Zuhause sicher bleiben: Der ehrliche Werkstatt-Guide für den Umbau im Alter
Pflege ist mehr als nur ein Job – es ist eine Kunstform. Entdecken Sie, wie moderne Ansätze das Leben von Pflegebedürftigen verwandeln können.
„Was, wenn die Wände sprechen könnten?“ fragt sich ein Pflegezimmer, in dem Geschichten von Hoffnung und Hingabe wohnen. Hier treffen sich die Lebenswege von Pflegebedürftigen und ihren Helfern, die mit Liebe und Sorgfalt Brücken zwischen den Welten bauen. In diesem Raum wird die Zukunft der Pflege neu definiert – und jeder Moment zählt.
Ich stehe schon seit Ewigkeiten in der Werkstatt und habe im Laufe der Jahre Hunderte von Wohnungen umgebaut, damit Menschen auch im Alter sicher und selbstständig darin leben können. Und eins kann ich euch sagen: Ich habe alles gesehen. Geniale Lösungen, aber auch teure Fehler, die man hätte vermeiden können.
Inhaltsverzeichnis
Die meisten Leute, die zu mir kommen, haben Sorgen. Sie haben irgendwelche Horror-Zahlen gehört und fürchten sich vor riesigen Kosten und wochenlangem Baulärm. Aber ganz ehrlich? Darum geht es meistens gar nicht. Es geht um kluge Planung und solides Handwerk. Ein guter Umbau ist keine Geldausgabe, sondern eine der besten Investitionen in die eigene Lebensqualität. Er gibt einem die Freiheit, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Und das ist, wie man so schön sagt, unbezahlbar.
Deshalb will ich hier mal Klartext reden – von Handwerker zu Mensch. Ich zeige euch, worauf es wirklich ankommt, wo man clever sparen kann und wo Sparen zur teuren Falle wird.

Das Fundament: Erst planen, dann hämmern
Der größte Fehler passiert fast immer, bevor auch nur ein Werkzeug ausgepackt wurde. Viele rennen einfach in den Baumarkt, kaufen einen Haltegriff oder rufen an und sagen: „Ich brauche eine neue Dusche.“ Das ist der falsche Weg. Ein barrierefreier Umbau muss sitzen wie ein Maßanzug. Er muss perfekt auf die Person zugeschnitten sein, die darin leben wird. Planung ist also das A und O.
Das richtige Team ist Gold wert
Ein guter Umbau ist keine One-Man-Show. Ich arbeite immer mit anderen Experten zusammen. Die wichtigsten Partner sind dabei oft:
- Ergotherapeuten: Das sind die Detektive für Bewegungsabläufe. Sie analysieren ganz genau, wo jemand Hilfe braucht. Welche Greifhöhe ist perfekt? Wie viel Kraft ist noch in den Händen? Ohne diese Infos baue ich vielleicht ein schickes Bad, das aber im Alltag total unpraktisch ist.
- Der Pflegedienst: Wenn schon Pflegekräfte ins Haus kommen, sind ihre Tipps aus der Praxis unbezahlbar. Sie wissen genau, welche Handgriffe schwerfallen und ob der mobile Lifter genug Platz zum Rangieren hat.
- Der Handwerksbetrieb: Das sind dann Leute wie ich. Unsere Aufgabe ist es, all diese Anforderungen in eine sichere, haltbare und funktionale Lösung zu übersetzen. Wir kennen die Materialien, die Vorschriften und die Tücken, die in alten Mauern so lauern.
Ein paar Stunden für eine gemeinsame Planung am Anfang sparen später Tausende von Euros für ärgerliche Korrekturen.

Die liebe Bürokratie: Hol dir das Geld, das dir zusteht
Viele wissen das gar nicht, aber für solche Umbauten gibt es finanzielle Unterstützung vom Staat. Liegt ein anerkannter Pflegegrad vor, kann die Pflegekasse einen Zuschuss für „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ gewähren.
Gut zu wissen: Aktuell sind das bis zu 4.000 Euro pro Person! Und das Beste: Wenn mehrere anspruchsberechtigte Personen zusammenwohnen, zum Beispiel ein Ehepaar, lässt sich dieser Betrag sogar poolen. Dann reden wir von bis zu 16.000 Euro für den gemeinsamen Umbau. Das ist eine Ansage, oder?
Mein wichtigster Rat: Stellt den Antrag bei der Pflegekasse, BEVOR ihr Aufträge vergebt. Wartet auf die schriftliche Zusage. Jeder seriöse Handwerker erstellt euch dafür ein detailliertes Angebot, das ihr mit dem Antrag einreichen könnt. Ja, die Mühlen der Bürokratie mahlen manchmal langsam, aber die Geduld lohnt sich. Wer zu früh loslegt, riskiert, auf den Kosten sitzen zu bleiben.
Die Profi-Richtlinie für barrierefreies Bauen
Im professionellen Bereich orientieren wir uns an einer offiziellen Norm für barrierefreies Bauen. Sie gibt die idealen Maße für Türbreiten, Bewegungsflächen oder die Höhe von Lichtschaltern vor. Muss man sich im privaten Umbau sklavisch daran halten? Nein. Aber diese Norm ist aus jahrzehntelanger Erfahrung entstanden und quasi der Goldstandard für Sicherheit. Ich nutze sie immer als Ausgangspunkt und passe die Maße dann individuell an die Person an. Sie ist ein super Werkzeug, kein unumstößliches Gesetz.

Der wichtigste Raum: Das Badezimmer sicher machen
Im Bad passieren die meisten Unfälle zu Hause. Nasse Fliesen, enge Räume, komplizierte Bewegungen – eine gefährliche Mischung. Ein sicheres Bad ist daher meistens das Herzstück des ganzen Umbaus. Ich vergesse nie diese ältere Dame, die nach dem Umbau in ihrer neuen, bodengleichen Dusche stand und vor Freude geweint hat, weil sie sich seit Jahren zum ersten Mal wieder getraut hat, alleine zu duschen. Das sind die Momente, für die wir diesen Job machen.
Die bodengleiche Dusche: Mehr als nur schicke Fliesen
Eine hohe Duschwanne ist eine fiese Hürde. Die Lösung ist eine ebenerdige, also bodengleiche Dusche. Klingt simpel, aber hier steckt der Teufel im Detail.
- Das Gefälle: Das Wasser muss weg. Dafür braucht der Boden ein ganz leichtes Gefälle von 1,5 bis 2 Prozent zum Abfluss hin. Das erfordert absolute Präzision beim Einbau des Estrichs.
- Die Abdichtung: Das ist der Punkt, an dem niemals gespart werden darf. Wasser findet jeden noch so kleinen Weg. Unter den Fliesen liegt die wichtigste Schicht: eine mehrlagige Verbundabdichtung. Ich musste mal ein Bad sanieren, das gerade mal ein Jahr alt war. Da wurde bei der Abdichtung geschlampt. Der Schaden durch Schimmel und Wasser in der Wand? Über 15.000 Euro.
- Die Oberfläche: Die Fliesen müssen absolut rutschfest sein. Achtet auf die Rutschhemmungsklasse. Für den nassen Barfußbereich in der Dusche empfehle ich mindestens die Klasse R10, noch besser R11. Die Fliese fühlt sich dann ganz leicht rau an und gibt sicheren Halt.

Haltegriffe: Die Lebensretter an der Wand
Ein Haltegriff nützt nur was, wenn er bombenfest sitzt. Ich habe schon Griffe gesehen, die nur mit langen Dübeln in einer einfachen Gipskartonwand hingen – lebensgefährlich! Wenn da jemand mit vollem Gewicht reinfällt, reißt der Griff samt halber Wand raus.
Wir machen das richtig: Wir öffnen die Wand, bauen eine massive Trägerplatte aus Holz oder Metall dahinter und machen die Wand wieder zu. Erst dann wird der Griff mit Maschinenschrauben fest in dieser Verstärkung verankert. Das hält. Punkt.
Das WC: Die richtige Höhe ist entscheidend
Das Aufstehen von einer zu tiefen Toilette ist mühsam. Hier gibt es im Grunde zwei Wege. Der schnelle, günstige Weg ist ein erhöhter WC-Sitz. So ein Teil kriegst du schon für 30 bis 80 Euro. Aber ehrlich gesagt, die Dinger sind oft wackelig und beim Putzen eine echte Qual. Die saubere, stabile und hygienische Lösung ist ein fest installiertes, höheres WC-Becken. Das kostet mit Einbau schnell 500 bis 800 Euro mehr, ist aber eine Investition, die sich jeden Tag in Sachen Komfort und Sicherheit auszahlt.

Sicherheit in der ganzen Wohnung
Ein sicheres Bad ist super, aber die Gefahren lauern überall. Ein gutes Konzept schaut sich die ganze Wohnung an.
Stolperfallen eliminieren: Dein erster, kostenloser Schritt
Türschwellen und lose Teppiche sind die Erzfeinde von Rollatoren und unsicheren Schritten. Schwellen entfernen wir, wo es geht. Und lose Teppiche? Raus damit, am besten sofort!
Mach das jetzt mal: Geh mal los, direkt nachdem du das hier gelesen hast. Nimm dein Handy als Taschenlampe und geh den Weg vom Schlafzimmer zum Bad. Wo ist es zu dunkel? Wo liegt ein Läufer, über den du schon mal gestolpert bist? Weg damit! Das ist dein allererster Schritt, er kostet nichts und macht sofort einen Unterschied.
Türen, Flure und das richtige Licht
Standardtüren sind für einen Rollstuhl oft zu schmal. Eine lichte Breite von mindestens 80 cm, besser 90 cm, ist ideal. Manchmal ist eine Schiebetür die cleverere Lösung, weil sie nicht in den Raum ragt und Platz spart.
Im Alter braucht das Auge mehr Licht. Besonders der nächtliche Weg zur Toilette muss gut ausgeleuchtet sein. Eine geniale und spottbillige Lösung sind LED-Lichtleisten mit Bewegungsmelder, die man auf Sockelhöhe anbringt. Die Dinger kriegst du im Baumarkt oder online schon für 20-50 Euro. Sie spenden genug Licht zur Orientierung, ohne zu blenden.
Die großen Helfer: Wenn der Umbau nicht reicht
Manchmal braucht es mehr als bauliche Veränderungen. Ein Treppenlift zum Beispiel ist eine große Entscheidung. Die Preise variieren stark. Für eine gerade Treppe kannst du mit Kosten zwischen 3.500 und 9.000 Euro rechnen. Bei kurvigen Treppen wird es durch die Maßanfertigung der Schiene deutlich teurer, da geht es schnell über 10.000 Euro hinaus. Holt euch immer mehrere Angebote ein und fragt auch nach generalüberholten Gebrauchtgeräten.
Ein Deckenlifter kann für Menschen, die nicht mehr aufstehen können, und ihre Pflegenden eine enorme Erleichterung sein. Aber Achtung: Das ist ein Job für absolute Profis, die vorher die Statik der Decke prüfen müssen!
Kosten, Dauer und was ist mit Mietern?
Okay, Butter bei die Fische: Was kostet so ein Umbau und wie lange dauert der ganze Zirkus?
Ein ehrliches Rechenbeispiel fürs Bad
Ein kompletter, barrierefreier Badumbau kann tatsächlich im fünfstelligen Bereich liegen. Um dir mal ein Gefühl zu geben, wie sich so eine Summe von, sagen wir, ca. 12.000 bis 15.000 Euro zusammensetzen kann:
- Abriss & Entsorgung: ca. 800 €
- Neue Leitungen & Rohinstallation: ca. 2.500 €
- Abdichtung, Estrich & Fliesenlegen (Lohn!): ca. 4.000 €
- Sanitärobjekte & Griffe (Material): ca. 2.700 €
- Elektrik: ca. 1.000 €
- Malerarbeiten & Kleinkram: ca. 1.000 €
Das sind natürlich nur grobe Hausnummern, die je nach Region und Ausstattung stark schwanken können!
Wie lange dauert der Baulärm?
Ein kompletter Badumbau dauert in der Regel 8 bis 12 Arbeitstage. In dieser Zeit ist das Bad eine Baustelle. Klärt vorher ab, ob es eine zweite Toilette im Haus gibt. Falls nicht, sprecht mit dem Handwerker über mobile Lösungen wie eine Miet-Toilette.
Und was, wenn ich zur Miete wohne?
Das ist eine super wichtige Frage! Als Mieter hast du ein „berechtigtes Interesse“ an einem barrierefreien Umbau, wenn du ihn nachweislich brauchst (z. B. durch ein ärztliches Attest). Dein Vermieter kann das nicht einfach so ablehnen. Sprich aber unbedingt vorher offen und freundlich mit ihm. Er kann zwar zustimmen müssen, darf aber eine zusätzliche Kaution für den eventuellen Rückbau verlangen, falls du irgendwann ausziehst. Wichtig: Die Zuschüsse der Pflegekasse stehen dir als Person zu, nicht der Wohnung. Du kannst sie also auch als Mieter beantragen!
Wo du niemals sparen solltest
Sparfüchse aufgepasst: An diesen drei Stellen ist Geiz absolut unangebracht und wird am Ende richtig teuer:
- Bei der Abdichtung unterm Estrich und hinter der Fliese.
- Bei der Elektrik im Bad. (Lebensgefahr!)
- An tragenden Wänden oder Decken. (Immer einen Statiker fragen!)
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein altersgerechter Umbau ist mehr als nur eine Baustelle. Es ist ein Prozess, der das Leben eines Menschen von Grund auf verbessern kann. Es geht um Würde, um Selbstständigkeit und um das Gefühl von Sicherheit im eigenen Zuhause. Wenn die Planung stimmt und das Handwerk solide ist, ist es eine der sinnvollsten Investitionen, die man tätigen kann. Am Ende geht’s genau darum: dass Menschen sicher und glücklich in ihrem Zuhause leben können. Und das ist jeden Staubkorn wert.