Rosenschnitt ohne Kopfzerbrechen: Dein einfacher Praxis-Guide
Ich hab über die Jahre unzählige Rosen in den Fingern gehabt – von den Prachtexemplaren in Schaugärten bis zu den traurigen Gestalten in irgendwelchen Hinterhöfen, die dringend eine zweite Chance brauchten. Und eins habe ich gelernt: Eine Rose ist brutal ehrlich. Sie zeigt dir ganz genau, was sie braucht und was ihr fehlt. Der Rosenschnitt ist dabei unser wichtigstes Gespräch mit ihr. Vergiss komplizierte Wissenschaft oder angebliche Geheimtricks. Es geht um gutes Handwerk, ein bisschen Verständnis und saubere Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Warum wir überhaupt zur Schere greifen: Ein kleiner Blick in die Logik der Pflanze
- Das richtige Werkzeug: Qualität, die sich auszahlt
- Der perfekte Zeitpunkt: Hör auf die Natur, nicht auf den Kalender
- Jede Rose ist anders: Die richtige Technik für deinen Rosentyp
- Ein Wort zur Sicherheit und den Regeln
- Und wohin mit dem Schnittgut?
- Zum Schluss: Die 3 größten Fehler, die du jetzt vermeidest
- Bildergalerie
Und keine Sorge, ein falscher Schnitt bringt dich im eigenen Garten nicht gleich um Haus und Hof. Der wahre Verlust ist ein anderer: die Freude an einer gesunden, blühfreudigen Rose. Ein schlechter Schnitt schwächt die Pflanze, macht sie anfällig für Pilze und Schädlinge und raubt ihr die Kraft für die Blüten, auf die wir uns doch alle so freuen. Also, lass uns das mal ganz praktisch angehen.
Warum wir überhaupt zur Schere greifen: Ein kleiner Blick in die Logik der Pflanze
Bevor wir losschnippeln, sollten wir kurz verstehen, was wir da eigentlich tun. Ein Schnitt ist ein gezielter Eingriff, der einfachen biologischen Regeln folgt. Wenn du die einmal verinnerlicht hast, wird jeder Schnitt total logisch.

Da wäre zum einen die sogenannte „Spitzenförderung“. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Eine Pflanze will immer nach oben zum Licht. Deshalb pumpt sie ihre ganze Energie in die oberste Knospe eines Triebes. Die Knospen darunter? Die halten quasi Winterschlaf. Wenn wir nun die Spitze kappen, bricht diese Dominanz. Das Signal „Wachse nur nach oben!“ ist weg. Stattdessen verteilt die Pflanze ihre Kraft auf die seitlichen Knospen weiter unten. Das Ergebnis: neue, kräftige Triebe und ein buschiger Wuchs. Genau das, was wir wollen!
Jeder Schnitt ist natürlich auch eine Wunde. Und Wunden sind Einfallstore für Krankheitserreger wie den gefürchteten Sternrußtau. Ein sauberer, glatter Schnitt kann von der Pflanze viel besser verschlossen werden. Ein gequetschter oder ausgefranster Schnitt, wie er durch stumpfes Werkzeug entsteht, heilt dagegen furchtbar schlecht. Feuchtigkeit sammelt sich in den Rissen – eine offene Einladung für Pilzsporen. Scharfes Werkzeug ist also keine Angeberei, sondern reine Pflanzengesundheit.
Und zu guter Letzt geht’s um Luft und Licht. Wir wollen eine offene, luftige Struktur, oft wie eine Vase geformt. Warum? Weil die Blätter nach einem Regen schnell trocknen müssen. Hängen die Triebe zu dicht aufeinander, bleibt die Feuchtigkeit ewig im Strauch. Das ist der perfekte Nährboden für Mehltau und Co. Indem wir nach innen wachsende und sich kreuzende Äste entfernen, sorgen wir für gute Belüftung. Die beste und natürlichste Vorbeugung überhaupt.

Das richtige Werkzeug: Qualität, die sich auszahlt
Ganz ehrlich, ich habe Leute gesehen, die mit der Küchenschere an ihre Rosen gehen. Das Ergebnis kann man sich vorstellen. Gutes Werkzeug ist die halbe Miete. Du brauchst nicht viel, aber das sollte passen.
Deine Mini-Einkaufsliste für den Start:
- Eine gute Bypass-Schere. Das ist die mit den zwei aneinander vorbeigleitenden Klingen. Sie schneidet sauber, ohne zu quetschen. Rechnet für eine Profi-Schere, die ein Leben lang hält, mit 40-70 Euro. Für den Anfang tut es aber auch ein gutes Modell für um die 20 Euro aus dem Baumarkt. Finger weg von Amboss-Scheren für Rosen – die quetschen das lebende Holz nur.
- Wirklich dicke Lederhandschuhe, am besten mit langen Stulpen, die auch die Unterarme schützen. Die kosten um die 25 Euro und sind jeden Cent wert. Mehr dazu später.
- Eine Flasche Spiritus oder Bio-Ethanol für 2-3 Euro aus der Drogerie zum Desinfizieren der Klingen.

Für Triebe, die dicker als dein Daumen sind, nimmst du eine Astschere, die nach dem gleichen Bypass-Prinzip funktioniert. Und für ganz alte, verholzte Triebe direkt am Boden ist eine kleine Klappsäge perfekt. Versuch niemals, zu dicke Äste mit der kleinen Schere zu killen – das ruiniert nur Werkzeug und Pflanze.
Kleiner Tipp: Dein Werkzeug kann noch so teuer sein – wenn es stumpf ist, ist es nutzlos. Ich schärfe meine Schere alle paar Gartentage mit einem kleinen Wetzstein. Das dauert nur zwei Minuten. Und genauso wichtig: Sauberkeit! Nach jeder Pflanze, spätestens aber nach getaner Arbeit, die Klingen mit einem in Spiritus getränkten Lappen abwischen. So verhinderst du, dass du Krankheiten von einer Rose zur nächsten schleppst.
Der perfekte Zeitpunkt: Hör auf die Natur, nicht auf den Kalender
Die häufigste Frage ist immer: „Wann genau soll ich schneiden?“ Die Antwort ist simpel: Wenn die Forsythien blühen! Diese alte Gärtnerregel ist genial, denn sie zeigt dir, dass die stärksten Fröste vorbei sind und der Boden warm genug ist. Die Rose ist dann kurz vor dem Austrieb, die Knospen (die „Augen“) schwellen schon an.

Schneidest du zu früh und es friert nochmal richtig, können die frischen, jungen Triebe erfrieren. Das wirft die Pflanze wochenlang zurück. Sei also geduldig und schau dich in deiner Nachbarschaft um. Im milden Weinbauklima blüht die Forsythie vielleicht schon Anfang März, im kühleren Bergland erst Mitte April.
Im Sommer geht es dann nur noch ums „Ausputzen“. Schneide Verblühtes regelmäßig ab. Das sieht nicht nur schöner aus, sondern signalisiert der Rose auch: „Hey, keine Samen (Hagebutten) bilden, steck die Energie lieber in neue Blüten!“. Schneide den Stiel dabei immer bis zum ersten voll ausgebildeten Fünferblatt zurück. Dort ist der Trieb stark genug, um eine neue, stabile Blüte zu tragen.
Und im Herbst? Da gilt: Weniger ist mehr. Ein starker Herbstschnitt ist tabu! Er regt die Rose nur zu neuem Wachstum an, das vor dem Winter nicht mehr ausreifen kann und dann erfriert. Kürze die Triebe nur um etwa ein Drittel ein, damit sie bei starkem Wind oder Schnee nicht brechen. Das war’s.

Jede Rose ist anders: Die richtige Technik für deinen Rosentyp
Jetzt wird’s konkret. Es gibt nicht den einen Schnitt für alle. Aber keine Panik, es ist ganz einfach.
Gut zu wissen: Bevor du schneidest, schau dir die Triebe genau an. Alles, was tot, krank oder beschädigt ist, muss raus. Krankes Holz erkennst du daran, dass es schwarz, fleckig, eingeschrumpelt oder brüchig ist. Weg damit!
Beet- und Edelrosen (die Klassiker im Garten)
Diese Rosen blühen am neuen Holz und lieben einen kräftigen Rückschnitt. Das ist ihre Verjüngungskur. Stell dir vor: Vorher hast du ein Wirrwarr aus dünnen, schwachen Trieben. Nachher steht da eine offene Vasenform mit nur 3 bis 5 kräftigen Haupttrieben, die auf ca. 15-20 cm gekürzt sind. Jetzt hat die Pflanze Luft und Kraft für dicke Blüten.
So geht’s: 1. Schneide erst alles tote und kranke Holz raus. 2. Wähle 3 bis 5 der stärksten, gesündesten Triebe aus. Der Rest wird direkt an der Basis entfernt. 3. Diese 3-5 Triebe kürzt du auf 3 bis 5 Augen. Ein „Auge“ ist übrigens nichts anderes als die kleine, oft rötliche Knospe in der Blattachsel, aus der der neue Trieb wächst. 4. Der wichtigste Profi-Tipp: Schneide immer leicht schräg, etwa 5 Millimeter über einem nach außen weisenden Auge. Die schräge Fläche sollte vom Auge wegzeigen, damit Regenwasser abläuft und die Knospe nicht fault. Ein kleiner Trick mit riesiger Wirkung!

Strauchrosen
Hier sind wir weniger radikal. Es geht mehr ums Auslichten. Entferne tote und kranke Triebe, schneide sich kreuzende und nach innen wachsende Äste heraus. Die Haupttriebe kürzt du um etwa ein Drittel ein. Alle paar Jahre entfernst du einen der ältesten, knorrigsten Triebe ganz unten, um Platz für frisches Wachstum zu schaffen.
Kletterrosen
Achtung, hier passiert der häufigste Fehler! Kletterrosen haben dicke Haupttriebe, die das Gerüst bilden. Diese darfst du NIEMALS stark kürzen, sonst blühen sie nicht mehr. Die Blüten kommen an den kurzen Seitentrieben. Lass also das Gerüst aus 4-6 kräftigen Haupttrieben stehen. Binde diese möglichst waagerecht an der Rankhilfe fest. Dann schneidest du alle Seitentriebe, die letztes Jahr geblüht haben, auf kurze Stummel mit 2-3 Augen zurück. Aus diesen Stummeln kommen die neuen Blüten.
Ramblerrosen (die wilden Kletterer)
Rambler blühen meist nur einmal, dafür aber gewaltig, und zwar am Holz vom Vorjahr. Deshalb schneidet man sie erst nach der Blüte im Sommer. Lichte sie dann aus, indem du einige der alten, abgeblühten Triebe an der Basis entfernst. Die langen, neuen Triebe, die dieses Jahr gewachsen sind, lässt du stehen. Das sind deine Blüten für nächstes Jahr!

Wichtig: Wildtriebe erkennen und entfernen
Die meisten Rosen sind veredelt. Manchmal treibt die robuste Wurzelunterlage eigene Triebe aus. Du erkennst sie daran, dass sie meist heller grüne, kleinere Blätter haben und unterhalb der dicken Veredelungsstelle aus dem Boden schießen. Diese musst du entfernen, sonst verdrängen sie deine schöne Edelrose. Schneide sie nicht ab! Grabe sie etwas frei, pack den Trieb ganz unten und reiß ihn mit einem kräftigen Ruck nach unten ab. Nur so erwischst du alle schlafenden Augen an der Basis mit.
Ein Wort zur Sicherheit und den Regeln
Gartenarbeit soll Spaß machen. Trage deshalb IMMER feste Handschuhe. Rosendornen können fiese Bakterien übertragen, die zu hartnäckigen Entzündungen führen (die sogenannte „Rosengärtnerkrankheit“). Bei großen Sträuchern ist auch eine Schutzbrille keine schlechte Idee – ein zurückschnellender Ast im Auge ist kein Spaß. Und prüf mal deinen Tetanus-Schutz, schadet nie.
Ach ja, und denk an die Vögel! Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet es, Hecken und Gebüsche zwischen dem 1. März und dem 30. September radikal zurückzuschneiden, um brütende Vögel zu schützen. Ein normaler Pflegeschnitt an deinen einzelnen Rosenstöcken ist natürlich erlaubt. Aber wenn du eine ganze Rosenhecke auf Stock setzen willst, mach das bitte im Spätherbst oder Winter.

Und wohin mit dem Schnittgut?
Eine Frage, die immer wieder kommt. Ganz einfach: Alles, was gesund aussieht – also die normalen Triebe und Blätter – kann kleingeschnitten auf den Kompost. Aber Achtung! Alle Triebe, die von Krankheiten wie Sternrußtau oder Mehltau befallen sind, gehören in die Biotonne oder den Hausmüll. Auf dem Kompost überleben die Pilzsporen und du verteilst sie im nächsten Jahr wieder im ganzen Garten.
Zum Schluss: Die 3 größten Fehler, die du jetzt vermeidest
Wenn du dir nur drei Dinge merken willst, dann diese: 1. Die Haupttriebe einer Kletterrose kappen. Der absolute Blütenkiller. 2. Mit einer stumpfen oder Amboss-Schere quetschen. Das ist eine Einladung für Krankheiten. 3. Im Herbst einen Radikalschnitt machen. Das schwächt die Rose vor dem Winter unnötig.
Siehst du? Rosenschnitt ist kein Hexenwerk. Hab keine Angst, die Schere anzusetzen. Der schlimmste Fehler ist meistens, gar nichts zu tun. Mit jedem Jahr wirst du sicherer und lernst, deine Pflanzen zu lesen. Nimm dir die Zeit, benutz sauberes Werkzeug und hab Spaß dabei. Es ist eines der schönsten Rituale im Gartenjahr!

Bildergalerie


Der richtige Winkel zählt!
Setzen Sie die Schere immer in einem Winkel von etwa 45 Grad an, leicht abgeschrägt und circa 5 Millimeter über einer nach außen weisenden Knospe. Warum? So kann Regenwasser leicht ablaufen und sammelt sich nicht auf der Schnittfläche – eine einfache, aber extrem wirksame Methode, um Fäulnis und Pilzbefall vorzubeugen.

Bypass-Schere: Wie eine normale Schere schneidet sie mit zwei scharfen, aneinander vorbeigleitenden Klingen. Der Schnitt ist sauber und präzise, ideal für lebendes, grünes Holz. Die legendäre Felco 2 oder die ergonomischen Modelle von Gardena sind hier die erste Wahl.
Amboss-Schere: Hier trifft eine Klinge auf eine feste Unterlage (den Amboss). Das Holz wird eher gequetscht als geschnitten. Diese Technik eignet sich hervorragend für altes, trockenes und hartes Holz, sollte aber bei vitalen Rosentrieben vermieden werden.


„Der beste Zeitpunkt, eine Rose zu schneiden, ist, wenn die Forsythien blühen.“
Diese alte Gärtnerweisheit ist mehr als nur ein schöner Spruch. Die Blüte der Forsythie ist ein verlässlicher phänologischer Indikator dafür, dass die stärksten Fröste vorüber sind und die Wachstumsphase der Rosen beginnt. Ein perfektes natürliches Signal, um zur Schere zu greifen.

Bevor der Formschnitt beginnt, wird die Rose „aufgeräumt“. Entfernen Sie konsequent alles, was der Pflanze Kraft raubt:
- Totes, braunes Holz (erkennbar daran, dass es nicht mehr grün unter der Rinde ist).
- Sich kreuzende oder aneinander reibende Triebe.
- Dünne, schwache Zweige, die dünner als ein Bleistift sind.
Erst danach widmen Sie sich der Gestaltung der endgültigen Form.


Wichtig für Kletterrosen: Unterscheiden Sie zwischen den dicken, verholzten Leittrieben, die das Gerüst bilden, und den dünneren Seitentrieben, die aus ihnen wachsen. Die Leittriebe werden nur bei Bedarf gekürzt oder erneuert. Die Seitentriebe hingegen werden jedes Jahr stark auf zwei bis drei Augen (Knospen) zurückgeschnitten. Genau an diesen kurzen Trieben entstehen die meisten Blüten!

Muss ich Schnittwunden versiegeln?
Früher war Wundverschlussmittel gang und gäbe, heute raten die meisten Experten davon ab. Ein sauberer, mit scharfem Werkzeug durchgeführter Schnitt heilt an der Luft am besten. Unter einer Versiegelung kann sich Feuchtigkeit stauen und ein ideales Klima für Pilzkrankheiten schaffen. Die Ausnahme: Sehr dicke Schnittwunden von über 2 cm Durchmesser an alten Rosenstöcken können bei feuchter Witterung von einem Hauch Holzkohleasche profitieren, die desinfizierend wirkt.


Ihre Rosenschere ist das wichtigste Werkzeug. Nach dem Gebrauch sollten Sie sie kurz pflegen:
- Harz und Pflanzensäfte mit einem in Spiritus oder Reinigungsalkohol getränkten Lappen entfernen.
- Die Klingen trocknen, um Rost zu vermeiden.
- Bewegliche Teile gelegentlich mit einem Tropfen Kriechöl, wie z.B. WD-40 oder Ballistol, gängig halten.

Der Rosenschnitt ist mehr als nur Gartenarbeit. Es ist ein Moment der Konzentration und des Dialogs mit der Pflanze. Das leise „Klack“ der Schere, der frische, grüne Duft der geschnittenen Triebe und die Konzentration auf die Form des Strauches haben eine fast meditative Wirkung. Man lässt den Alltag hinter sich und fokussiert sich ganz auf das Hier und Jetzt – eine Wohltat für Pflanze und Gärtner gleichermaßen.

Laut einer Studie der Royal Horticultural Society kann ein gezielter Schnitt die Blütenproduktion einer Rose um bis zu 40% im Vergleich zu einer ungeschnittenen Pflanze steigern.
Das liegt daran, dass die Pflanze ihre Energie nicht in die Erhaltung von altem und unproduktivem Holz stecken muss, sondern sie direkt in die Bildung neuer, blühfähiger Triebe lenken kann. Jeder Schnitt ist also eine Investition in die Blütenpracht des Sommers.


Der häufigste Fehler: Zaghaftigkeit. Viele schneiden aus Angst, der Rose zu schaden, nur die obersten Spitzen ab. Das führt dazu, dass die Rose „vergreist“, oben sparrig wächst und unten kahl wird. Seien Sie mutig! Ein starker Rückschnitt auf drei bis fünf kräftige Triebe, die auf etwa 15-30 cm eingekürzt werden, fördert einen kräftigen Neuaustrieb von unten und sorgt für einen buschigen, gesunden Strauch.

- Gesundes Laub, das schnell abtrocknet.
- Mehr Blüten durch angeregtes Wachstum.
- Eine ästhetische, offene Form.
Das Geheimnis? Der Vasenschnitt. Man entfernt alle nach innen wachsenden Triebe und lässt nur 3 bis 7 starke, nach außen gerichtete Haupttriebe stehen. So kommt Licht und Luft ins Innere des Strauches.


Was tun mit dem Schnittgut?
Gesunde, nicht von Pilzen befallene Rosenzweige sind ein wertvoller Rohstoff. Zerkleinert im Häcksler liefern sie perfektes Material für den Kompost oder als Mulch unter Hecken. Kranke Triebe, insbesondere solche mit Anzeichen von Sternrußtau oder Rosenrost, gehören jedoch unbedingt in den Hausmüll, um eine weitere Verbreitung der Krankheiten im Garten zu verhindern.

Ein alter, knorriger und blühfauler Rosenstock ist kein hoffnungsloser Fall. Mit einem radikalen Verjüngungsschnitt können Sie ihn wieder zu neuem Leben erwecken. Schneiden Sie im zeitigen Frühjahr alle Triebe bis auf eine Handbreit über dem Boden zurück. Das sieht brutal aus, zwingt die Rose aber, aus den schlafenden Augen an der Basis völlig neue, junge und vitale Triebe zu bilden. Im ersten Jahr ist die Blüte vielleicht spärlich, aber im Folgejahr wird sie Sie mit neuer Kraft überraschen.


Lederhandschuhe: Sie bieten den besten Schutz vor Dornen. Modelle aus robustem Ziegen- oder Rindsleder, oft mit langen Stulpen, die auch die Unterarme schützen (z.B. von Herstellern wie Stihl oder uvex), sind eine Investition, die sich lohnt.
Synthetische Handschuhe: Oft mit Nitril- oder Latexbeschichtung, bieten sie mehr Feingefühl, sind aber weniger dornenfest. Sie sind ein guter Kompromiss für Feinarbeiten an weniger wehrhaften Rosensorten.

Denken Sie daran: Die Knospe, über der Sie schneiden, bestimmt die Wuchsrichtung des neuen Triebs.
Suchen Sie sich bewusst eine Knospe aus, die nach außen vom Zentrum des Strauches weg zeigt. Der Trieb, der aus dieser Knospe wächst, wird ebenfalls nach außen streben und so zu einer offenen, luftigen Form der Rose beitragen. Ein kleiner Handgriff mit großer Wirkung für die Pflanzengesundheit.


Einmalblühend oder öfterblühend – was ist der Unterschied beim Schnitt?
Ganz entscheidend! Öfterblühende Rosen (wie die meisten modernen Beet- und Edelrosen) blühen am diesjährigen Holz. Sie werden im Frühjahr kräftig zurückgeschnitten, um die Bildung dieser neuen, blütentragenden Triebe anzuregen. Einmalblühende Rosen (viele historische Sorten und Ramblerrosen) blühen hingegen am Holz des Vorjahres. Würde man sie im Frühjahr stark schneiden, würde man die meisten Blütenknospen entfernen. Sie werden daher erst nach der Blüte im Sommer ausgelichtet.

Inspirieren lassen? Besuchen Sie berühmte Rosengärten wie das Europa-Rosarium in Sangerhausen oder den Roseninsel im Starnberger See. Hier kann man perfekt studieren, wie unterschiedliche Rosentypen – von der filigranen Strauchrose bis zur üppigen Kletterrose – durch meisterhaften Schnitt zu atemberaubender Form und Blüte gebracht werden.

Sommerschnitt bei öfterblühenden Rosen: Warten Sie nicht bis zum nächsten Frühjahr. Das Entfernen von verblühten Dolden, der sogenannte „Deadheading“, fördert einen zweiten oder sogar dritten Blütenflor. Schneiden Sie den verblühten Trieb nicht nur an der Blüte, sondern bis zum ersten voll entwickelten, fünfblättrigen Laubblatt zurück. Dort sitzt meist schon eine kräftige Knospe, die schnell wieder austreibt.


- Weniger anfällig für Pilzkrankheiten.
- Benötigen oft nur einen leichten Auslichtungsschnitt.
- Bilden von Natur aus eine harmonische Strauchform.
Die Rede ist von modernen ADR-Rosen (Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung). Sorten wie ‚Aprikola‘ oder ‚Black Forest Rose‘ sind so robust, dass der jährliche Schnittaufwand deutlich geringer ist. Eine gute Wahl für pflegeleichte Gärten.

Wildrosen und ihre nahen Verwandten werden kaum geschnitten.
Arten wie die Kartoffelrose (Rosa rugosa) oder die Hundsrose (Rosa canina) benötigen keinen jährlichen Formschnitt. Hier beschränkt man sich darauf, alle paar Jahre altes und totes Holz an der Basis zu entfernen, um die Pflanze vital zu halten. Ein zu starker Schnitt würde ihre natürliche, malerische Wuchsform zerstören.


Stumpfe Schere? Kein Problem!
Sie müssen nicht gleich eine neue kaufen. Mit einem einfachen Messerschärfer oder einem speziellen Scheren-Schleifstein für wenige Euro können Sie die Klingen Ihrer Gartenschere selbst nachschärfen. Fahren Sie mehrmals in einem flachen Winkel entlang der abgeschrägten Seite der Klinge. Eine scharfe Schere macht nicht nur die Arbeit leichter, sondern ist auch entscheidend für die Gesundheit Ihrer Rosen.

Nach dem Schnitt ist die Rose besonders empfänglich. Gönnen Sie ihr eine Stärkung. Eine Gabe organischer Dünger, wie Hornspäne oder spezieller Rosendünger, und eine Schicht Kompost rund um den Wurzelbereich geben ihr die nötige Energie für einen kräftigen Austrieb. Bei anfälligen Sorten kann eine vorbeugende Spritzung mit Schachtelhalm- oder Brennnesselextrakt die Abwehrkräfte gegen Pilze stärken.


Der klassische Herbstschnitt: Er dient hauptsächlich dazu, die Rose „winterfest“ zu machen. Man kürzt die Triebe nur um etwa ein Drittel ein, um zu verhindern, dass sie im Winter durch Wind und Schneelast brechen (Schneebruchgefahr). Der eigentliche, formgebende Schnitt erfolgt dann im Frühjahr.
Der entscheidende Frühjahrsschnitt: Dieser Rückschnitt ist der wichtigste. Er regt das Wachstum an, formt den Strauch und legt die Basis für eine reiche Blüte. Er erfolgt, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind.

Jeder Schnitt ist eine Art Wunde für die Pflanze.
Desinfizieren Sie Ihr Werkzeug, besonders wenn Sie von einer Rose zur nächsten wechseln. Ein kurzes Abwischen der Klingen mit Spiritus oder Desinfektionsmittel genügt. So verhindern Sie die Übertragung von Krankheitserregern wie Pilzsporen oder Bakterien von einer möglicherweise infizierten Pflanze auf eine gesunde.
Der Moment, in dem die ersten dicken, roten Knospen aus dem zurückgeschnittenen Holz sprießen, ist die schönste Bestätigung für die getane Arbeit. Man sieht förmlich, wie die im Wurzelstock gespeicherte Energie in neues Leben explodiert. Dieses kleine Wunder des Neuanfangs ist einer der Gründe, warum die Arbeit mit Rosen so unglaublich befriedigend ist.




