Omas Linsen mit Spätzle: Günstig & noch besser als früher

Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle sind mehr als nur ein Gericht – es ist eine Kindheitserinnerung auf dem Teller. Ein Gericht, das satt macht, die Seele wärmt und dabei das Budget schont. Viele kennen es als schnelles, einfaches Essen. Aber mit ein paar kleinen Kniffen aus der Profiküche verwandeln Sie diesen schwäbischen Klassiker von „ganz gut“ in „absolut unvergesslich“. Vergessen Sie wässrige Linsen und langweiligen Geschmack! Ich zeige Ihnen, wie Sie eine Geschmackstiefe erreichen, die Sie begeistern wird.
Die Wahl der Linsen: Das Fundament für den perfekten Geschmack
Nicht jede Linse ist gleich. Die Wahl der richtigen Sorte ist der erste und wichtigste Schritt. In deutschen Supermärkten finden Sie meist klassische Tellerlinsen. Sie sind eine gute Basis, neigen aber dazu, beim Kochen zu zerfallen und eine etwas mehlige Konsistenz zu entwickeln.
Mein Chef-Tipp: Greifen Sie, wenn möglich, zu Berglinsen oder Pardina-Linsen. Diese kleinen, festkochenden Linsen behalten auch nach längerem Garen ihren Biss und sorgen für eine angenehmere Textur im Mund. Der absolute Geheimtipp für Kenner sind natürlich die „Albleisa“ von der Schwäbischen Alb – eine wiederentdeckte Sorte, die unvergleichlich nussig schmeckt.
- Vorbereitung: Waschen Sie die Linsen vor dem Kochen immer in einem Sieb unter kaltem Wasser, um Staub und Verunreinigungen zu entfernen. Ein Einweichen ist bei den meisten modernen Linsensorten nicht mehr nötig, kann die Kochzeit aber um ca. 10-15 Minuten verkürzen.
Aromen schichten: Das Geheimnis liegt im Ansatz

Werfen Sie nicht einfach alles in einen Topf! Der Geschmack entwickelt sich durch das richtige Ansetzen der Zutaten. Das ist ein Grundprinzip in jeder Profiküche.
Schritt 1: Das Suppengrün richtig vorbereiten
Ein Bund Suppengrün ist Pflicht. Aber statt es nur mitzukochen, verleihen wir ihm mehr Kraft. Schneiden Sie Karotten, Sellerie und Lauch in feine Würfel (in der Küche nennen wir das Mirepoix). Je feiner Sie schneiden, desto mehr Oberfläche hat das Gemüse und desto mehr Aroma kann es abgeben.
Erhitzen Sie 1-2 EL neutrales Pflanzenöl oder, für noch mehr Geschmack, Butterschmalz in einem großen Topf. Dünsten Sie die Gemüsewürfel darin bei mittlerer Hitze für 5-7 Minuten an, bis sie leicht Farbe bekommen und ein süßlicher Duft entsteht. Optional können Sie hier auch feine Speckwürfel (ca. 50 g) mit anbraten – das gibt eine wunderbar rauchige Tiefe.
Schritt 2: Die Einbrenne (Mehlschwitze) für die perfekte Bindung
Eine gute Linsensuppe braucht eine sämige, aber nicht dicke Konsistenz. Das erreichen wir mit einer klassischen dunklen Mehlschwitze, auch „Einbrenne“ genannt.
Nachdem das Gemüse angedünstet ist, schieben Sie es an den Topfrand. Geben Sie 1 EL Butter in die freie Fläche. Sobald die Butter geschmolzen ist, stäuben Sie 1 gehäuften EL Mehl (Type 405) darüber und rühren Sie es sofort mit einem Schneebesen ein. Rösten Sie diese Mischung bei niedriger Hitze langsam an, bis sie eine hellbraune, nussige Farbe annimmt. Das dauert etwa 2-3 Minuten. Dieser Schritt ist entscheidend für den typisch schwäbischen Geschmack!
Das Kochen: Geduld für maximale Tiefe

Sobald die Einbrenne die richtige Farbe hat, kommt die Flüssigkeit ins Spiel. Löschen Sie das Ganze unter ständigem Rühren mit etwa 1 Liter kräftiger Gemüse- oder Fleischbrühe ab. Die Brühe sollte Zimmertemperatur haben, um Klümpchenbildung zu vermeiden. Rühren Sie kräftig, bis sich alles glatt verbunden hat.
Geben Sie nun die gewaschenen Linsen (ca. 250 g für 4 Personen) hinzu. Fügen Sie außerdem hinzu:
- 1 Lorbeerblatt
- 2-3 Wacholderbeeren (leicht angedrückt)
- Eine Prise Majoran
Bringen Sie alles zum Kochen und lassen Sie die Linsen dann bei niedriger Hitze zugedeckt für ca. 45-60 Minuten sanft köcheln, bis sie weich sind, aber noch etwas Biss haben. Rühren Sie gelegentlich um, damit nichts am Boden ansetzt.
Das perfekte Finish: Die Säure und das Abschmecken
Der finale Kick kommt durch die Säure. Aber bitte nicht irgendeinen Essig! Ein guter Apfelessig oder Kräuteressig passt hervorragend. Ein kräftiger Rotweinessig sorgt für noch mehr Tiefe.
Wichtiger Koch-Tipp: Geben Sie den Essig (ca. 2-4 EL, je nach Geschmack) erst ganz am Ende hinzu, wenn der Topf bereits vom Herd genommen ist. Kochen Sie den Essig nicht mit, sonst verfliegt sein feines Aroma.
Jetzt kommt das finale Abschmecken: Schmecken Sie mit Salz, frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer und einer großzügigen Prise Zucker ab. Der Zucker ist kein Fehler – er balanciert die Säure des Essigs aus und hebt die anderen Aromen. Wer es mag, gibt noch einen Teelöffel scharfen Senf oder einen Schuss Maggi hinzu – der umstrittene Klassiker für den ultimativen Umami-Geschmack.
Die Beilagen: Saitenwürstle und Spätzle wie vom Profi
Was wären Linsen ohne die richtigen Begleiter? Bei den Würstchen sind „Saitenwürstle“ (in anderen Regionen als Wiener oder Frankfurter bekannt) die klassische Wahl. Wichtig: Legen Sie die Würstchen nur in heißes, nicht kochendes Wasser und lassen Sie sie darin für ca. 10 Minuten ziehen. Kochendes Wasser lässt sie platzen und auslaugen.
Bei den Spätzle können Sie auf gute Fertigprodukte (z. B. gekühlte Spätzle von Bürger oder Tress) zurückgreifen. Schwenken Sie diese vor dem Servieren einfach in etwas Butter in einer Pfanne an, bis sie leicht goldbraun sind. Das ist viel besser, als sie nur in Wasser zu erhitzen.
Für Ambitionierte: Ein einfacher Spätzleteig aus 250 g Mehl, 2 Eiern, einer Prise Salz und ca. 125 ml Mineralwasser ist schnell gemacht und mit einem Spätzlehobel direkt in kochendes Salzwasser geschabt.
Aufbewahrung und Getränkeempfehlung
Linsen mit Spätzle schmecken am zweiten Tag fast noch besser, da die Aromen Zeit haben, durchzuziehen. Im Kühlschrank hält sich das Gericht luftdicht verpackt 3-4 Tage. Es lässt sich auch hervorragend einfrieren (am besten ohne die Würstchen).
Getränkeempfehlung: Ein leichter, trockener Trollinger aus Württemberg ist der traditionelle und perfekte Begleiter. Alternativ passt auch ein kühles Bier oder eine fruchtige Apfelschorle hervorragend.