Lorbeerblätter: Das steckt wirklich in dem Küchenkraut

von Corinna Frei
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Fast jeder hat sie zu Hause, meist vergessen in einem Gewürzglas im hintersten Eck des Schranks: Lorbeerblätter. Wir werfen sie fast gedankenlos in den Schmortopf für den Sonntagsbraten, in die Linsensuppe oder den Rotkohl. Doch wer hätte gedacht, dass dieses unscheinbare, ledrige Blatt so viel mehr kann, als nur ein stiller Begleiter für deftige Gerichte zu sein? Als Koch kann ich Ihnen versichern: Die wahre Kraft des Lorbeerblatts wird in den meisten Küchen sträflich unterschätzt. Es ist nicht nur ein Aromageber, sondern ein kleiner Alleskönner für Geschmack, Wohlbefinden und sogar den Haushalt. Lassen Sie uns gemeinsam entdecken, wie Sie diesen Schatz der Natur optimal nutzen können.

Der Schatz in Ihrer Küche: Mehr als nur ein Gewürz

In der professionellen Küche ist das Lorbeerblatt ein Grundpfeiler des Aromenaufbaus. Es gehört in jedes klassische „Bouquet garni“ und verleiht Brühen, Saucen und Schmorgerichten eine subtile, kräuterige Tiefe, die man erst bemerkt, wenn sie fehlt. Doch der Unterschied zwischen einem blassen Hauch von Aroma und einer echten Geschmacksbereicherung liegt in der richtigen Anwendung und Qualität.

Worauf Sie beim Kauf achten sollten

Nicht jedes Lorbeerblatt ist gleich. In deutschen Supermärkten finden Sie in der Regel getrocknete Blätter der Sorte Laurus nobilis, auch bekannt als Echter Lorbeer oder Gewürzlorbeer. Achten Sie auf eine olivgrüne Farbe und darauf, dass die Blätter möglichst intakt sind. Graue, brüchige Blätter haben den Großteil ihrer ätherischen Öle bereits verloren und schmecken nur noch staubig. Eine Packung guter Qualität von Marken wie Fuchs oder Ostmann kostet selten mehr als 1-2 Euro und hält bei richtiger Lagerung ewig.

Der Profi-Tipp für maximales Aroma

Um das volle Potenzial freizusetzen, müssen die Zellwände des Blattes aufgebrochen werden. Dafür gibt es einen einfachen Trick: Knicken oder reißen Sie das Blatt ein- bis zweimal ein, bevor Sie es in den Topf geben. Dadurch können die ätherischen Öle, allen voran Cineol, besser in die Flüssigkeit entweichen. Für einen noch intensiveren, leicht nussigen Geschmack können Sie das getrocknete Blatt für 15 Sekunden in einer heißen, trocknen Pfanne anrösten, bis es duftet. Erst dann zum Gericht geben. Aber Vorsicht: Ein oder zwei Blätter reichen für einen großen Topf Eintopf oder eine Bratensoße völlig aus. Zu viele Blätter können das Essen bitter machen.

Wohlbefinden aus dem Kochtopf: Der Lorbeer-Aufguss

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Die traditionelle Verwendung von Lorbeer geht weit über das Würzen hinaus. Die beim Kochen freigesetzten Stoffe sind seit jeher in der Naturheilkunde bekannt. Ein einfacher Aufguss kann bei Völlegefühl und Blähungen helfen und die Verdauung unterstützen. Aber auch hier kommt es auf die richtige Zubereitung an.

Rezept für einen beruhigenden Lorbeer-Tee

  • 2-3 hochwertige, getrocknete Lorbeerblätter
  • 250 ml kochendes Wasser
  • Optional: 1 TL Honig (z.B. deutscher Akazienhonig), eine Scheibe Zitrone

Die Lorbeerblätter leicht anknicken und in eine Tasse geben. Mit sprudelnd kochendem Wasser übergießen und die Tasse unbedingt abdecken. Das ist entscheidend, damit die wertvollen, flüchtigen ätherischen Öle nicht mit dem Dampf entweichen. Lassen Sie den Tee für 5 bis 10 Minuten ziehen. Danach die Blätter entfernen und nach Belieben mit Honig oder Zitrone verfeinern. Dieser Tee hat eine wunderbar beruhigende Wirkung und kann, warm getrunken vor dem Schlafengehen, für eine ruhigere Nacht sorgen.

Erstaunliche Anwendungen im Alltag: Vom Haar bis zum Haushalt

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Die Eigenschaften des Lorbeerblatts lassen sich auch außerhalb der Küche nutzen. Die folgenden Anwendungen sind altbewährte Hausmittel, die eine Renaissance erleben.

Kräftigende Haarspülung für mehr Glanz

Lorbeerwasser kann als natürliche Spülung verwendet werden, um die Kopfhaut zu beruhigen und dem Haar Glanz zu verleihen. Dafür kochen Sie eine Handvoll (ca. 10 Blätter) in 1 Liter Wasser für etwa 20 Minuten auf. Lassen Sie den Sud vollständig abkühlen und seihen Sie die Blätter ab. Nach der normalen Haarwäsche mit Shampoo und Conditioner gießen Sie das kalte Lorbeerwasser als letzten Spülgang über Haare und Kopfhaut. Nicht mehr ausspülen, sondern die Haare wie gewohnt trocknen. Das Ergebnis ist oft schon nach der ersten Anwendung sichtbar.

Natürlicher Mottenschutz für Ihre Vorräte

Hier ist ein Trick, den Köche und erfahrene Hausfrauen seit Generationen anwenden: Legen Sie einfach ein oder zwei getrocknete Lorbeerblätter in Ihre Vorratsbehälter für Mehl, Reis, Grieß oder Linsen. Der Geruch, den wir als angenehm empfinden, wirkt auf Vorratsschädlinge wie Lebensmittelmotten und Kornkäfer abschreckend. Tauschen Sie die Blätter alle paar Monate aus, um die Wirkung aufrechtzuerhalten. Das ist eine effektive, absolut ungiftige Methode, um Ihre Lebensmittel zu schützen.

Wichtige Tipps zur Handhabung und Lagerung

Um stets das Beste aus Ihren Lorbeerblättern herauszuholen, sind zwei Dinge entscheidend: die richtige Lagerung und der richtige Umgang beim Kochen.

Lagerung für langanhaltende Frische

Licht und Luft sind die größten Feinde von getrockneten Kräutern. Bewahren Sie Ihre Lorbeerblätter daher immer in einem fest verschlossenen, lichtundurchlässigen Behälter auf – also nicht im durchsichtigen Gewürzstreuer auf dem Fensterbrett. Ein dunkler Küchenschrank oder eine Schublade sind ideal. So behalten sie ihr Aroma für über ein Jahr. Ein einfacher Test: Zerreiben Sie ein kleines Stück zwischen den Fingern. Wenn es noch intensiv-würzig duftet, ist es gut.

Sicherheit geht vor: Immer entfernen!

Dies ist die wichtigste Regel: Lorbeerblätter müssen vor dem Servieren immer aus dem Gericht entfernt werden. Sie werden auch nach langem Kochen nicht weich, bleiben zäh und haben scharfe Kanten. Verschluckt können sie die Speiseröhre reizen oder im schlimmsten Fall eine Erstickungsgefahr darstellen. Zählen Sie am besten, wie viele Blätter Sie hinzugeben, damit Sie sicher sein können, alle wiederzufinden.

Nehmen Sie sich also einen Moment Zeit, um das bescheidene Lorbeerblatt neu wertzuschätzen. Es ist weit mehr als nur eine Zutat aus der Pflicht – es ist ein vielseitiger Helfer, der mit dem richtigen Wissen Ihren Gerichten mehr Tiefe und Ihrem Alltag ein paar clevere Lösungen schenken kann. Experimentieren Sie und entdecken Sie seine Kraft neu!

Corinna Frei

Corinna Frei ist das Gesicht hinter dem Foodblog „Schüsselglück“. Als Ernährungscoach und Typ-1-Diabetikerin teilt sie ihre Leidenschaft für eine gesunde und genussvolle Küche, die oft glutenfrei und immer blutzuckerfreundlich ist.