, lohnt sich der Blick auf spezialisierte Online-Shops, die auch Profis beliefern. Hier findest du eine riesige Auswahl und verlässliche Qualität.

  • Dragonspice: Ein Paradies für eine riesige Auswahl an Ölen, Buttern und Wachsen.
  • Spinnrad: Einer der Pioniere in Deutschland mit verlässlichen Rezepturen und praktischen Starter-Sets.
  • Baccararose: Bekannt für besonders hochwertige ätherische Öle und seltene kosmetische Rohstoffe.

Der wichtigste Helfer: Sobald Wasser ins Spiel kommt, ist ein Konservierer unverzichtbar. Vergiss Mythen über Vitamin E oder Teebaumöl als alleinige Lösung – sie wirken antioxidativ, aber nicht ausreichend gegen Bakterien und Schimmel. Ein bewährter, naturkosmetik-konformer Breitbandkonservierer wie Rokonsal BSB-N oder Biokons sichert deine Creme für mehrere Monate ab. Ein paar Tropfen entscheiden über Haltbarkeit und Sicherheit.

  • Sie schützt empfindliche Wirkstoffe vor Licht und Sauerstoff.
  • Sie verhindert die Kontamination durch Fingerkontakt bei jeder Anwendung.
  • Sie ermöglicht eine restlose Entleerung des Produkts ohne Verschwendung.

Das Geheimnis? Der Airless-Spender. Für wertvolle Seren oder leichte Fluide ist er die hygienischste und effektivste Verpackungswahl. Die Anschaffung lohnt sich, denn er verlängert die Haltbarkeit deiner kostbaren Kreationen erheblich.

Es gibt diesen einen magischen Moment beim Rühren. Zuerst hast du zwei getrennte, unspektakuläre Flüssigkeiten. Doch dann, nach einigen Minuten intensiven Rührens mit einem Mini-Mixer, geschieht die Verwandlung: Die Mischung wird plötzlich milchig, dickt an und wird zu einer homogenen, glänzenden Creme. Dieses Gefühl, eine stabile Emulsion mit den eigenen Händen erschaffen zu haben, ist einer der schönsten Aspekte des Selbermachens – reine Alchemie im Becherglas!

Ein typischer Fehler, der wertvolle Inhaltsstoffe ruiniert, ist das Überhitzen. Besonders empfindliche Öle wie Wildrosen- oder Granatapfelsamenöl verlieren ihre kostbaren Fettsäuren bei zu hohen Temperaturen. Die Faustregel lautet: Nur die stabilen Basisöle, Fette und Emulgatoren in der Fettphase aufschmelzen. Hitzeempfindliche Wirkstofföle, Vitamine (z.B. D-Panthenol) oder Extrakte werden erst in der Abkühlphase bei unter 40 °C in die fertige Emulsion eingerührt.

  • Weniger ist mehr: Eine Konzentration von 0,5-1% ätherischer Öle (ca. 10-20 Tropfen auf 100g Creme) ist für die Gesichtspflege völlig ausreichend.
  • Timing ist alles: Ätherische Öle immer erst in die handwarme (unter 40°C) Creme einrühren, um die empfindlichen Wirkstoffe nicht durch Hitze zu zerstören.
  • Vorsicht bei Zitrusölen: Bergamotte, Zitrone oder Limette können die Haut lichtempfindlich machen. Im Sommer lieber meiden oder Produkte mit diesen Ölen nur abends verwenden.

Laut Zero Waste Europe landen jährlich Milliarden von Kosmetikverpackungen im Müll, oft nur zu einem Bruchteil recycelt.

Indem du deine Kosmetik selbst herstellst, entscheidest du dich aktiv dagegen. Du kannst hochwertige Glastiegel oder Pumpspender aus Braunglas immer wieder sterilisieren und verwenden, kaufst Rohstoffe in größeren Gebinden und reduzierst so deinen Verpackungsmüll drastisch. Jeder selbstgemachte Tiegel ist ein kleines Statement für mehr Nachhaltigkeit im Badezimmer.

Verena Lange

Verena Lange, eine geschätzte Autorin bei Archzine Online Magazine, hat ihr Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin absolviert. Sie hat zahlreiche Artikel in renommierten Medien wie BILD, WELT.de und Berliner Zeitung veröffentlicht.