Himbeeren schneiden? Diese eine Frage entscheidet alles

Himbeeren im eigenen Garten sind ein echter Genuss. Damit die Ernte jedes Jahr üppig und süß ausfällt, ist der richtige Schnitt unerlässlich. Doch viele Hobbygärtner sind unsicher: Wann ist der perfekte Zeitpunkt? Die Antwort hängt von einer einzigen, entscheidenden Frage ab, die Sie sich stellen müssen.
Die alles entscheidende Frage: Sommer- oder Herbsthimbeere?
Bevor Sie zur Schere greifen, müssen Sie wissen, welchen Himbeertyp Sie in Ihrem Garten haben. Das ist das A und O, denn der Schnittzeitpunkt und die Methode sind grundverschieden. Ein falscher Schnitt kann die gesamte Ernte für das nächste Jahr kosten.
- Sommerhimbeeren tragen ihre Früchte an den Ruten, die im vorherigen Jahr gewachsen sind (zweijährige Triebe). Die Erntezeit ist meist im Juni und Juli. Bekannte Sorten in Deutschland sind zum Beispiel ‚Meeker‘, ‚Schönemann‘ oder ‚Tulameen‘.
- Herbsthimbeeren (auch remontierende Himbeeren genannt) fruchten an den diesjährigen, also den ganz neuen Ruten. Sie ernten von August bis zum ersten Frost. Beliebte Sorten sind ‚Autumn Bliss‘, ‚Himbo Top‘ oder die besonders aromatische ‚Aroma Queen‘.
Profi-Tipp: Wenn Sie die Sorte nicht kennen, hilft eine einfache Beobachtung. Haben die Früchte an verholzten, bräunlichen Ruten gehangen, neben denen bereits neue, grüne Triebe wuchsen? Dann ist es eine Sommerhimbeere. Wuchsen die Früchte am Ende der diesjährigen, grünen Ruten? Dann haben Sie eine Herbsthimbeere.
Anleitung: So schneiden Sie Sommerhimbeeren richtig

Der Schnitt von Sommerhimbeeren zielt darauf ab, Platz und Kraft für die neuen Triebe zu schaffen, die im nächsten Jahr Früchte tragen werden.
Der richtige Zeitpunkt ist direkt nach der letzten Ernte, also meist im späten Juli oder Anfang August. Warten Sie nicht bis zum Herbst, denn so geben Sie den neuen Ruten mehr Licht und Luft zum Ausreifen.
- Schritt 1: Alte Ruten entfernen. Schneiden Sie alle Ruten, die in diesem Jahr Früchte getragen haben, direkt über dem Boden ab. Sie erkennen sie an der dunkleren, oft rissigen Rinde und den Überresten der Fruchtstände.
- Schritt 2: Neue Ruten ausdünnen. Lassen Sie pro laufendem Meter Himbeerhecke nur die 8 bis 10 kräftigsten und gesündesten neuen Ruten stehen. Alle schwächeren, dünneren oder beschädigten Jungtriebe werden ebenfalls bodennah entfernt.
- Schritt 3: Anbinden und pflegen. Binden Sie die verbliebenen Jungruten an Ihr Rankgerüst. Das schützt vor Windbruch und sorgt für eine gute Durchlüftung, was Pilzkrankheiten vorbeugt.
- Schritt 4 (optional im Frühjahr): Kürzen Sie im Februar die Spitzen dieser Ruten um etwa 10-15 cm ein. Das regt die Bildung von Seitentrieben an, an denen sich mehr Blüten und somit Früchte bilden.
Anleitung: Der einfache Schnitt für Herbsthimbeeren

Herbsthimbeeren sind besonders pflegeleicht, da der Schnitt radikal und einfach ist. Hier gibt es im Grunde nur eine richtige Methode, die garantiert funktioniert.
Der richtige Zeitpunkt ist der späte Herbst (nach dem Laubfall, ca. November) oder das zeitige Frühjahr (bis spätestens Ende Februar). Der Frühjahrsschnitt hat den Vorteil, dass die alten Ruten den Winter über als natürlicher Wind- und Frostschutz dienen.
Die Methode ist denkbar einfach: der radikale Kahlschnitt.
- Schneiden Sie alle Ruten ohne Ausnahme etwa 5 cm über dem Boden ab. Das war’s schon!
- Aus dem Wurzelstock treiben im Frühling komplett neue Ruten, die im Spätsommer und Herbst reichlich Früchte tragen werden. Dieser einfache Schnitt verhindert auch die Ausbreitung von Krankheiten, die an alten Ruten überwintern könnten.
Achtung: Es gibt eine Methode für eine zweite, kleine Ernte im Frühsommer, bei der man nur die Triebspitzen schneidet. Davon rate ich Anfängern ab. Der Ertrag ist gering, die Pflanze wird geschwächt und anfälliger für die gefürchtete Rutenkrankheit.
Wichtige Tipps für jeden Himbeerschnitt
Egal, welche Sorte Sie schneiden, einige Grundregeln gelten immer, um Ihre Pflanzen gesund zu halten.
Das richtige Werkzeug: Verwenden Sie immer eine scharfe und saubere Bypass-Gartenschere. Eine gute Schere kostet zwischen 20 und 40 Euro und ist eine lohnende Investition, da sie saubere Schnitte ermöglicht und die Triebe nicht quetscht. Desinfizieren Sie die Klingen vorher, um die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden.
Der richtige Tag: Schneiden Sie an einem trockenen, frostfreien Tag. Nässe an den frischen Schnittwunden ist ein Einfallstor für Pilzsporen.
Entsorgung des Schnittguts: Kontrollieren Sie die abgeschnittenen Ruten auf lila-braune Flecken, ein Anzeichen für die Rutenkrankheit. Befallenes Material gehört nicht auf den Kompost, sondern in die Biotonne oder den Restmüll, um eine weitere Ausbreitung im Garten zu verhindern.
Der häufigste Fehler ist, aus Angst zu wenig zu schneiden. Seien Sie mutig! Ein konsequenter und richtiger Schnitt ist die beste Voraussetzung für gesunde Pflanzen und eine süße, reiche Himbeerernte im nächsten Jahr.