Polens schönste Herbstroute? Diese Tour schafft jeder

von Amandine Hach
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Orange, Rot, Braun und ein tiefes Gold – wenn sich der Herbst über die Wälder legt, gibt es kaum etwas Schöneres als eine Wanderung. Ich habe schon viele Gebirge in Europa erkundet, aber die „Złota Polska Jesień“, der goldene polnische Herbst, hat eine ganz besondere Magie. Der Originalartikel hat völlig recht: Polen hat unzählige Routen, aber die Schlesischen Beskiden sind ein echter Geheimtipp, besonders für Familien oder Wander-Einsteiger, die ein beeindruckendes Naturerlebnis ohne alpine Gefahren suchen.

Ich war selbst schon mehrmals im Herbst dort und kann die Empfehlung nur unterstreichen. Während in den Alpen die Seilbahnen oft schon im Revisions-Schlaf sind, pulsiert hier das Leben in einem ruhigeren, angenehmeren Takt. Die Sommer-Massen sind weg, man hat die Wege oft für sich allein und in den Berghütten bekommt man problemlos einen Platz. Das Wetter ist meist stabil und sonnig, perfekt für lange Touren. Aber Vorsicht: Die Tage werden kürzer! Eine Stirnlampe im Rucksack ist im Herbst Pflicht, auch wenn man nur eine Tagestour plant. Man weiß nie, was passiert.

Barania Góra: Das Herz der Beskiden und die Quelle der Weichsel

Das empfohlene Ziel, die Barania Góra (1220 m), ist wirklich eine fantastische Wahl. Der Name bedeutet „Widderberg“ und er ist nach dem Skrzyczne der zweithöchste Gipfel der Schlesischen Beskiden. Was diesen Berg für mich aber so besonders macht, ist nicht nur die Höhe. Hier, in den moosbewachsenen Hängen, entspringt die Weichsel (Wisła), Polens „Königin der Flüsse“. Es ist ein beeindruckendes Gefühl, an den kleinen Bächen zu stehen, die später zu einem mächtigen Strom werden, der durch Warschau und Krakau fließt.

Die Wanderung ist technisch nicht anspruchsvoll. Die Wege sind gut markiert, aber sie können nach Regen rutschig und steinig sein. Mein wichtigster Rat: Tragt vernünftige, knöchelhohe Wanderschuhe. Ich habe zu viele Leute mit Turnschuhen gesehen, die sich unnötig gequält haben. Die Tour ist für aktive Schulkinder ab etwa 8 Jahren gut zu schaffen, für Jüngere könnte der Anstieg am Ende etwas zu lang werden.

Welche Route ist die richtige für dich? Meine persönlichen Tipps

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Es führen viele Wege auf den Gipfel, und die Wahl der richtigen Route kann den Unterschied zwischen einer guten und einer unvergesslichen Wanderung ausmachen. Der Originalartikel listet die beliebtesten auf, hier sind meine persönlichen Erfahrungen dazu:

  • Der Blaue Weg von Wisła Czarne (Fojcula): Mit knapp 7 km ist dies der kürzeste, aber auch der steilste Anstieg. Ich würde ihn für den Abstieg empfehlen, um die Knie zu schonen. Für den Aufstieg ist er eher etwas für Leute mit guter Kondition, die schnell oben sein wollen.
  • Der Schwarz-Rote Weg von Wisła Czarne (Dolina Białej Wisełki): Das ist mein absoluter Favorit und die Route, die ich jeder Familie empfehle! Der erste Teil führt etwa eine Stunde fast flach auf einer asphaltierten Straße durch das wunderschöne Tal der Weißen Weichsel. Allein dieser Spaziergang ist schon die Reise wert. Danach beginnt der eigentliche, steilere Aufstieg auf dem roten Weg durch den Wald. So kann man sich perfekt aufwärmen.
  • Der Gelb-Blaue Weg von Kamesznica: Eine tolle Alternative von der anderen Seite des Berges, oft noch ruhiger als die Wege von Wisła aus. Gut, wenn man eine Rundtour über mehrere Tage plant.

Egal, welche Route ihr wählt, plant genug Zeit ein. Die reinen Gehzeiten sind eine Sache, aber die Schönheit liegt in den Pausen. Ein Stopp bei den „Kaskady Rodła“, einer Reihe malerischer kleiner Wasserfälle, ist ein Muss. Das Wasser ist eiskalt, aber die Füße kurz reinzuhalten ist eine wunderbare Erfrischung!

Auf dem Gipfel: Der Lohn der Mühe

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Oben angekommen, erwartet euch ein stählerner Aussichtsturm. Seid nicht enttäuscht, er ist nicht besonders schön, aber funktional. Der Aufstieg lohnt sich aber zu 100%! An einem klaren Herbsttag ist die Aussicht phänomenal. Man blickt über das endlose, farbenfrohe Blättermeer der Beskiden und kann in der Ferne sogar die schroffen Gipfel der Hohen Tatra erkennen. Wichtiger Tipp: Nehmt eine winddichte Jacke mit, auch wenn es im Tal warm ist. Auf dem Turm pfeift fast immer ein eisiger Wind.

Etwas unterhalb des Gipfels liegt die Berghütte PTTK na Przysłopie. Hier müsst ihr einkehren! Es ist eine urige, klassische polnische Hütte. Bestellt eine Schüssel Żurek (saure Mehlsuppe) oder eine Portion Pierogi (gefüllte Teigtaschen). Das wärmt von innen und kostet nicht die Welt – für eine Suppe zahlt man etwa 6-8 Euro, für Pierogi um die 9-11 Euro. An Wochenenden solltet ihr für eine Übernachtung unbedingt vorbuchen, auch im Herbst.

Praktische Infos für deine Tour aus deutscher Sicht

Die Anreise aus Deutschland ist unkompliziert. Von Berlin oder Dresden aus ist man mit dem Auto in wenigen Stunden da. Der nächste größere Flughafen ist Katowice (KTW) oder Krakau (KRK). Als Ausgangspunkt für die Wanderung eignet sich der Ort Wisła (nicht zu verwechseln mit dem Fluss) perfekt. Hier gibt es zahlreiche Pensionen und Hotels in allen Preisklassen.

Kosten, die auf dich zukommen: Das Parken an den offiziellen Wanderparkplätzen kostet meist um die 20-30 Złoty (ca. 5-7 Euro) für den ganzen Tag. Die Verpflegung in den Hütten und Restaurants ist deutlich günstiger als in den deutschen Alpen. Ein Urlaub hier schont definitiv den Geldbeutel, ohne dass man auf Qualität verzichten muss. Für mich ist diese Region der perfekte Beweis, dass man für ein grandioses Bergerlebnis nicht immer in die Alpen fahren muss. Diese Herbstroute ist wirklich eine Perle – unvergesslich schön und für jeden machbar.

Amandine Hach

Als Französin in Berlin verbindet Amandine Hach das Beste aus zwei Welten und teilt ihre Entdeckungen auf ihrem Blog „Les Berlinettes“. Mit einem besonderen Fokus auf das Reisen mit Kindern inspiriert sie Familien dazu, die Welt gemeinsam zu erkunden – sei es die eigene Nachbarschaft in der Hauptstadt oder ferne Ziele. Amandine zeigt auf authentische und stilvolle Weise, wie man Abenteuerlust und Familienalltag wunderbar miteinander vereinen kann, und gibt wertvolle Tipps für unvergessliche Erlebnisse mit den Kleinsten.