Hortensien verblasst? Schneiden oder nicht? Der Experten-Tipp

Der Sommer ist vorbei und die einst leuchtenden Blütenbälle Ihrer Hortensien haben ihre Farbe verloren. Viele Gärtner stehen nun vor der gleichen Frage: Soll man die verblühten Köpfe jetzt im Herbst abschneiden oder bis zum Frühjahr warten? Die Antwort ist nicht für jede Hortensie gleich. Als Gärtner kann ich Ihnen sagen: Die alten Blütenstände sind oft der beste Winterschutz, den Ihre Pflanze haben kann. Aber es gibt Ausnahmen.
Die Entscheidung hängt einzig und allein von der Art Ihrer Hortensie ab. Ein falscher Schnitt zur falschen Zeit kann Sie die gesamte Blütenpracht des nächsten Jahres kosten. Lassen Sie uns gemeinsam klären, was für Ihre Hortensie das Beste ist.
Die goldene Regel: Kenne deine Hortensie
Hortensien lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen, was den Schnitt angeht. Entscheidend ist, ob die Pflanze ihre Blütenknospen am alten, verholzten Trieb des Vorjahres oder am frischen, neuen Trieb des aktuellen Jahres anlegt.
- Gruppe 1: Blühen am alten Holz
Hierzu gehören die beliebten Bauernhortensien (Hydrangea macrophylla) und Tellerhortensien (Hydrangea serrata). Auch Eichblatt- und Kletterhortensien zählen dazu. Diese Sorten haben ihre Blütenknospen für das nächste Jahr bereits im Spätsommer direkt unterhalb der alten Blüte angelegt. Ein radikaler Herbstschnitt würde diese Knospen entfernen und zu einem blütenlosen Strauch im Folgejahr führen. - Gruppe 2: Blühen am neuen Holz
Zu dieser Gruppe gehören die robusten Rispenhortensien (Hydrangea paniculata, z.B. Sorten wie ‚Limelight‘ oder ‚Vanille Fraise‘) und Schneeballhortensien (Hydrangea arborescens, z.B. die berühmte ‚Annabelle‘). Sie bilden ihre Blüten erst an den Trieben, die im Frühjahr neu wachsen. Sie sind daher viel unkomplizierter im Schnitt.
Herbstschnitt oder Winterschmuck? Die richtige Strategie

Nun, da Sie Ihre Hortensie besser einordnen können, wird die Entscheidung einfacher. Für die empfindlicheren Bauern- und Tellerhortensien lautet die klare Empfehlung: Lassen Sie die verblühten Blütenstände über den Winter stehen.
Warum das so wichtig ist:
- Frostschutz: Die alten Blütenköpfe wirken wie eine natürliche Kappe und schützen die darunter liegenden, neuen Knospen vor starkem Frost und eisigen Winden. Besonders in kälteren Regionen Deutschlands wie dem Alpenvorland oder den Mittelgebirgslagen ist das ein unschätzbarer Vorteil.
- Winter-Ästhetik: Mit Raureif oder Schnee überzogen, werden die trockenen Blütenstände zu einem wunderschönen Blickfang in der kargen Jahreszeit.
- Stabilität: Die Triebe härten über den Winter besser aus und brechen im Frühjahr nicht so leicht.
Bei den robusten Rispen- und Schneeballhortensien haben Sie mehr Freiheiten. Hier können Sie im Herbst die alten Dolden entfernen, um bei starkem Schneefall ein Abknicken der Triebe zu verhindern. Der eigentliche, kräftige Rückschnitt erfolgt aber auch hier am besten erst im späten Winter.
Praxis-Tipps: So schneiden Sie richtig

Egal, für welchen Zeitpunkt Sie sich entscheiden, das richtige Vorgehen ist entscheidend, um die Pflanze nicht zu verletzen. Denken Sie daran: Eine gute Gartenschere für ca. 15-30 € ist eine lohnende Investition.
Der richtige Schnitt für Bauern- und Tellerhortensien (Gruppe 1):
Im Herbst sollten Sie hier gar nichts tun, außer kranke oder abgestorbene Triebe zu entfernen. Der eigentliche Pflegeschnitt erfolgt erst Ende Februar oder Anfang März, wenn die stärksten Fröste vorbei sind. Schneiden Sie dann nur die alten Blütenstände vorsichtig ab, und zwar direkt über dem ersten sichtbaren, dicken Knospenpaar. Mehr nicht!
Der richtige Schnitt für Rispen- und Schneeballhortensien (Gruppe 2):
Auch hier ist das zeitige Frühjahr der beste Zeitpunkt für den Hauptschnitt. Seien Sie mutig! Sie können die Triebe des Vorjahres auf etwa 20-40 cm über dem Boden zurückschneiden. Lassen Sie von jedem Trieb nur zwei bis drei Augenpaare stehen. Das Ergebnis: Die Pflanze bildet im Frühling kräftige neue Triebe mit besonders großen Blütenbällen.
Ein letzter Tipp: Verwenden Sie immer eine saubere und scharfe Schere. Ein glatter Schnitt verheilt schneller und verhindert, dass Krankheitserreger in die Pflanze eindringen. Setzen Sie den Schnitt leicht schräg an, damit Regenwasser gut ablaufen kann.