Everest 2025: 5 Fehler, die 90% der Besucher machen

von Amandine Hach
everest 2025 5 fehler die 90 der besucher machen

Der Mount Everest. Allein der Name weckt Träume und Bilder von eisigen Gipfeln und unberührter Natur. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Flug nach Lukla – das Herz pochte, als die winzige Maschine auf einer der gefährlichsten Landebahnen der Welt aufsetzte und vor mir das Tor zum Himalaya lag. Doch die Realität in der Everest-Region hat sich verändert. Für 2025 warnen Experten vor einer Mischung aus extremem Andrang und neuen Regeln, die viele unvorbereitet treffen wird. Egal, ob Sie zum Base Camp trekken oder den Gipfel anstreben – die meisten Besucher machen dieselben Fehler. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ein bisschen Insiderwissen kann den Unterschied zwischen einer Traumreise und einem Albtraum ausmachen.

Fehler 1: Die neuen Regeln und die eigene Fitness ignorieren

Der erste große Fehler ist, die Vorbereitung auf die leichte Schulter zu nehmen. Das gilt für Gipfelstürmer und Trekker gleichermaßen, nur auf unterschiedlichen Niveaus.

Für Gipfelaspiranten: Nepal hat die Zügel stark angezogen. Seit 2025 ist der Nachweis einer vorherigen Besteigung eines 7.000-Meter-Gipfels Pflicht. Das ist keine Schikane, sondern eine lebensrettende Maßnahme, um die Zahl der unerfahrenen Bergsteiger am Berg zu reduzieren. Ich habe am Manaslu erlebt, wie gefährlich es wird, wenn Leute die Höhe und die technischen Anforderungen unterschätzen. Vergessen Sie nicht: Ein aktuelles, umfassendes Gesundheitszeugnis ist ebenfalls obligatorisch und wird am ersten Checkpoint streng kontrolliert. Ohne diese beiden Dokumente endet Ihre Expedition, bevor sie begonnen hat.

Für Trekker zum Base Camp: Viele glauben, der Weg zum Everest Base Camp (EBC) sei ein Spaziergang. Das ist ein gefährlicher Irrtum. Sie bewegen sich tagelang auf über 4.000 Metern Höhe. Die Luft ist dünn, die Wege sind steil – was die Einheimischen „Nepali flat“ nennen, ist ein ständiges Auf und Ab. Mein Tipp: Trainieren Sie monatelang vorher. Gehen Sie in den Alpen wandern, mit vollem Rucksack, und machen Sie Höhenmeter. Treppensteigen ist das beste Training, das Sie zu Hause machen können. Ich habe zu viele Leute gesehen, die wegen Höhenkrankheit umkehren mussten, weil ihr Körper einfach nicht vorbereitet war.

Fehler 2: Die Kosten total unterschätzen

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Nepal ist kein Billigreiseland mehr, schon gar nicht in der Everest-Region. Mit veralteten Preisen aus einem alten Reiseführer zu kalkulieren, ist ein finanzieller Kardinalfehler.

Für Gipfelaspiranten: Die Permit-Kosten allein sind für die Frühjahrssaison 2025 auf 15.000 US-Dollar (ca. 14.000 Euro) gestiegen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Eine seriöse, sichere Expedition kostet Sie insgesamt zwischen 40.000 und über 100.000 Euro. Angebote darunter sind oft ein Warnsignal für Abstriche bei Sicherheit, Ausrüstung oder der Bezahlung der Sherpas. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende – es könnte Ihr Leben kosten.

Für Trekker zum Base Camp: Hier ist eine realistische Kostenaufstellung aus meiner Erfahrung:

  • Flug Frankfurt – Kathmandu: ca. 800 – 1.200 €
  • Flug Kathmandu – Lukla (hin und zurück): Ein riesiger Kostenpunkt, den viele vergessen. Rechnen Sie mit ca. 350 – 400 €. Pro-Tipp: Buchen Sie den allerersten Flug am Morgen, da das Wetter im Laufe des Tages oft schlechter wird und Flüge gestrichen werden.
  • Permits (TIMS & Nationalpark): ca. 50 €
  • Guide und/oder Porter: ca. 30 – 50 € pro Tag. Ein Guide ist Gold wert, er kennt die Wege, die besten Lodges und ist im Notfall Ihr Lebensretter.
  • Unterkunft & Verpflegung: Die Preise explodieren mit der Höhe. Eine Nacht in einer einfachen „Teahouse“-Lodge kostet 5-10 €, aber Sie sind verpflichtet, dort auch zu essen. Ein Dal Bhat (das Linsen-Reis-Gericht, das ich fast täglich gegessen habe) kostet in Lukla vielleicht 5 €, in Gorak Shep schon 12 €. Eine Flasche Wasser kann 4 € kosten. Planen Sie mindestens 50-70 € pro Tag ein.
  • Mein Spartipp: Nehmen Sie eine Wasserflasche mit integriertem Filter mit (z.B. Katadyn BeFree). Damit können Sie fast überall Wasser auffüllen, sparen über 100 € und vermeiden Unmengen an Plastikmüll.

Fehler 3: Die politische Lage und lokale Kultur vernachlässigen

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Nepal ist ein faszinierendes, aber auch politisch sensibles Land. Die politische Situation zu ignorieren, ist naiv. Proteste und Streiks („Bandhs“) können immer wieder vorkommen und den Verkehr lahmlegen. Prüfen Sie vor und während der Reise unbedingt die aktuellen Reisehinweise des Auswärtigen Amts.

Viel wichtiger ist für mich aber der kulturelle Aspekt. Sie sind Gast in einer tief religiösen Region. Zeigen Sie Respekt. Das bedeutet:

  • Kleiden Sie sich angemessen: Auch wenn es anstrengend ist, trekken Sie nicht in kurzen Shorts oder knappen Tops. Schultern und Knie sollten bedeckt sein.
  • Umgang mit Stupas und Mani-Steinen: Umgehen Sie diese religiösen Monumente immer im Uhrzeigersinn (also linksherum).
  • Lernen Sie ein paar Worte: Ein freundliches „Namaste“ (Guten Tag) und „Dhanyabad“ (Danke) öffnet Türen und Herzen.
Ich hatte meine besten Erlebnisse, als ich abends mit der Familie des Lodge-Besitzers am Ofen saß und einfach nur zuhörte. Diese Momente sind wertvoller als jedes Gipfelfoto.

Fehler 4: Die Überfüllung falsch einschätzen

Die Saison 2025 wird voraussichtlich eine der vollsten aller Zeiten. Die Vorstellung von einsamen Bergpfaden ist leider eine Illusion. Am berüchtigten Hillary Step am Gipfelgrat kommt es zu lebensgefährlichen Staus. Aber auch auf dem Trek zum Base Camp ist es voll. Ich habe schon „Yak-Staus“ erlebt, bei denen man 15 Minuten warten musste, bis eine Karawane vorbeigezogen ist.

So entgehen Sie den Massen (ein wenig):

  • Reisen Sie antizyklisch: Die Hauptsaisonen sind April/Mai und Oktober. Wenn Sie das Wetterrisiko nicht scheuen, können Sie Ende Mai oder Anfang November mehr Ruhe finden. Ich persönlich liebe den späten Oktober, wenn die Luft nach dem Monsun kristallklar ist.
  • Starten Sie früh: Stehen Sie mit der Sonne auf und starten Sie Ihre Tagesetappe. So sind Sie den großen Reisegruppen oft eine Stunde voraus und haben die Hängebrücken und Pässe für sich allein.
  • Buchen Sie vor: In der Hauptsaison sind die besten Lodges in Orten wie Namche Bazaar oder Dingboche schnell ausgebucht. Bitten Sie Ihren Guide, einen Tag im Voraus anzurufen und ein Zimmer zu reservieren.

Fehler 5: An der Standardroute kleben bleiben

90% der Trekker laufen die exakt gleiche Route von Lukla nach Gorak Shep und zurück. Ein großer Fehler! Die wahre Magie des Khumbu liegt oft nur einen Tagesmarsch abseits des Hauptpfades. Statt sich in die Menschenkarawane einzureihen, sollten Sie eine Alternative in Betracht ziehen.

Meine absolute Lieblingsalternative ist der Gokyo-Trek. Die Route führt Sie zu einer Kette von sechs atemberaubenden, türkisblauen Seen. Der Aufstieg zum Gokyo Ri (5.357 m) belohnt mit einem Panoramablick auf vier 8.000er, darunter Everest, Lhotse, Makalu und Cho Oyu. In meinen Augen ist dieser Blick sogar noch spektakulärer als der vom überlaufenen Kala Patthar. Man kann diese Route über den anspruchsvollen Cho La Pass mit dem EBC-Trek verbinden, was eine unvergessliche Runde ergibt.

Wer weniger Zeit hat, kann auch einfach einen Akklimatisierungstag für einen Abstecher nutzen, zum Beispiel von Dingboche aus zum Chukhung Ri. Sie werden überrascht sein, wie schnell Sie die Massen hinter sich lassen und eine ganz andere, ruhigere Seite des Himalaya erleben.

Fazit: Eine Reise, die Vorbereitung belohnt

Die Everest-Region im Jahr 2025 ist eine Herausforderung, aber auch eine unglaubliche Chance. Sie ist kein Ort für spontane Abenteuer, sondern für gut geplante Reisen mit Respekt vor der Natur und den Menschen. Wer die typischen Fehler vermeidet, wird mit Erlebnissen belohnt, die weit über ein einfaches Urlaubsfoto hinausgehen. Es ist das Lächeln eines Sherpa-Kindes, der Geschmack von heißem Milchtee auf 4.000 Metern und der Moment, in dem man nach einem harten Aufstieg die höchsten Berge der Welt vor sich sieht. Und dieses Gefühl, das ist jede Anstrengung wert.

Amandine Hach

Als Französin in Berlin verbindet Amandine Hach das Beste aus zwei Welten und teilt ihre Entdeckungen auf ihrem Blog „Les Berlinettes“. Mit einem besonderen Fokus auf das Reisen mit Kindern inspiriert sie Familien dazu, die Welt gemeinsam zu erkunden – sei es die eigene Nachbarschaft in der Hauptstadt oder ferne Ziele. Amandine zeigt auf authentische und stilvolle Weise, wie man Abenteuerlust und Familienalltag wunderbar miteinander vereinen kann, und gibt wertvolle Tipps für unvergessliche Erlebnisse mit den Kleinsten.