Vintage-Schätze aus den 90ern: Worauf du beim Kauf wirklich achten musst (Ein Blick hinter die Nähte)
Neonlichter blitzen, während Chokers und Plateauschuhe wieder die Straßen erobern – ist die 90er Mode tatsächlich zurück?
„Die Zeit ist nicht linear, sondern ein Kreislauf“, murmelte ein weiser Designer einst, während er in einem schillernden Neonkleid schwelgte. Die 90er Jahre – ein pulsierendes Kaleidoskop aus Freiheit und Individualität – sind zurückgekehrt. Denim trifft auf Spaghetti-Kleider, während die Chokers wieder um die Hälse junger Trendsetter hängen. Was steckt hinter diesem Comeback und welche Trends sind nach zwei Jahrzehnten noch relevant?
Ganz ehrlich? Wenn Leute heute über die 90er sprechen, geht es meistens um Musik, schrille Farben und eine gewisse Nostalgie. Aber ich stehe seit Ewigkeiten in der Werkstatt am Zuschneidetisch. Für mich waren die 90er vor allem ein Wandel, den ich mit meinen eigenen Händen gefühlt habe. Plötzlich waren die wuchtigen Schulterpolster out und jeder wollte lässige, weite Hosen und diese schlichten, fließenden Kleider.
Inhaltsverzeichnis
Ich hab die Stoffe geschnitten – mal robust, oft aber auch ziemlich billig und anspruchsvoll in der Verarbeitung. Und ich habe gesehen, wie sich die Qualität der Kleidung von einem Jahr zum nächsten verändert hat. Dieser Artikel ist also kein verklärter Rückblick. Es ist ein ehrlicher Werkstattbericht. Ich zeige dir, woran du echte Qualität aus dieser Zeit erkennst, welche Tücken die Materialien haben und wie du diese Vintage-Perlen heute bewerten, pflegen und anpassen kannst. Denn ein gutes Kleidungsstück ist mehr als nur Mode – es ist Handwerk.

Das Stoff-Geheimnis der 90er: Von hartem Denim bis zu zickiger Viskose
Die Seele eines Kleidungsstücks ist sein Stoff. Und in den 90ern gab es da eine riesige Bandbreite. Wer die Materialien versteht, versteht die Mode – und vermeidet teure Fehlkäufe.
Der Denim-Kult: Warum nicht jede Jeans gleich ist
Klar, Jeans waren überall. Aber der Denim von damals war oft ein ganz anderes Kaliber als das, was wir heute oft als Jeans kennen. Viele der hochwertigen Hosen bestanden aus richtig schwerem Baumwoll-Denim, wir sprechen hier von einem Stoffgewicht, das sich sofort fest und wertig anfühlt. Dieser Stoff war anfangs oft bretthart und musste monatelang eingetragen werden, bis er sich perfekt an den Körper angepasst hat. Oft wurde dafür ringgesponnenes Garn verwendet, was dem Stoff eine lebendigere, leicht unregelmäßige Struktur gibt. Fühl mal den Unterschied, wenn du die Gelegenheit hast!
Dann kam natürlich die große Welle der Waschungen: Stone-Washed, Acid-Washed… das sah cool aus, keine Frage. Aus handwerklicher Sicht ist das aber nichts anderes als eine kontrollierte Zerstörung der Faser. Die Baumwolle wird mit Steinen oder Chemie malträtiert, um sie weicher zu machen und ihr diesen „Used Look“ zu geben. Logisch, dass so eine Jeans niemals so lange hält wie eine ungewaschene (Raw Denim). Ach ja, ein echtes Qualitätsmerkmal bei alten Jeans ist die Webkante, auch „Selvedge“ genannt. Krempel mal das Hosenbein um: Siehst du eine saubere, fest gewebte Kante, oft mit einem farbigen Faden drin? Bingo! Das ist ein Zeichen für eine alte, aufwendige Herstellungsweise. Bei Massenware wird der Stoff einfach abgeschnitten und mit einer Overlocknaht versäubert.

Der Siegeszug der Synthetik: Das „Plastiktütengefühl“ und seine Folgen
Die 90er waren auch das Jahrzehnt der Chemiefasern. Polyester, Polyamid, Nylon… sie waren spottbillig, super haltbar und man konnte sie in den schrillsten Farben färben. Glänzende Trainingsanzüge, knallige Blousons – alles dank Synthetik. Aber jeder, der das Zeug getragen hat, kennt die Nachteile. Man schwitzt darin wie verrückt, weil die Stoffe null atmungsaktiv sind. Wir nannten das immer das „Plastiktütengefühl“. Dazu kommt, dass sie sich elektrostatisch aufladen und es beim Ausziehen ordentlich knistert.
Ein weiteres Ärgernis ist das Pilling – diese kleinen Faserknötchen, die sich vor allem auf Fleecejacken bilden. Fleece ist ja auch nur aufgerautes Polyester. Es ist zwar warm und leicht, aber eben mit allen Tücken der Kunstfaser.
Kleiner Werkstatt-Tipp: Wenn deine alte Fleecejacke voller Knötchen ist, fahr mal GANZ VORSICHTIG mit einem Einwegrasierer drüber. Nicht zu fest drücken! Die wird oft wieder wie neu.
Achtung, und das meine ich ernst: Viele dieser günstigen Synthetikstoffe sind brandgefährlich. Ich hatte mal einen Fall in der Werkstatt, da ist einem Jungen die Fleecejacke am Lagerfeuer regelrecht auf die Haut geschmolzen. Das vergisst du nicht. Also bitte, sei extrem vorsichtig mit solchen Teilen in der Nähe von offenem Feuer, Grills oder heißen Herdplatten!

Viskose: Der seidige Fall und seine große Schwäche
Der dritte wichtige Stoff war Viskose, manchmal auch Rayon genannt. Technisch gesehen ist das eine Faser aus natürlicher Zellulose (meist Holz), die aber chemisch verarbeitet wird. Das Ergebnis? Ein wunderbar fließender Stoff, der sich kühl und weich auf der Haut anfühlt, fast wie Seide. Perfekt für die minimalistischen Trägerkleider (Slip Dresses) und weiten Blusen dieser Ära.
Aber Viskose ist eine Diva. Sie hat eine riesige Schwäche: Im nassen Zustand verliert sie bis zur Hälfte ihrer Festigkeit. Eine nasse Viskosebluse reißt so leicht wie nasses Papier. Ich hatte unzählige Kundinnen, die ihr Lieblingsteil in der Waschmaschine ruiniert haben. Viskose musst du behandeln wie ein rohes Ei: Kalt waschen (am besten Handwäsche oder im Wollwaschgang), auf keinen Fall wringen und liegend auf einem Handtuch trocknen. Hängst du sie nass auf, verzieht sie sich durch ihr Eigengewicht.
Schnitte und Silhouetten: Von Baggy bis Bodycon
Neben dem Material war natürlich der Schnitt entscheidend. Hier gab es zwei Extreme: unfassbar weite „Baggy“-Klamotten und der super schlichte, körpernahe Minimalismus.

Die Kunst des Weiten: Mehr als nur ein großer Sack
Eine gute Baggy-Jeans ist nicht einfach nur zwei Nummern zu groß. Die Kunst im Schnitt liegt darin, das Volumen zu kontrollieren. Ein guter Schnitt hat zum Beispiel eine tiefe Schrittnaht, ist aber an der Hüfte so clever konstruiert, dass die Hose trotzdem sitzt. Bei Oversize-Blazern sind die Schultern „überschnitten“, die Naht sitzt also bewusst tiefer auf dem Oberarm. Das sorgt für den lässigen Look, ohne dass es aussieht, als hättest du Papas Jacke geklaut.
Achte bei solchen Teilen unbedingt auf die Nähte. Gerade die Schrittnaht bei weiten Hosen braucht Power. Profis verwenden hier oft eine sogenannte Kappnaht – eine doppelt umgeschlagene, flache und extrem stabile Naht, die du oft an den Innenbeinen von Jeans findest. Das ist ein klares Detail, das gute von billiger Verarbeitung trennt.
Minimalismus für Fortgeschrittene: Das Geheimnis des perfekten Falls
Der Gegentrend waren die hauchzarten Trägerkleider. Damit so ein Kleid schön fällt und den Körper umschmeichelt, muss es im „schrägen Fadenlauf“ zugeschnitten werden, die Profis nennen das „Bias Cut“. Der Stoff wird dabei diagonal zur Webkante geschnitten, was ihm eine natürliche Elastizität und einen unvergleichlichen, fließenden Fall gibt. Dieser Zuschnitt ist aber extrem aufwendig und verschwendet viel Stoff – deshalb waren gut gemachte Kleider aus Seide oder Viskose auch damals schon nicht billig.

Der Laien-Test für den Bias Cut: Unsicher? Greif den Stoff des Kleides mal vorsichtig mit zwei Händen und zieh ihn diagonal (also nicht gerade nach unten oder zur Seite). Gibt er ganz leicht und elastisch nach? Super Zeichen! Bewegt er sich kaum? Dann ist es wahrscheinlich gerade geschnitten und fällt steifer.
Dein Spickzettel für den Flohmarkt: Qualität auf den ersten Blick erkennen
Wenn du das nächste Mal auf Beutezug bist, nimm dir einen Moment und spiel Detektiv. Mit dieser Checkliste bekommst du schnell ein Gefühl für Qualität.
- Die Nähte: Sind sie gerade und dicht gestochen? Viele kleine Stiche sind besser als wenige große. Zieht sich der Stoff an der Naht unschön zusammen? Das ist ein No-Go.
- Der Reißverschluss: Fühlt er sich stabil an? Metall ist oft ein besseres Zeichen als billiges Plastik. Marken wie YKK, Riri oder Opti sind seit jeher ein Indikator für Qualität.
- Knöpfe & Knopflöcher: Sind die Knöpfe fest angenäht? Fühlen sie sich wertig an? Sind die Knopflöcher sauber gestickt oder fransen sie schon beim Angucken aus?
- Der Stoffgriff: Dein wichtigstes Werkzeug! Fühlt sich der Stoff fest und substanziell an oder dünn und labberig? Vertrau deinen Händen.
- Das Etikett: Hier stehen Gold-Infos! Wo wurde es hergestellt? „Made in Italy“ oder „Made in Portugal“ war oft ein Hinweis auf bessere Verarbeitung als Massenware aus Fernost. Und natürlich die Materialzusammensetzung.
Kleine Herausforderung für dich: Nimm dir beim nächsten Flohmarktbesuch mal gezielt eine Jeans und ein Polyester-Hemd vor und versuch, drei Punkte von dieser Liste zu prüfen. Du wirst sehen, wie schnell du ein Auge dafür bekommst!

Gefunden, und jetzt? Tipps zu Anpassung, Kauf und Pflege
Ein altes Schätzchen zu finden, ist nur die halbe Miete. Es passend zu machen und lange zu erhalten, ist die andere. Hier ein paar Tipps aus der Praxis.
Online-Kauf ohne Reue: Die 4 magischen Maße
Online-Vintage-Shopping ist super praktisch, aber auch riskant. Um Fehlkäufe zu vermeiden, bitte den Verkäufer immer um diese vier Maße. Das dauert für ihn zwei Minuten und rettet dich vor Enttäuschungen:
- Brustweite: Flach hingelegt, von Achselnaht zu Achselnaht gemessen.
- Gesamtlänge: Vom höchsten Punkt der Schulter (neben dem Kragen) senkrecht bis zum Saum.
- Bundweite (bei Hosen/Röcken): Einfach oben am Bund von links nach rechts gemessen.
- Innenbeinlänge (bei Hosen): Vom Schritt bis zum Hosenbeinende.
Anpassungen: Was du selbst kannst und wann du zum Profi musst
Einen Knopf annähen oder einen Saum mit ein paar Stichen befestigen, kriegt jeder hin. Selbst eine Hose kürzen ist machbar. Kleiner Profi-Tipp: Wenn du den originalen, abgenutzten Saum erhalten willst, trenn ihn vorsichtig ab, kürz die Hose und näh den Originalsaum wieder an. Das sieht tausendmal besser aus.

Sobald es aber an die Passform geht – Schultern an einem Blazer enger machen, eine Hose am Bund anpassen, ein Kleid taillieren – solltest du zum Schneider deines Vertrauens gehen. Ich habe schon zu viele tolle Stücke gesehen, die durch ungeschickte Selbstversuche ruiniert wurden. Investiere das Geld, es lohnt sich. Hier mal eine grobe Orientierung für die Kosten:
- Hose kürzen (mit Originalsaum): ca. 15-20 €
- Bund enger/weiter machen: ca. 20-25 €
- Blazer-Schultern anpassen: ab 40 € aufwärts (das ist aufwendig!)
Pflege-Tipps: Damit Altes lange schön bleibt
Mein wichtigster Rat: Weniger ist mehr! Kleidung nicht nach jedem Tragen waschen, oft reicht gutes Auslüften. Wasche bei niedrigen Temperaturen (30 Grad reichen meist völlig) und nutze Schonprogramme. Muffiger Kellergeruch? Ein Schuss Haushaltsessig im Weichspülerfach wirkt Wunder und neutralisiert Gerüche, ohne nach Essig zu riechen, versprochen! Und ganz wichtig: Strickpullover immer liegend lagern, damit sie auf dem Bügel nicht ausleiern.
Am Ende des Tages geht es doch darum, den Unterschied zu erkennen. Zwischen schnelllebiger Ware und echter Handwerkskunst. Ein einziges, gut gemachtes Vintage-Teil, das du hegst und pflegst, bringt mehr Freude als fünf billige Neukäufe. Es erzählt eine Geschichte. Und das ist eine Haltung, die, ehrlich gesagt, nie aus der Mode kommt.

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Einer der gemütlichsten Trends der 90er war zweifellos die Eroberung des Alltags durch Polarfleece. Ursprünglich für den Bergsport entwickelt, machten Marken wie Patagonia mit ihrem „Synchilla“ oder The North Face den Faserpelz salonfähig. Wenn Sie heute ein solches Vintage-Teil finden, achten Sie auf das Pilling (die Knötchenbildung). Wenig Pilling deutet auf eine hochwertige, dichte Faserqualität hin, die auch nach Jahrzehnten noch wunderbar isoliert.


„Minimalism wasn’t a fashion trend, it was a cultural shift. A reaction against the opulence of the 80s.“ – Ein oft zitierter Gedanke, der den Look von Designern wie Calvin Klein oder Helmut Lang perfekt einfängt.
Diese Reduktion auf das Wesentliche – klare Linien, neutrale Farben, Verzicht auf Schnörkel – ist heute wieder hochaktuell. Ein gut erhaltenes, schlichtes Trägerkleid oder eine perfekt geschnittene Hose aus dieser Zeit ist eine Investition in zeitlose Eleganz.


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Der Reißverschluss – ein kleines Detail mit großer Aussagekraft?
Absolut. Werfen Sie einen Blick auf den Schieber des Reißverschlusses. Steht dort „YKK“? Das ist ein gutes Zeichen. YKK war und ist einer der weltweit führenden Hersteller und steht für Langlebigkeit. Billige No-Name-Reißverschlüsse waren oft der erste Schwachpunkt eines Kleidungsstücks. Ein hakender oder defekter Zipper an einer sonst perfekten Vintage-Bomberjacke kann ein teures Ärgernis werden.


Der Geruch von „alt“ muss nicht sein. Viele 90er-Schätze riechen nach Jahren im Schrank oder Keller etwas muffig. Hier sind ein paar sanfte Methoden:
- Auslüften: Hängen Sie das Stück für ein bis zwei Tage nach draußen (aber nicht in die pralle Sonne).
- Wodka-Spray: Füllen Sie eine Sprühflasche mit günstigem, purem Wodka. Leicht auf das Kleidungsstück sprühen – der Alkohol neutralisiert Gerüche beim Verdunsten.
- Kaffee: Legen Sie das Kleidungsstück zusammen mit einer Schale trockenen Kaffeepulvers in eine geschlossene Tüte. Nach 24 Stunden ist der Mief oft wie von Zauberhand verschwunden.


Logomania war ein Statement. Nach der dezenten Phase der frühen 90er wurde es gegen Mitte und Ende des Jahrzehnts wieder lauter. Es ging darum, Markenzugehörigkeit offen zu zeigen. Die besten Beispiele dafür sind:
- Tommy Hilfiger: Das rot-weiß-blaue Logo war omnipräsent auf bauchfreien Tops, Jacken und Jeans.
- Fila & Champion: Ursprünglich Sportmarken, wurden ihre Logos zu Symbolen des Street- und Hip-Hop-Styles.
- Calvin Klein: Der sichtbare Gummibund der Unterwäsche wurde zum Kult-Accessoire.

Wussten Sie schon? Der Hype um Flanellhemden explodierte 1991 nach der Veröffentlichung von Nirvanas Album „Nevermind“. Plötzlich war das Holzfällerhemd das Erkennungszeichen einer ganzen Generation.


Grunge-Flanell: Meist aus angerauter, dicker Baumwolle in gedeckten Karomustern (Rot, Grün, Braun). Der Look ist lässig, oft oversized getragen.
Rave-Nylon: Leichte, knisternde Windbreaker und Trainingsanzüge in leuchtenden Neonfarben oder mit schrillen Mustern. Das Material war praktisch, um die Nacht durchzutanzen.
Beide Materialien definieren ikonische Subkulturen der 90er, könnten aber unterschiedlicher nicht sein.


- Leicht und schnelltrocknend.
- Überraschend reißfest und windabweisend.
- Lässt sich klein zusammenfalten.
Das Geheimnis? Der Siegeszug von Nylon in der Alltagsmode. Was wir heute von Funktionskleidung kennen, wurde in den 90ern durch Marken wie Prada mit dem berühmten Nylon-Rucksack oder günstige Windbreaker für alle populär.

Die Schuhe haben den Look gemacht. Während die einen auf klobige Sohlen setzten, bevorzugten andere zeitlose Klassiker. Die zwei Giganten des Jahrzehnts waren:
Dr. Martens: Der Inbegriff des Grunge und Punk. Die robusten Lederstiefel mit der gelben Naht waren ein Statement für Rebellion und Langlebigkeit. Ein gut eingetragenes Paar aus den 90ern ist heute Gold wert.
Buffalo Boots: Das komplette Gegenteil. Mit ihren extremen Plateausohlen waren sie das Markenzeichen der Rave- und Pop-Kultur, unvergessen gemacht durch die Spice Girls. Sie waren laut, unbequem und absolut ikonisch.


Wichtiger Check: Die Gummizüge! Ein häufig übersehener Schwachpunkt bei Vintage-Kleidung sind die elastischen Bänder in Hosenbünden, Ärmeln von Trainingsjacken oder an bauchfreien Tops. Fassen Sie den Bund an und dehnen Sie ihn. Fühlt er sich spröde an oder zieht er sich nicht mehr richtig zusammen? Dann hat das Elastan über die Jahre nachgegeben. Eine Reparatur ist oft aufwendig.


Ist dieses abgetragene Band-T-Shirt wirklich so viel wert?
Ja, wenn es echt ist! Ein authentisches Tour-Shirt von Nirvana, Pearl Jam oder den Smashing Pumpkins aus den 90ern ist ein Sammlerstück. Achten Sie auf den „Single Stitch“, eine einzelne Naht an Ärmeln und Saum – ein typisches Merkmal für Shirts aus dieser Zeit. Labels wie Brockum, Giant oder Fruit of the Loom mit einem Copyright-Datum aus den 90ern sind ebenfalls gute Indikatoren für Echtheit.

Laut einer Studie der Ellen MacArthur Foundation wird jede Sekunde eine LKW-Ladung an Textilien verbrannt oder auf Deponien entsorgt.
Der Kauf von 90er-Vintage ist mehr als nur Nostalgie – es ist eine aktive Entscheidung gegen die Wegwerf-Mentalität der Fast Fashion. Sie geben einem qualitativ hochwertigen, oft noch in Europa oder den USA gefertigten Kleidungsstück ein zweites Leben und sparen wertvolle Ressourcen.


Der „Clueless“-Effekt von 1995 war real. Der Film machte den adretten Preppy-Look mit karierten Minirock-Kostümen, Kniestrümpfen und Twin-Sets über Nacht zum globalen Trend. Cher Horowitz‘ digitaler Kleiderschrank war der Traum jeder Fashionista. Wenn Sie heute ein solches kariertes Set finden, haben Sie ein Stück Popkultur-Geschichte in den Händen.

Die Pflege von Slip-Dresses: Diese zarten Kleider, oft aus Viskose oder Acetat, sind empfindlich. Niemals heiß waschen oder in den Trockner geben! Am besten ist eine kalte Handwäsche mit einem milden Waschmittel. Nicht auswringen, sondern das Wasser sanft ausdrücken und das Kleid liegend auf einem Handtuch trocknen lassen, um die Form zu bewahren.


Eine verblassende Jeansjacke aus den 90ern ist eine leere Leinwand. Individualisierung war damals riesig. So holen Sie den Look zurück:
- Band-Patches: Aufnäher Ihrer Lieblingsbands aus der Zeit (oder von heute).
- Emaille-Pins: Kleine, bunte Anstecker am Kragen oder auf der Brusttasche.
- DIY-Bemalung: Mit Textilmarkern oder -farbe lassen sich Zitate oder Symbole auf den Rücken malen.


Die Halskette der 90er war eng und auffällig. Die zwei prägenden Stile:
Der Choker: Ein eng anliegendes Band aus Samt, Plastik („Tattoo-Kette“) oder mit einem kleinen Anhänger. Er verkörperte einen Hauch von Gothic und jugendlicher Rebellion.
Die Gliederkette: Im Hip-Hop und R&B war es genau umgekehrt. Massive, oft goldfarbene Gliederketten waren ein Statussymbol und wurden selbstbewusst über Sportswear oder schlichten T-Shirts getragen.

„Ich entwerfe für eine Frau, die ein Gehirn hat.“ – Jil Sander
Diese Haltung prägte den intellektuellen Minimalismus der 90er. Es ging nicht um Verführung, sondern um Stärke, Qualität und eine Silhouette, die die Persönlichkeit der Trägerin unterstreicht, statt sie zu verkleiden. Ein Vintage-Blazer von Jil Sander oder Helmut Lang ist der beste Beweis dafür.


Nichts fühlt sich so an wie ein perfekt eingetragenes Baumwoll-T-Shirt aus den 90ern. Der Stoff ist weich, fast seidig, und an manchen Stellen so dünn, dass das Licht durchscheint. Es hat unzählige Wäschen überlebt und dabei eine einzigartige Patina entwickelt. Es ist mehr als nur Kleidung – es ist ein tragbares Tagebuch, das die Erinnerungen an Konzerte, Partys und lange Sommernächte in seinen Fasern speichert.


Was steckt eigentlich hinter einem Stimmungsring?
Diese Kult-Accessoires der 90er enthalten thermochrome Flüssigkristalle. Diese Kristalle reagieren auf kleinste Temperaturschwankungen Ihrer Haut, indem sie ihre molekulare Struktur ändern. Dadurch reflektieren sie das Licht anders und die Farbe des „Steins“ verändert sich. Eine direkte Verbindung zur Gefühlslage ist zwar wissenschaftlich nicht haltbar, aber der Zauber funktioniert bis heute.

- Versteckte Löcher im Achselbereich.
- Leichte Verfärbungen an Kragen und Bündchen.
- Starkes Pilling an Reibungsstellen (z.B. an den Seiten bei Wollpullovern).
Das Geheimnis eines guten Vintage-Kaufs? Schauen Sie nicht nur auf das Offensichtliche. Untersuchen Sie das Kleidungsstück bei gutem Licht von allen Seiten, auch von innen. Die wahren Mängel zeigen sich oft erst auf den zweiten Blick.


Vergessen Sie für einen Moment die großen Namen. In den 90ern gab es unzählige kleinere Hersteller, die fantastische Qualität produzierten, oft noch in Westeuropa. Ein No-Name-Mantel aus reiner Schurwolle oder eine perfekt verarbeitete Lederjacke ohne bekanntes Label kann ein weitaus besserer Fund sein als ein abgenutztes Designerstück. Konzentrieren Sie sich auf das Materialgefühl, die Dichte des Gewebes und die saubere Verarbeitung der Nähte.


Die Silhouette der 90er wurde maßgeblich durch zwei gegensätzliche Hosentrends geprägt:
Die Röhrenjeans: Vor allem im Rock- und Grunge-Bereich beliebt, eng anliegend und oft von Marken wie Levi’s (Modell 501, aber enger getragen) oder günstigeren Ketten.
Die weite Hose (Baggy Pants): Ein Kernelement der Hip-Hop- und Skater-Kultur. Extrem weite Jeans oder Stoffhosen, die tief auf der Hüfte saßen. Marken wie Carhartt oder Fubu waren hier führend.

Wichtiger Punkt: Ein „Made in USA“- oder „Made in Italy“-Etikett in einem 90er-Jahre-Stück ist oft ein Indikator für höhere Qualität. Vor der großen Globalisierungswelle der 2000er wurde noch viel in den Heimatländern der Marken produziert. Das bedeutete in der Regel bessere Materialien und fairere Arbeitsbedingungen – eine Qualität, die man heute noch spürt.


Das Comeback der Cargo-Hose ist nicht zu übersehen. Doch die Originale aus den 90ern haben oft einen entscheidenden Vorteil: den Stoff. Statt dünner, leichter Baumwollmischungen findet man oft robusten, dicken Baumwoll-Twill oder Ripstop-Gewebe, das ursprünglich für das Militär entwickelt wurde. Diese Hosen sind nicht nur ein modisches Statement, sondern auch extrem strapazierfähig und funktional.
Die schlichten, dünnen Träger eines Tops oder Kleides, auch „Spaghetti-Träger“ genannt, waren das Sinnbild für den zarten, minimalistischen Look der 90er, berühmt gemacht durch Stilikonen wie Kate Moss. Sie lenkten den Fokus auf die Schultern und das Schlüsselbein und verliehen selbst einfachen Baumwolltops eine subtile Eleganz. Ein perfekter Kontrast zu den klobigen Plateau-Schuhen, die oft dazu getragen wurden.



