Kühlungsborn: 5 Geheimnisse, die kaum ein Urlauber kennt

von Brittany Alaine Koehler
kyhlungsborn 5 geheimnisse die kaum ein urlauber kennt

Kennen Sie das Gefühl, an einem bekannten Urlaubsort anzukommen und zu denken, man weiß schon alles? Strand, Promenade, ein gutes Fischbrötchen. So dachte ich auch bei meinem ersten Besuch in Kühlungsborn. Doch dieses charmante 8.088-Einwohner-Städtchen an der Ostsee hat mich eines Besseren belehrt. Es birgt Geheimnisse, die 90 % der Besucher nie entdecken, weil sie zwischen Seebrücke und Strandkorb bleiben. Tauchen Sie mit mir ein in eine faszinierende Welt, wo DDR-Geschichte auf moderne Umweltstandards trifft und ein überraschend großer Stadtwald das maritime Flair auf eine Weise ergänzt, die ich so noch nirgends an der deutschen Küste erlebt habe.

1. Der versteckte 133-Hektar Schatz mitten in der Stadt

Wussten Sie, dass sich direkt hinter den prächtigen Villen der Strandpromenade ein 133 Hektar großer Stadtwald verbirgt? Das ist kein kleiner Park, das ist ein richtiger Wald! Dieser grüne Riese macht Kühlungsborn absolut einzigartig. Ich habe es selbst erst beim zweiten Besuch realisiert, als ich einfach mal eine Seitenstraße hochgelaufen bin. Plötzlich stand ich unter riesigen Buchen und der Lärm der Promenade war wie weggeblasen. Mein Tipp: Nehmen Sie sich unbedingt zwei Stunden Zeit für einen Spaziergang. Starten Sie am besten am westlichen Ende der Promenade und folgen Sie den Schildern. Die Luft hier ist eine Mischung aus salziger Meeresbrise und würzigem Waldboden – unglaublich erfrischend.

Besonders im Herbst verwandelt sich der Wald in ein Farbenmeer, das Wanderer und Naturliebhaber begeistert. Aber auch im Hochsommer ist er ein Segen, wenn man der Mittagssonne am Strand entfliehen will. Entdecken Sie verschlungene Pfade, die zu geheimnisvollen Orten wie dem Hügelgrab Blocksberg oder dem imposanten Findling „Kühlung“ führen. Packen Sie festes Schuhwerk ein, auch wenn Sie nur an den Strand wollten. Es lohnt sich!

2. Das lebendige Museum der DDR-Vergangenheit

kyhlungsborn 5 geheimnisse die kaum ein urlauber kennt 2

Wenn man heute durch das schicke Kühlungsborn schlendert, ist es kaum vorstellbar, welch dramatische Geschichte der Ort in sich trägt. In den 1950er Jahren wurden im Zuge der „Aktion Rose“ zahlreiche private Hotels und Pensionen zwangsverstaatlicht und in FDGB-Ferienheime umgewandelt. Dieses Erbe ist bis heute sichtbar, aber auf eine faszinierende Weise. Viele dieser riesigen Komplexe wurden nach der Wende aufwendig saniert und sind heute moderne Hotels. Ich habe einmal im Morada Resort übernachtet, einem ehemaligen FDGB-Heim. Von außen erkennt man noch die monumentale Bauweise der DDR, aber innen erwartet einen Spa, Pool und Komfort. Es ist eine seltsame, aber unvergessliche Zeitreise. Man spürt die Geschichte in den langen Gängen, auch wenn heute alles glänzt. Man kann förmlich die Familien aus Leipzig oder Dresden vor sich sehen, die hier ihren Jahresurlaub verbrachten. Nirgendwo sonst an der Ostsee kann man so authentisch in diese besondere Ära eintauchen.

3. Die blaue Überraschung am weißen Strand

kyhlungsborn 5 geheimnisse die kaum ein urlauber kennt 3

Kühlungsborn trägt stolz die „Blaue Flagge“ – eine internationale Auszeichnung für herausragende Wasserqualität und Umweltmanagement. Das klingt erstmal wie eine nette Plakette für den Prospekt. Aber was bedeutet das konkret für Sie als Urlauber? Ich kann Ihnen sagen: Man spürt den Unterschied. Ich erinnere mich an einen sonnigen Junitag, an dem das Wasser so klar war, dass man die kleinen Muscheln am Grund sehen konnte, selbst als man schon bis zur Hüfte im Meer stand. Der Strand ist penibel sauber. Das hat natürlich seinen Preis: die Kurabgabe. Sie liegt in der Hauptsaison bei etwa 3 € pro Tag pro Erwachsenem. Aber wenn man sieht, wofür das Geld verwendet wird – saubere Strände, bewachte Badeabschnitte, gepflegte Toilettenanlagen – dann zahlt man das gerne. Mein Eindruck: Hier wird Nachhaltigkeit nicht nur beworben, sondern wirklich gelebt.

4. Der herbstliche Doppelgenuss: Wald und Meer

Während viele andere Ostseebäder im Oktober die Bürgersteige hochklappen, offenbart Kühlungsborn seine wahre Magie. Ich liebe es, im Herbst hierher zu kommen. Die Kombination aus Waldwanderung und Meeresrauschen ist unschlagbar. Stellen Sie sich das vor: Morgens streifen Sie durch die bunt gefärbten Buchenwälder des Stadtwaldes, die Blätter rascheln unter Ihren Füßen. Nachmittags spazieren Sie am fast menschenleeren Strand entlang, lassen sich den Wind um die Nase wehen und genießen den Sonnenuntergang über der aufgewühlten See. Mein perfekter Herbsttag: Ein Fahrrad für ca. 15 € mieten, erst durch den Wald radeln und dann die gesamte, 6 Kilometer lange Promenade bis zum Yachthafen abfahren. Zum Aufwärmen gibt es danach einen heißen Sanddorn-Grog in einem der gemütlichen Cafés an der Strandstraße. Das ist ein Erlebnis, das selbst erfahrene Ostsee-Kenner wie mich immer wieder überrascht.

5. Das architektonische Juwel, das viele übersehen

Viele Besucher konzentrieren sich auf den Strand und übersehen dabei, dass Kühlungsborn ein lebendiges Architekturmuseum ist. Etwa 30-40% der Gebäude im Stadtkern stehen unter Denkmalschutz. Die Pracht der Bäderarchitektur ist hier allgegenwärtig. Machen Sie Folgendes: Spazieren Sie langsam die Ostseeallee entlang und schauen Sie bewusst nach oben. Entdecken Sie die verschnörkelten Holzbalkone, die filigranen Verzierungen an den Erkern und die eleganten Türmchen der Villen aus der Jahrhundertwende. Jedes Haus erzählt eine eigene Geschichte. Man fühlt sich in die Zeit zurückversetzt, als die feine Gesellschaft hier zur „Sommerfrische“ anreiste. Im Gegensatz zu den praktischen Bauten aus DDR-Zeiten strahlen diese Villen eine unglaubliche Eleganz und Leichtigkeit aus. In vielen dieser Schmuckstücke kann man heute Ferienwohnungen mieten – ein unvergessliches Erlebnis, aber man sollte weit im Voraus buchen, denn sie sind heiß begehrt.

Kühlungsborn ist so viel mehr als nur ein weiteres Ostseebad. Es ist ein Ort, der Geschichte atmet, Natur zelebriert und voller Überraschungen steckt. Während Rostock die Massen anzieht, lädt Kühlungsborn zu einer intimeren, tieferen Entdeckungsreise ein. Und wenn Sie nach all den Entdeckungen Hunger haben, holen Sie sich ein Fischbrötchen direkt vom Kutter am Strandzugang 14. Besser und authentischer geht es nicht. Sind Sie bereit, die verborgenen Schätze dieses besonderen Ortes selbst zu entdecken?

Brittany Alaine Koehler

Brittany Koehler ist eine amerikanische Autorin und Bloggerin, die in Norddeutschland lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Slow Living“, kulturelle Eingewöhnung und die persönlichen Veränderungen, die das Leben im Ausland mit sich bringt.