Herbst im Elsass: Wein, Radwege & zauberhafte Märkte

von Amandine Hach
herbst im elsass wein radwege zauberhafte myrkte

Jedes Mal, wenn ich im Herbst ins Elsass fahre, ist es dieser eine Geruch, der mich sofort empfängt: eine Mischung aus feuchter Erde, dem süßlichen Duft von neuem Wein und einem Hauch von Zimt aus den Bäckereien. Der Morgennebel, der sich an die Weinberge schmiegt, macht die Szenerie perfekt. Ja, das Elsass im Herbst ist wirklich wie ein Märchen, das man nicht nur liest, sondern erlebt.

Egal, ob man in einer gemütlichen Weinstube sitzt, mit dem Rad durch die goldgelben Reben fährt oder durch die Gassen der Fachwerkdörfer schlendert – diese Region hat eine einzigartige Magie. Sie liegt eingeklemmt zwischen den Vogesen und dem Rhein und verbindet auf wunderbare Weise französische Lebensart, die *savoir-vivre*, mit einer fast schon deutschen Ordentlichkeit und Gemütlichkeit. Ich habe oft das Gefühl, das Beste aus beiden Welten vorzufinden. Und der Herbst ist zweifellos die beste Zeit, um diese Atmosphäre aufzusaugen.

Die legendäre Weinstraße – Mehr als nur Wein

Der ursprüngliche Artikel hat völlig recht: Die Route des Vins ist das Herzstück der Region. Sie feiert mittlerweile über 70 Jahre und ist damit die älteste Weinstraße Frankreichs. Aber sie ist viel mehr als nur eine Straße. Sie ist eine Einladung, an jeder Ecke anzuhalten. Ich habe gelernt, meine Pläne hier immer locker zu halten, denn das beste Erlebnis ist oft eine spontane Entdeckung.

Überall in den Dörfern sieht man jetzt im Herbst die Schilder: „Vin Nouveau“ oder „Neuer Wein“ steht da. Für ein paar Euro bekommt man ein Glas dieses frisch vergorenen, süßen und prickelnden Traubenmosts. Aber Vorsicht: Er ist köstlich und süffig, aber der Alkoholgehalt ist nicht zu unterschätzen! Dazu ein Stück Zwiebelkuchen (*Tarte à l’oignon*) oder ein Bretzel direkt auf die Hand – das ist für mich der Inbegriff des elsässischen Herbstes.

Mit dem Rad durch die Weinberge: Mein Tipp

herbst im elsass wein radwege zauberhafte myrkte 2

Die Weinberge mit dem Fahrrad zu erkunden, ist eine fantastische Idee. Der Radweg „Véloroute du Vignoble d’Alsace“ verläuft parallel zur Weinstraße und ist größtenteils autofrei. Die Wege sind gut ausgebaut und beschildert, aber ich habe einen wichtigen Rat: Mieten Sie sich ein E-Bike! Auch wenn die Strecke als einfach gilt, gibt es immer wieder kurze, aber überraschend steile Anstiege zwischen den Dörfern. Mit einem E-Bike (ca. 30-40 € pro Tag) bleibt die Tour ein Genuss und man hat noch genug Energie für die anschließende Weinprobe.

Ein guter Startpunkt ist tatsächlich Straßburg, aber für das authentische Weinstraßen-Gefühl empfehle ich, direkt in einem der kleineren Dörfer wie Obernai oder Barr zu starten und sich von dort aus treiben zu lassen.

Die Bilderbuchdörfer, die Sie nicht verpassen dürfen

herbst im elsass wein radwege zauberhafte myrkte 3

Das Elsass ist berühmt für seine Dörfer, die aussehen, als wären sie einer Filmkulisse entsprungen. Hier sind meine persönlichen Favoriten und einige ehrliche Anmerkungen dazu:

  • Colmar: Das Herz der Weinstraße. Das Viertel „Petite Venise“ ist wunderschön, aber tagsüber oft extrem überlaufen. Mein Tipp: Erkunden Sie Colmar am frühen Morgen vor 10 Uhr, wenn die Gassen noch Ihnen gehören. Dann spürt man die wahre Magie.
  • Riquewihr & Ribeauvillé: Beide sind atemberaubend schön, fühlen sich zur Hauptsaison aber manchmal wie Freilichtmuseen an. Was ich liebe: Der Weg von Ribeauvillé hinauf zu den drei Burgruinen (insbesondere Saint-Ulrich) bietet eine grandiose Aussicht und eine willkommene Flucht vor den Menschenmassen.
  • Eguisheim: Mein persönlicher Favorit für Fotos. Das Dorf ist in konzentrischen Kreisen angelegt, was einen Spaziergang einzigartig macht. Es wurde nicht umsonst zum „beliebtesten Dorf der Franzosen“ gewählt. Hier wirkt alles noch ein bisschen beschaulicher.
  • Kaysersberg: Etwas weniger überlaufen als Riquewihr, aber genauso charmant. Der Spaziergang über die befestigte Brücke und der kleine Anstieg zur Burgruine lohnen sich für den Ausblick über die Dächer und Weinberge.

Praktische Tipps für Ihren Herbst im Elsass

Ein paar Dinge, die ich auf meinen Reisen gelernt habe und die ich gerne weitergebe:

Unterkunft: Buchen Sie weit im Voraus! Besonders an den Wochenenden im September und Oktober sind die schönsten *Chambres d’hôtes* (Pensionen) und kleinen Hotels schnell ausgebucht. Rechnen Sie mit 100-150 € pro Nacht für ein gutes Doppelzimmer in einem der beliebten Dörfer. Etwas außerhalb der Hauptorte wird es günstiger.

Essen & Trinken: Meiden Sie die Restaurants an den Hauptplätzen, die mit großen Touristenmenüs werben. Suchen Sie nach den kleinen, unscheinbaren *Winstubs*. Hier essen auch die Einheimischen. Eine gute *Tarte Flambée* (Flammkuchen) kostet zwischen 10 und 14 €, ein deftiges *Choucroute Garnie* (Sauerkrautplatte) etwa 18-25 €. Ein Glas Wein (0,1l) liegt bei 4-6 €.

Weinprobe (Dégustation): Seien Sie nicht schüchtern! Gehen Sie einfach in eine der vielen Winzereien (*Cave* oder *Domaine*). Eine Verkostung von 3-4 Weinen ist oft kostenlos oder kostet eine kleine Gebühr (ca. 5-10 €), die meist beim Kauf einer Flasche verrechnet wird. Es ist die beste Art, mit den Winzern ins Gespräch zu kommen und echte Schätze zu entdecken.

Majestätische Burg Haut-Koenigsbourg: Die im Original erwähnte Burg ist wirklich einen Besuch wert, vor allem wegen der spektakulären Aussicht über die Rheinebene bis zum Schwarzwald. Wichtiger Hinweis: Kaufen Sie Ihr Ticket (ca. 9 €) unbedingt online im Voraus, um die oft sehr langen Warteschlangen am Eingang zu umgehen. Planen Sie mindestens zwei Stunden für den Besuch ein.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Herbst im Elsass ist eine multisensorische Erfahrung. Es ist der Geschmack von reifen Trauben, der Anblick der farbenprächtigen Weinberge und das Gefühl von purer Gemütlichkeit. Es ist eine kurze Reise von Deutschland aus, die sich wie ein Urlaub in einer anderen Welt anfühlt. Packen Sie einen warmen Pullover ein und lassen Sie sich einfach treiben.

Amandine Hach

Als Französin in Berlin verbindet Amandine Hach das Beste aus zwei Welten und teilt ihre Entdeckungen auf ihrem Blog „Les Berlinettes“. Mit einem besonderen Fokus auf das Reisen mit Kindern inspiriert sie Familien dazu, die Welt gemeinsam zu erkunden – sei es die eigene Nachbarschaft in der Hauptstadt oder ferne Ziele. Amandine zeigt auf authentische und stilvolle Weise, wie man Abenteuerlust und Familienalltag wunderbar miteinander vereinen kann, und gibt wertvolle Tipps für unvergessliche Erlebnisse mit den Kleinsten.