Malen wie die alten Meister: Warum das Kopieren dein bestes Training ist
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Kunst ist die Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt, soll Pablo Picasso gesagt haben. Doch was, wenn die Wahrheit schon in einem einfachen Aquarellbild steckt? Lassen Sie sich von einer Farbenpracht entführen, die nicht nur den Pinsel zum Tanzen bringt, sondern auch die Seele berührt. In einer Welt, in der jeder Strich zählt, finden Sie hier die perfekte Anleitung, um Ihre eigenen Meisterwerke zu schaffen – ganz gleich, ob Sie Anfänger oder fortgeschrittener Künstler sind.
In die Geheimnisse der Malerei eintauchen? Fang mit einer Kopie an!
In meiner Werkstatt hängt immer dieser eine Geruch in der Luft – eine Mischung aus Leinöl, würzigem Terpentin und reinen Farbpigmenten. Ganz ehrlich? Das ist für mich der Duft von Zuhause. Er erinnert mich an meine Anfänge, als mir mein Lehrmeister, ein strenger, aber fairer Mann vom alten Schlag, einen Pinsel in die Hand drückte. Meine erste große Aufgabe war nicht, meine Fantasie zu entfesseln. Nein, ich sollte ein altes Stillleben kopieren. Jede einzelne Birne, jede Falte im Tischtuch, jeden winzigen Lichtreflex. Ich saß Wochen dran und war oft kurz vorm Verzweifeln.
Heute weiß ich: Genau diese Übung war das Fundament für alles. Viele halten das Kopieren ja für unkreativ, für reines Abmalen. Ein riesiger Irrtum! Es ist viel mehr ein Zwiegespräch mit den ganz Großen. Du zerlegst ein Meisterwerk in seine Bausteine, spürst dem Pinselstrich nach und versuchst, die Gedanken dahinter zu lesen. Warum ist hier ein kühles Grau? Wieso ist diese Kante messerscharf und jene ganz weich? Das ist eine tiefgreifende Analyse, die dein Können auf ein völlig neues Level hebt. In diesem Guide zeige ich dir, wie du so eine Studie richtig anpackst – als ernsthafte Übung, nicht nur als schnellen Zeitvertreib.

Die erste große Entscheidung: Öl oder Acryl?
Bevor du jetzt losrennst und den nächsten Kunstladen leer kaufst, lass uns über die wichtigste Entscheidung sprechen. Die Wahl der Farbe prägt deinen ganzen Arbeitsprozess. Es gibt kein „besser“ oder „schlechter“, nur ein „anders“.
- Ölfarben: Das ist die klassische, traditionelle Variante. Öl trocknet extrem langsam, was dir ewig Zeit für Korrekturen und sanfte Farbübergänge gibt. Genau das macht den berühmten, tiefen und leuchtenden Look vieler alter Gemälde aus. Der Nachteil: Du brauchst Lösungsmittel wie Terpentinersatz, es riecht ein wenig (auch wenn es heute gute geruchsarme Alternativen gibt) und die Trocknungszeiten zwischen den Schichten können Tage dauern. Geduld ist hier gefragt!
- Acrylfarben: Der moderne Alleskönner. Acryl trocknet super schnell und ist danach wasserfest. Du kannst es mit Wasser verdünnen, brauchst also keine starken Lösemittel. Das macht den Einstieg oft einfacher und sauberer. Der Nachteil ist genau diese schnelle Trocknung – weiche Übergänge sind schwieriger und einmal getrocknet, ist die Farbe nicht mehr korrigierbar. Der Look ist tendenziell etwas flacher und matter als bei Öl.
Für eine klassische Meisterkopie würde ich persönlich immer zu Öl raten, weil du damit einfach näher an die ursprüngliche Technik herankommst. Aber zum Üben und für den Anfang ist Acryl eine absolut valide und budgetfreundliche Option.

Dein Werkzeugkasten: Was du wirklich brauchst (und was der Spaß kostet)
Gutes Werkzeug ist die halbe Miete. Das wurde mir schon früh eingebläut. Du musst nicht das Teuerste vom Teuersten kaufen, aber verlass dich nicht auf absolute Billigware – das frustriert nur. Rechne für eine solide Erstausstattung mit Ölfarben mal mit etwa 80 € bis 150 €. Damit kommst du aber eine ganze Weile hin.
- Malgrund: Für den Anfang reicht eine vorgrundierte Leinwand auf Keilrahmen oder eine stabile Malpappe in der Größe 30×40 cm völlig aus. Leinen ist traditionell die bessere Wahl, weil es eine feinere Struktur hat, aber für Übungen tut es auch die günstigere Baumwolle. Bekommst du in jedem Künstlerbedarf wie Boesner oder Gerstaecker.
- Farben: Investiere in Künstlerfarben, nicht in die ganz billigen Studienqualitäten. Der Pigmentgehalt ist viel höher, die Farben leuchten mehr. Gute Marken für den Einstieg sind z.B. Schmincke Akademie Öl oder Winsor & Newton Winton. Du brauchst keine 50 Tuben! Eine Grundpalette reicht: Titanweiß, Lichter Ocker, Siena gebrannt, Umbra gebrannt, Elfenbeinschwarz, Ultramarinblau und ein warmes Rot (z.B. Kadmiumrot-Ersatz). Damit kannst du fast alles mischen.
- Pinsel: Drei Pinsel für den Start: ein flacher Borstenpinsel für Flächen, ein runder Haarpinsel (Synthetik oder Rindshaar) für Details und vielleicht ein weicherer, fächerförmiger Pinsel zum Verwischen. Wichtig: Nach dem Malen immer gründlich mit Kernseife und Wasser reinigen, dann halten sie ewig.
- Malmittel & Verdünner: Du brauchst einen geruchsarmen Terpentinersatz zum Verdünnen der Farbe und zum Pinselreinigen. Und ein kleines Fläschchen fertiges Malmittel (gibt’s auch von den genannten Marken), um die Farbe in den oberen Schichten „fetter“ zu machen.

Die goldene Regel der Ölmalerei: Fett über Mager!
Achtung, das ist das wichtigste technische Gesetz in der Ölmalerei, das du dir quasi auf den Arm tätowieren solltest: Immer fett über mager malen. Was heißt das?
„Mager“ bedeutet, dass die Farbe mit viel Verdünner (Terpentinersatz) gemischt ist. „Fett“ bedeutet, sie enthält einen höheren Anteil an Öl (dein Malmittel). Die unteren Schichten deines Bildes müssen immer magerer sein als die oberen Schichten. Warum? Weil magere Schichten schneller trocknen. Würdest du eine schnell trocknende Schicht über eine langsam trocknende, ölige Schicht legen, würde die obere Schicht Risse bekommen, weil der Untergrund noch „arbeitet“. Also: Die Untermalung ist mager, die Details zum Schluss sind fett. So einfach ist das.
Schritt für Schritt zu deiner ersten Kopie
So, reden wir Tacheles. Wie fängst du an? Suchen wir uns ein Projekt. Wie wäre es mit einer einzelnen Frucht aus einem alten niederländischen Stillleben? Geh mal auf Google Arts & Culture oder auf die Webseiten großer Museen, da findest du fantastische, hochauflösende Bilder, in die du richtig reinzoomen kannst.

- Analyse (30 Min): Schau dir dein Vorbild genau an. Woher kommt das Licht? Wo sind die hellsten und die dunkelsten Punkte? Welche Hauptfarben siehst du? Mach dir ruhig ein paar Notizen.
- Vorzeichnung (1 Std): Übertrage die Umrisse des Motivs ganz leicht mit einem Bleistift auf die Leinwand. Die gute alte Rastermethode ist hier keine Schande, sondern ein bewährtes Werkzeug, um die Proportionen richtig hinzubekommen.
- Untermalung (2-3 Std Malzeit + Trocknen): Jetzt kommt die „Grisaille“-Technik. Mische dir einen neutralen Grauton oder Braunton (z.B. Umbra mit etwas Weiß) und verdünne ihn mit Terpentinersatz. Male damit die komplette Form deines Objekts nur in Licht- und Schattenwerten aus. So baust du das Fundament. Und jetzt kommt der Haken: Diese Schicht muss bei Ölfarben mindestens 3-5 Tage trocknen. Ja, wirklich! Geduld ist hier alles.
Kleiner Zeitspar-Trick: Für eine reine Übung kannst du die Untermalung auch mit brauner oder grauer Acrylfarbe machen. Die trocknet in einer Stunde und du kannst direkt mit Öl weitermalen. Das Gefühl ist etwas anders, aber es funktioniert! - Der erste Farbauftrag (mehrere Sessions): Nun kommen die echten Farben ins Spiel. Mische sie auf deiner Palette, nicht auf der Leinwand! Halte die Farbe anfangs noch eher dünn. Arbeite dich langsam von den dunklen zu den hellen Bereichen vor. Und hier lauert ein häufiger Fehler: Deine Farben werden zu braunem Matsch? Das passiert, wenn du zu viel nass in nass vermischst und den Pinsel nicht oft genug reinigst. Die Lösung: Pinsel immer wieder auswaschen und jeden Farbton erst sauber auf der Palette mischen, bevor er auf die Leinwand kommt.
- Details und Lichter (letzte Session): Jetzt kommt die Magie. Mische deine Farbe mit ein wenig Malmittel, um sie fetter zu machen. Verfeinere die Formen, setze mit dickflüssiger, heller Farbe die Spitzlichter und vertiefe die Schatten mit dünnen, transparenten Lasuren (das ist fast nur Malmittel mit einem Hauch Farbe).
- Firnis (Monate später): Ein echtes Ölbild braucht Monate, um komplett durchzutrocknen. Erst dann kommt der Schlussfirnis drauf. Er schützt das Bild und lässt die Farben wieder richtig aufleuchten.

Ein ernstes Wort zur Sicherheit im Atelier
Ganz ehrlich, eine Malerwerkstatt ist kein Kinderspielplatz. Wir hantieren mit Chemie. Das ist kein Grund zur Panik, aber für einen respektvollen Umgang. Aus meiner Erfahrung: Sorge immer für gute Belüftung, wenn du mit Lösemitteln arbeitest. Fenster auf oder eine kleine Absauganlage. Die Dämpfe sind auf Dauer nicht gesund. Und die zweite, goldene Regel: Im Atelier wird nicht gegessen, getrunken oder geraucht. Viele klassische Pigmente sind giftig. Du willst sie nicht versehentlich in deinen Körper bekommen. Nach der Arbeit Hände waschen ist Pflicht!
Eine Frage der Ehre: Kopie vs. Fälschung
Ein letzter, aber wichtiger Punkt. Eine Kopie ist eine Studie zum Lernen. Eine Fälschung ist Betrug. Der Unterschied liegt in der Absicht. Um jedes Missverständnis zu vermeiden und aus reiner Handwerkerehre, kennzeichne deine Arbeit immer klar. Signiere auf der Rückseite mit deinem Namen und dem Zusatz „Kopie nach einem alten Meister“. Eine gute Praxis ist es auch, das Format leicht vom Original abzuändern, also ein paar Zentimeter größer oder kleiner zu malen. Das ist eine Frage des Respekts vor dem Original und vor dir selbst.

Diese Reise in die Welt der alten Meister ist ein Marathon, kein Sprint. Du wirst Fehler machen. Die Farbe wird matschig, die Proportionen hauen nicht hin. Das gehört dazu. Jede misslungene Kopie lehrt dich mehr als ein zufällig gelungenes Bild. Also, sei geduldig mit dir und genieß den Prozess. Es gibt kaum einen besseren Weg, um wirklich malen zu lernen.
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Weihnachtssterne selber machen: Dein ehrlicher Guide vom Basteltisch – ganz ohne Frust
Bevor der erste eigentliche Pinselstrich gesetzt wird, atmet die Leinwand bereits Farbe. Die sogenannte Imprimitur, eine dünne, transparente Farbschicht (oft in Erdtönen wie Ocker oder Umbra gebrannt), tönt den grellweißen Malgrund ab. Sie schafft eine harmonische Basis, erleichtert die Beurteilung von Hell-Dunkel-Werten und verhindert, dass winzige weiße Stellen durch die Malschichten blitzen. Ein simpler Schritt, den Meister wie Tizian oder Rubens zur Perfektion brachten.


Wie übertrage ich meine Vorzeichnung präzise auf die Leinwand?
Vergessen Sie das freihändige Abzeichnen, wenn es auf Genauigkeit ankommt. Die Gittermethode ist Ihr verlässlichster Freund. Dabei zeichnen Sie ein Raster über Ihr Referenzbild und ein proportional identisches Raster auf Ihre Leinwand. Nun übertragen Sie den Inhalt von Kästchen zu Kästchen. Alternativ können Sie die Rückseite Ihrer Zeichnung mit Graphit oder Kohle einschwärzen, sie auf der Leinwand fixieren und die Linien mit einem harten Stift „durchpausen“.



Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)
„Wer nicht kopieren kann, kann auch nichts Eigenes schaffen.“ – zugeschrieben an Auguste Rodin


Die goldene Regel der Ölmalerei: Fett über mager. Das ist kein Kochrezept, sondern das wichtigste technische Gebot für haltbare Gemälde. „Mager“ bedeutet, die Farbe wird mit wenig bis keinem Öl, sondern eher mit Terpentinersatz verdünnt. „Fett“ bedeutet, ihr wird mehr Öl (z.B. Leinöl) beigemischt. Jede nachfolgende Farbschicht muss fettreicher (also flexibler und langsamer trocknend) sein als die darunterliegende. So vermeiden Sie, dass die oberen Schichten schneller trocknen und Risse bilden.



Eine der wirkungsvollsten Übungen ist die „Grisaille“-Technik. Dabei wird das gesamte Bild zunächst nur in Grau-, Schwarz- und Weißtönen angelegt. Das zwingt Sie, sich ausschließlich auf Form, Licht und Schatten zu konzentrieren.
- Sie lösen die Komposition in reine Werte auf.
- Die spätere Farbigkeit wirkt plastischer und tiefer.
- Es ist die perfekte Vorstudie für das Verständnis von Volumen, wie es Caravaggio meisterhaft nutzte.


Pinsel aus Naturhaar: Traditionell aus Marder- (z.B. Kolinsky), Rinds- oder Schweineborsten gefertigt. Sie halten viel Farbe und geben sie gleichmäßig ab. Ideal für Öl- und Aquarellfarben.
Pinsel aus Synthetikfaser: Moderne, oft günstigere und langlebigere Alternative. Sie sind robuster gegenüber aggressiven Lösungsmitteln und eignen sich hervorragend für Acrylfarben. Marken wie Da Vinci bieten hier herausragende Qualität.
Für den Anfang ist ein gutes Synthetik-Set oft die vielseitigere Wahl.


- Leuchtende, juwelenartige Farben
- Unvergleichliche Tiefe und Transparenz
- Weiche, nahtlose Übergänge
Das Geheimnis? Die Lasurtechnik. Hierbei werden stark verdünnte, transparente Farbschichten übereinandergelegt. Jede Schicht modifiziert die darunterliegende und lässt sie durchscheinen. So entsteht eine optische Farbmischung, die weitaus brillanter ist als jede physikalisch auf der Palette gemischte Farbe.


Für die in der Galerie gezeigten Aquarellübungen, wie die zarte Rose oder die saftige Limette, ist die Wahl des Papiers entscheidend. Investieren Sie in echtes Aquarellpapier mit mindestens 300 g/m², zum Beispiel von Arches oder Hahnemühle. Es wellt sich nicht sofort, wenn es nass wird, und erlaubt es Ihnen, Farben wieder sanft abzuheben (eine Technik, die als „Lifting“ bekannt ist), um Lichtreflexe zu erzeugen.



Wussten Sie schon? Das berühmte Ultramarinblau der Renaissance-Maler wurde aus dem Halbedelstein Lapislazuli gewonnen, der aus Afghanistan importiert wurde. Sein Wert überstieg zeitweise den von Gold.
Heute ermöglichen uns synthetische Pigmente den Zugang zu einer schier unendlichen Farbpalette zu einem Bruchteil der Kosten. Dennoch lohnt es sich, die Geschichte hinter den Farben zu kennen, um die Entscheidungen der alten Meister wirklich wertzuschätzen.


Häufiger Fehler: Die Angst vor dem Schwarz. Viele Anfänger greifen direkt zur Tube mit Lampen- oder Elfenbeinschwarz, um Schatten zu malen. Das Ergebnis wirkt oft flach, leblos und wie ein „Loch“ im Bild. Mischen Sie Ihre dunklen Töne stattdessen selbst! Ein tiefes, sattes Dunkelviolett erhalten Sie zum Beispiel aus Ultramarinblau und Alizarinrot. Ein Grün-Schwarz aus Phthalogrün und einem dunklen Rot. Diese gemischten Schatten enthalten Farbe und Leben.


Wählen Sie Ihre Vorlage weise. Ein komplexes Schlachtengemälde von Rubens kann überwältigend sein. Fangen Sie stattdessen mit einem Meister des Einfachen an. Die Stillleben von Jean-Baptiste-Siméon Chardin sind eine perfekte Schule: einfache Kompositionen, eine begrenzte Palette und ein unglaubliches Gespür für Textur und Licht auf Alltagsgegenständen.


Meine Farben wirken schlammig und grau. Was mache ich falsch?
Das ist ein Klassiker! Meist liegt es an zwei Dingen: zu starkes Vermischen auf der Leinwand oder ein schmutziger Pinsel. Reinigen Sie Ihre Pinsel akribisch zwischen den Farbaufträgen, am besten mit zwei Gläsern Terpentinersatz – eines für die grobe Reinigung, eines für die feine. Versuchen Sie außerdem, Farben eher nebeneinander zu setzen und nur an den Rändern sanft zu verblenden, anstatt sie großflächig ineinander zu „rühren“.



- Einsteiger-Ölfarben-Set (z.B. Schmincke Norma Blue oder Winsor & Newton Winton)
- Geruchsarmer Terpentinersatz (z.B. von Talens)
- Ein Fläschchen Leinöl
- Ein Set Borsten- und Synthetikpinsel in verschiedenen Größen (flach und rund)
- Eine grundierte Leinwand oder ein Malblock für Ölfarben
- Eine Palette (ein alter Teller oder eine Glasscheibe tun es auch!)


Die schnelle Trocknungszeit von Acryl kann ein Segen und ein Fluch sein. Um sie zu verlangsamen und weichere Übergänge wie in der Ölmalerei zu ermöglichen, gibt es spezielle „Trocknungsverzögerer“ oder „Retarder“. Wenige Tropfen, der Acrylfarbe beigemischt, verlängern die Offenzeit der Farbe um Minuten oder sogar Stunden. Produkte wie der „Acrylic Retarder“ von Golden oder Liquitex sind hier marktführend.


Der Schlüssel zum Drama: Chiaroscuro. Dieser italienische Begriff bedeutet wörtlich „Hell-Dunkel“ und beschreibt den starken Kontrast zwischen Licht und Schatten in einem Gemälde. Meister wie Caravaggio oder Rembrandt nutzten diese Technik, um eine intensive emotionale Atmosphäre, Dramatik und Dreidimensionalität zu erzeugen. Beim Kopieren ihrer Werke lernen Sie, wie Licht eine Form modelliert und den Blick des Betrachters lenkt.


Eine Studie der Adobe Foundation ergab, dass 85% der Kreativen der Meinung sind, dass das Kopieren oder Nachahmen der Arbeit anderer ein wesentlicher Bestandteil des kreativen Lernprozesses ist.



Auch die moderne Technik bietet ein fantastisches Übungsfeld. Das Kopieren auf einem Tablet mit einer App wie Procreate oder Fresco hat enorme Vorteile: Die „Rückgängig“-Funktion verzeiht jeden Fehler, das Arbeiten in Ebenen erlaubt es, Zeichnung, Farbe und Effekte getrennt zu halten, und die Farbpipette ist ein unschätzbares Werkzeug, um die Palette eines Meisters exakt zu analysieren. Es ist eine saubere, schnelle und effektive Methode, um Komposition und Farbtheorie zu verinnerlichen.


Leinwand: Der Klassiker. Ihre Textur gibt dem Pinsel einen leichten Widerstand und erzeugt eine lebendige Oberfläche. Für feine Details ist eine sehr feinkörnige Leinwand (Leinen) besser geeignet als eine grobe Baumwollleinwand.
Holzplatte: Die Wahl vieler alter Meister. Eine glatt grundierte Holz- oder MDF-Platte erlaubt extrem feine Details ohne jegliche Textur. Perfekt für Porträts oder hochrealistische Stillleben im Stil der niederländischen Meister.
Probieren Sie beides aus, um das Gefühl für die unterschiedlichen Untergründe zu entwickeln.


Richten Sie Ihren Arbeitsplatz richtig ein. Die Staffelei sollte so positioniert sein, dass Sie ohne Anstrengung sowohl auf Ihre Leinwand als auch auf Ihre Vorlage blicken können. Das beste Licht ist konstantes, diffuses Tageslicht von der Seite, idealerweise aus einem Nordfenster, da es im Tagesverlauf die geringsten Farbschwankungen aufweist. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung oder gemischte Lichtquellen.


Die Anordnung der Farben auf Ihrer Palette ist keine Nebensache. Eine geordnete Palette führt zu saubereren Farben. Legen Sie die Farben am Rand entlang an, typischerweise in der Reihenfolge des Farbkreises: von Weiß über Gelb, Rot, Blau, Grün bis zu den Erdtönen. So finden Sie intuitiv die richtige Farbe und vermeiden unkontrolliertes Mischen in der Mitte.



Ist teurere Künstlerqualität wirklich besser?
Ja, und der Unterschied liegt in der Pigmentkonzentration. Farben in Künstlerqualität (z.B. von Old Holland oder Michael Harding) enthalten mehr reines Pigment und weniger Füllstoffe als Studienfarben (z.B. Winsor & Newton Winton). Dadurch sind sie brillanter, lichtechter und ergiebiger. Für den Anfang reicht Studienqualität völlig aus, aber ein Upgrade bei Ihren Lieblingsfarben wie Ultramarinblau oder Kadmiumrot kann Ihre Bilder zum Leuchten bringen.


Der Moment, in dem man sich völlig in der Arbeit verliert, ist unbezahlbar. Das stundenlange Starren auf einen Faltenwurf bei Dürer oder einen Lichtreflex bei Vermeer wird zu einer Form der Meditation. Sie verlassen Ihre eigene Zeit und treten in einen stillen Dialog mit einem Geist von vor 500 Jahren. Das ist die wahre Magie des Kopierens – eine tiefe, fast spirituelle Verbindung durch die gemeinsame Sprache der Malerei.


Für die Aquarellskizzen, die Sie in der Galerie sehen, sind zwei Grundtechniken entscheidend:
- Nass-in-Nass: Sie befeuchten zuerst das Papier und setzen dann die Farbe hinein. Das Ergebnis sind weiche, unvorhersehbare Verläufe, ideal für Himmel oder Hintergründe.
- Nass-auf-Trocken: Sie malen mit nasser Farbe auf trockenes Papier. Das erzeugt scharfe Kanten und klare Formen, perfekt für Details wie die Adern eines Blattes oder die Kontur einer Frucht.


- Kein Geruch, keine Lösungsmittel
- Die „Rückgängig“-Taste als Sicherheitsnetz
- Unendliche Farbexperimente ohne Materialverschwendung
Die moderne Alternative? Das digitale Kopieren auf einem iPad mit Apple Pencil. Es ist ein vollwertiges Training für Komposition, Farbtheorie und das Verständnis von Licht und Schatten, bevor man sich an die materielle Herausforderung von Öl und Leinwand wagt.

Wichtiger Tipp zur Komposition: Nutzen Sie die Drittel-Regel. Teilen Sie Ihre Leinwand gedanklich durch zwei horizontale und zwei vertikale Linien. Die Schnittpunkte dieser Linien sind die stärksten visuellen Ankerpunkte. Platzieren Sie Ihr Hauptmotiv oder wichtige Elemente entlang dieser Linien oder auf den Schnittpunkten anstatt genau in der Mitte. Sie werden feststellen, dass fast alle alten Meister diese Regel intuitiv oder bewusst anwandten, um eine dynamische und ansprechende Komposition zu schaffen.


