Berns Arkaden-Geheimnis: Was Einheimische niemals verraten

von Amandine Hach
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Was die rund 146.000 Bewohner von Bern, einer der kleinsten Hauptstädte Europas, über ihre Stadt denken, spürt man sofort, wenn man ankommt: eine entspannte Gelassenheit. Doch hinter der Fassade dieser UNESCO-Welterbestadt verbergen sich Geheimnisse und Erlebnisse, die weit über das hinausgehen, was in Reiseführern steht. Ich habe bei mehreren Besuchen gelernt, dass die wahren Schätze Berns nicht die großen Sehenswürdigkeiten sind, sondern die kleinen Entdeckungen dazwischen.

Die Lauben: Mehr als nur regensicheres Shopping

Stellen Sie sich vor: 6 Kilometer mittelalterliche Arkaden, die längste wettergeschützte Einkaufspromenade Europas. Der ursprüngliche Artikel spricht von geheimen politischen Treffen, aber das wahre Geheimnis der „Lauben“, wie die Berner sie nennen, ist viel praktischer und charmanter. Bei meinem ersten Besuch goss es in Strömen. Während in anderen Städten Hektik ausbricht, schlenderten die Berner gemütlich weiter. Das ist der erste Trick: In Bern gibt es kein schlechtes Wetter, nur die falsche Straßenseite. Man ist hier immer im Trockenen.

Doch der eigentliche Zauber liegt eine Etage tiefer. Achten Sie auf die steilen, oft unscheinbaren Treppen, die von den Arkaden nach unten führen. Sie leiten Sie in eine faszinierende Unterwelt aus Kellerlokalen. Das sind keine dunklen Verliese, sondern stimmungsvolle Bars, kleine Theater und individuelle Boutiquen. Mein persönlicher Favorit ist der Klötzlikeller, eine der ältesten Weinschenken der Stadt. Bei einem Glas lokalen Weins (rechnen Sie mit ca. 9 CHF, also knapp 9,50 €) in diesen alten Gewölben zu sitzen, während oben die Welt vorbeieilt, ist ein unvergessliches Erlebnis. Das ist ein Geheimnis, das man schmecken kann.

Versteckte Innenhöfe: Oasen der Stille

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Hinter den imposanten Sandsteinfassaden der Altstadt verbergen sich dutzende Innenhöfe, die für die Öffentlichkeit zugänglich, aber oft schwer zu finden sind. Vergessen Sie die Geschichten über Geheimgesellschaften – diese Höfe sind die geheimen Wohnzimmer der Stadt. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, einfach mal durch einen unscheinbaren Torbogen zu schlüpfen. Oft landet man in einer Oase der Ruhe, umgeben von Geranien und dem leisen Klirren von Kaffeetassen aus einem versteckten Café.

Mein Tipp: Halten Sie in der Kramgasse und der Gerechtigkeitsgasse die Augen nach offenen Toren offen. Trauen Sie sich hinein! Viele dieser Höfe beherbergen kleine Handwerksbetriebe oder Ateliers. Hier spürt man den Puls der Stadt abseits der Touristenströme. Es kostet nichts, außer ein wenig Neugier.

Der Bärenpark: Den besten Blick hat man von unten

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Der Bärenpark am Ufer der Aare ist natürlich ein Muss. Aber die meisten Besucher machen einen Fehler: Sie bleiben oben auf der Nydeggbrücke stehen, machen ein schnelles Foto und gehen weiter. Der wahre Genuss und die besten Beobachtungsmöglichkeiten liegen verborgen. Steigen Sie den Weg hinunter zum Aareufer. Hier unten, direkt am Wasser, sind Sie fast auf Augenhöhe mit den Bären Finn, Björk und Ursina. Es gibt kaum andere Menschen und man kann in aller Ruhe zusehen, wie sie baden oder klettern.

Ich saß hier einmal fast eine Stunde auf einer Bank, nur wenige Meter vom Gehege entfernt. Ein unbezahlbarer Moment der Ruhe. Im Sommer offenbart sich hier übrigens ein weiteres Berner Geheimnis: das Aareschwimmen. Hunderte Einheimische lassen sich in der kühlen, klaren Aare durch die Stadt treiben – eine Tradition und die beste Art, Bern an einem heißen Tag zu erleben.

Der Zibelemärit: Ein Fest für Frühaufsteher

Der jährliche Zwiebelmarkt im November ist eine Institution. Die Legende von geheimen Milliardendeals, die hier besiegelt werden, ist amüsant, aber die Realität ist viel schöner. Das wahre Geheimnis des „Zibelemärit“ ist, früh da zu sein. Stehen Sie um 5 Uhr morgens auf! Ich weiß, es klingt hart, aber die Atmosphäre in der dämmernden, nach Glühwein und Zwiebelkuchen duftenden Altstadt ist magisch. Nur dann erleben Sie den Markt wie die Einheimischen.

Kaufen Sie sich für ein paar Franken eine „Zwiebelwähe“ direkt vom Blech und einen heißen Tee. Statt über Deals zu verhandeln, liefern sich die Berner ab dem Nachmittag eine legendäre Konfettischlacht. Es ist ein Volksfest im wahrsten Sinne des Wortes – laut, fröhlich und absolut authentisch. Nehmen Sie einen handgeflochtenen Zwiebelzopf als Souvenir mit; er schmückt jede Küche und hält monatelang.

Die beste Aussicht: Mehr als nur der Rosengarten

Jeder Reiseführer schickt Sie für die Postkartenansicht auf Bern in den Rosengarten. Der Blick von dort ist zweifellos fantastisch und kostenlos. Aber für das Gefühl, wirklich *über* der Stadt zu schweben, gibt es einen besseren, wenn auch anstrengenderen Ort: die Plattform des Berner Münsters. Der Aufstieg über die 344 engen Stufen der Wendeltreppe ist eine kleine Herausforderung, aber die Belohnung ist spektakulär. Der Eintritt kostet 5 CHF (ca. 5,20 €), die bestens investiert sind.

Von oben sehen Sie nicht nur die berühmte Aareschlaufe und die Dächer der Altstadt, sondern bei klarem Wetter auch die schneebedeckten Gipfel der Alpen am Horizont. Diesen Moment, hoch über den Dächern, mit dem Wind in den Haaren, werden Sie nicht so schnell vergessen. Das ist ein Geheimnis, das man sich verdienen muss.

Berns wahre Geheimnisse sind also keine Staatsaffären, sondern Einladungen, genauer hinzuschauen. Es ist eine Stadt, die dazu verführt, sich treiben zu lassen, in Keller hinabzusteigen, durch Tore zu treten und die Perspektive zu wechseln. Und genau das macht ihren einzigartigen, unaufgeregten Charme aus.

Amandine Hach

Als Französin in Berlin verbindet Amandine Hach das Beste aus zwei Welten und teilt ihre Entdeckungen auf ihrem Blog „Les Berlinettes“. Mit einem besonderen Fokus auf das Reisen mit Kindern inspiriert sie Familien dazu, die Welt gemeinsam zu erkunden – sei es die eigene Nachbarschaft in der Hauptstadt oder ferne Ziele. Amandine zeigt auf authentische und stilvolle Weise, wie man Abenteuerlust und Familienalltag wunderbar miteinander vereinen kann, und gibt wertvolle Tipps für unvergessliche Erlebnisse mit den Kleinsten.