Polens Geheimtipp: Dieses Spa hat Europas besten Heilschlamm

von Brittany Alaine Koehler
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Manchmal sucht man nach einem Ort, der nicht in jedem Reiseführer an erster Stelle steht. Einen Ort, an dem man wirklich zur Ruhe kommen kann, ohne von Touristenmassen überrannt zu werden. Genau so einen Ort habe ich im Herbst in Polen entdeckt, als ich dem Trubel entfliehen wollte. Die Rede ist von Horyniec-Zdrój, einem kleinen Kurort im malerischen Roztocze, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat.

Der ursprüngliche Artikel hat recht: Der Kur-Tourismus in Polen boomt, aber Horyniec-Zdrój ist anders. Es ist keine große, laute Anlage, sondern eine Oase der Ruhe, die sich perfekt für die Regeneration von Körper und Geist eignet. Besonders im Herbst, wenn die umliegenden Wälder in den intensivsten Gelb- und Rottönen leuchten, entfaltet dieser Ort eine fast magische Atmosphäre.

Ein Kurort mit königlicher Geschichte

Horyniec-Zdrój ist ein kleiner, aber unglaublich charmanter Kurort, der seinen offiziellen Status erst 1976 erhielt, dessen Geschichte aber viel weiter zurückreicht. Man spürt die Historie an jeder Ecke. Es wird erzählt, dass schon Königin Marysieńka und König Jan III. Sobieski im 17. Jahrhundert hierherkamen, um die Heilkräfte des Ortes zu nutzen. Wenn man durch den alten Kurpark schlendert, kann man sich das lebhaft vorstellen. Das alles verdankt der Ort seinem besonderen Mikroklima und vor allem seinen natürlichen Schätzen, die tief in der Erde schlummern.

Was mich bei meinem Besuch besonders beeindruckt hat, war die Luftqualität. Nach Tagen in der Stadt fühlte sich jeder Atemzug hier wie eine Reinigung an. Horyniec-Zdrój gehört tatsächlich zu den führenden Kurorten Polens, was die Reinheit der Luft angeht – ein Segen für gestresste Lungen.

Die Heilkraft aus der Erde: Moor und Sulfidwasser

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Das eigentliche Herzstück von Horyniec-Zdrój sind seine natürlichen Heilmittel. Und hier muss ich dem Originalartikel voll und ganz zustimmen: Der lokale Heilschlamm, die „Horyniecka Borowina“, ist legendär. Er wird in einem nahegelegenen Dorf aus riesigen Vorkommen gewonnen und gilt als einer der besten in ganz Europa.

Ich habe selbst eine Moorpackung ausprobiert und es war eine unvergessliche Erfahrung. Man wird in diesen warmen, dunklen, erdigen Schlamm gehüllt – ein Gefühl von Geborgenheit und tiefer Wärme, das bis in die Gelenke kriecht. Ein solches Moorbad kostet um die 25-30 Euro, eine lokale Packung etwa 15 Euro – ein Bruchteil dessen, was man in deutschen Kurorten zahlen würde. Diese Bäder und Packungen sind Gold wert bei rheumatischen Beschwerden, Gelenkproblemen und sogar bei Hautkrankheiten.

Das zweite Naturwunder sind die Sulfidwässer. Ja, sie haben einen unverkennbaren, leicht schwefeligen Geruch, aber ihre Wirkung ist fantastisch. Das Wasser enthält fast 50 mg Schwefelwasserstoff pro Liter und wird für Heilbäder genutzt. Besonders Menschen mit Hautproblemen wie Psoriasis oder Akne schwören darauf. Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst, es hätte mir einige teure Cremes erspart.

Was man abseits der Kuranwendungen tun kann

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Horyniec-Zdrój ist kein Ort, an dem man von einer Attraktion zur nächsten hetzt. Die Freizeitgestaltung ist hier genauso entspannt wie die Kuren selbst.

Der wunderschön revitalisierte Kurpark (Park Zdrojowy) ist das soziale Zentrum. Hier spaziert man nach den Anwendungen, trinkt einen Kaffee und kommt mit Einheimischen ins Gespräch. Mitten im Park steht auch das ehemalige Hoftheater. Ein weiteres prächtiges Gebäude ist der Palast der Poniński-Fürsten, in dem heute das Sanatorium „Bajka“ untergebracht ist. Selbst wenn man dort nicht wohnt, ist der Anblick majestätisch.

Ein absolutes Muss ist ein Ausflug zur nahegelegenen Holzkirche von Radruż. Sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist einfach atemberaubend. Mein Tipp: Fahren Sie mit dem Auto hin (ca. 15 Minuten). Prüfen Sie aber vorher die Öffnungszeiten online, denn manchmal muss man den Schlüsselwärter im Dorf suchen, was die ganze Erfahrung noch authentischer macht.

Für Naturfreunde empfehle ich eine kleine Wanderung zur „Wunderquelle“ in Nowiny Horyniecki. Der Weg führt durch duftende Wälder und ist die perfekte Ergänzung zum Kurprogramm. Und wer sich für Geschichte interessiert, kann die Bunker der Molotow-Linie erkunden – ein ernüchternder, aber faszinierender Kontrast zur friedlichen Natur.

Praktische Tipps für Ihre Reise

Anreise: Von Deutschland aus ist die Anreise mit dem Auto am einfachsten. Von Berlin sind es ca. 8 Stunden, von Dresden etwa 7. Alternativ kann man nach Rzeszów (RZE) fliegen und sich dort einen Mietwagen nehmen (ca. 1,5 Stunden Fahrt bis Horyniec-Zdrój).

Unterkunft: Sie können klassisch in einem der Sanatorien wie dem „Bajka“ übernachten und ein Kurpaket buchen. Für mehr Flexibilität und ein authentischeres Erlebnis empfehle ich eine der vielen privaten „Agroturystyka“-Unterkünfte (Urlaub auf dem Bauernhof) in der Umgebung. Hier bekommt man oft schon für 30-50 Euro pro Nacht ein gemütliches Zimmer inklusive herzlicher Gastfreundschaft.

Essen & Trinken: Meiden Sie die oft fade Sanatoriumskost! Suchen Sie stattdessen nach einer lokalen „Karczma“ (Taverne). Ich habe dort die besten Pierogi meines Lebens gegessen, gefüllt mit frisch gesammelten Waldpilzen. Für eine riesige Portion Pierogi und ein polnisches Bier zahlt man selten mehr als 10 Euro.

Horyniec-Zdrój ist ein ehrlicher, unaufgeregter Ort. Es ist kein schickes Spa für Instagram-Fotos, sondern ein Zufluchtsort für alle, die echte Erholung und wirksame Naturheilmittel zu schätzen wissen. Ein wahrer Geheimtipp, besonders im goldenen Herbst.

Brittany Alaine Koehler

Brittany Koehler ist eine amerikanische Autorin und Bloggerin, die in Norddeutschland lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Slow Living“, kulturelle Eingewöhnung und die persönlichen Veränderungen, die das Leben im Ausland mit sich bringt.