Abflussgeruch? Dieser einfache Küchen-Trick hilft sofort

Warum Ihre Küche gerade im September anfängt zu riechen
Jedes Jahr das gleiche Spiel: Die Tage werden kürzer, die Abende kühler und plötzlich macht sich ein unangenehmer Geruch aus dem Spülbecken in der Küche breit. Viele kennen dieses Phänomen gerade im September. Doch woran liegt das? Als Koch kann ich Ihnen sagen: Es hat viel mit unseren Kochgewohnheiten zu tun, die sich mit dem Wechsel der Jahreszeiten ändern.
Im Spätsommer und Frühherbst verarbeiten wir die Ernte: Wir kochen Zwetschgenmus, machen Äpfel ein und bereiten deftigere Gerichte zu. Das bedeutet oft mehr stärkehaltige Schalen, fettigere Bratenreste und insgesamt mehr organische Abfälle, die im Abfluss landen. Gleichzeitig sorgt kühleres Wetter dafür, dass Fette und Öle in den Rohren schneller erstarren. Diese Kombination schafft den perfekten Nährboden für geruchsbildende Bakterien. Doch keine Sorge, es gibt einen einfachen und extrem wirksamen Trick, der nicht nur von erfahrenen Klempnern, sondern auch in jeder Profiküche angewendet wird.
Das Problem verstehen: Ein Blick in Ihre Abflussrohre

Stellen Sie sich Ihr Abflussrohr wie eine Arterie vor. Alles, was Sie in die Spüle geben, fließt hindurch. Das Problem sind nicht die großen Essensreste, die vom Sieb aufgehalten werden, sondern die unsichtbaren Übeltäter: Fette, Öle und winzige Speisereste. Wenn Sie beispielsweise das Fett vom Angebratenen aus der Pfanne mit heißem Wasser ausspülen, ist es zunächst flüssig. Doch schon wenige Meter weiter im kalten Rohr kühlt es ab und wird wieder fest. Es bildet sich ein klebriger Belag, ein sogenannter Biofilm, an den Rohrinnenwänden.
An diesem klebrigen Film bleibt alles hängen: Kaffeesatz, kleine Gemüsereste, Mehlstaub. Diese Mischung fängt an zu zersetzen und zu faulen. Die dabei entstehenden Schwefelverbindungen sind für den typischen, fauligen Geruch verantwortlich. Es ist also kein Zeichen von mangelnder Sauberkeit, sondern ein ganz normaler chemischer Prozess, den wir aber gezielt unterbinden können.
Der Profi-Trick: Mehr als nur Backpulver und Wasser

Der ursprüngliche Tipp, eine Mischung aus Backpulver und heißem Wasser zu verwenden, ist eine gute Basis. In der Profiküche optimieren wir diesen Prozess jedoch für maximale Wirkung. Der Schlüssel liegt in der richtigen Zutat, der richtigen Reihenfolge und der richtigen Temperatur.
Schritt 1: Die richtige Zutat – Natron statt Backpulver
Hier liegt das erste Geheimnis. Verwenden Sie kein Backpulver, sondern reines Natron (Natriumhydrogencarbonat). Sie finden es in jedem Supermarkt, oft von Marken wie „Kaiser Natron“, meist für unter 2 Euro pro Päckchen. Der Unterschied ist entscheidend: Backpulver enthält bereits eine Säurekomponente, die beim Backen für das Aufgehen des Teigs sorgt. Für die Rohrreinigung wollen wir aber die pure, alkalische Kraft des Natrons.
Schritt 2: Die optimierte Anwendung für maximale Wirkung
Folgen Sie diesen Schritten einmal pro Woche zur Vorbeugung oder bei akutem Geruch:
- Vorbereitung: Geben Sie 4-5 gehäufte Esslöffel (ca. 50 g) reines Natron direkt in den trockenen Abfluss.
- Aktivierung (optional, aber effektiv): Gießen Sie eine halbe Tasse (ca. 100 ml) einfachen Haushaltsessig oder, noch besser, einen Schuss Essigessenz hinterher. Es wird sofort anfangen zu sprudeln und zu zischen. Diese chemische Reaktion hilft, lose Partikel mechanisch von den Rohrwänden zu lösen. Lassen Sie diesen Schaum für ca. 10-15 Minuten einwirken. Keine Sorge, die Dämpfe sind harmlos.
- Die Fettlösung: Erhitzen Sie etwa 1 Liter Wasser in einem Wasserkocher, aber lassen Sie es nicht kochend heiß werden. Eine Temperatur von ca. 80 °C ist ideal. Kochendes Wasser kann bei älteren Kunststoffrohren zu Schäden führen. Gießen Sie das heiße Wasser langsam in den Abfluss.
- Der chemische Prozess: Jetzt passiert die Magie. Das alkalische Natron reagiert mit den abgelagerten Fetten im Rohr. Durch die Hitze wird dieser Prozess, die sogenannte „Verseifung“, beschleunigt. Einfach gesagt: Sie stellen im Abfluss eine einfache Seifenlösung her, die das Fett emulgiert und wasserlöslich macht.
- Nachspülen: Nachdem das heiße Wasser durchgelaufen ist, warten Sie noch einmal fünf Minuten. Spülen Sie dann für etwa eine Minute mit kaltem Wasser kräftig nach. Das sorgt dafür, dass eventuell noch verbliebene, gelöste Fettreste weiter unten im Rohrsystem wieder erstarren und mit dem Wasserfluss weggespült werden, anstatt sich erneut abzulagern.
Vorbeugung ist alles: Tipps aus der Restaurantküche
Die beste Methode gegen Gerüche ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. In der Gastronomie, wo täglich riesige Mengen an Fett anfallen, sind diese Regeln Gesetz:
- Fett gehört in den Müll, nicht in den Abfluss: Gießen Sie niemals Öl oder flüssiges Fett in die Spüle. Wischen Sie Pfannen und Töpfe vor dem Spülen immer mit einem Stück Küchenpapier aus. Größere Mengen an Frittierfett oder Bratenfett können Sie in einem alten Schraubglas sammeln und im Restmüll entsorgen. Das ist der wichtigste Tipp überhaupt!
- Kaffeesatz ist wie Sandpapier für Ihre Rohre: Kaffeesatz löst sich nicht auf und wirkt in Verbindung mit Fett wie Zement. Entsorgen Sie ihn immer im Biomüll oder auf dem Kompost.
- Das Abflusssieb ist Ihr bester Freund: Benutzen Sie ein feines Sieb und leeren Sie es konsequent nach jeder Benutzung in den Mülleimer. Es fängt mehr auf, als Sie denken.
- Erst kalt, dann heiß: Wenn Sie stark fettige Teller abspülen, spülen Sie sie zuerst kurz mit kaltem Wasser ab. Das Fett wird fest und lässt sich leichter mit einem Tuch oder einer Gabel entfernen. Erst danach mit warmem Wasser und Spülmittel reinigen.
Wenn der Geruch trotzdem bleibt: Wann der Profi ran muss
Die Natron-Methode ist extrem wirksam bei organischen Ablagerungen, die die häufigste Ursache für Gerüche sind. Wenn das Problem jedoch nach wiederholter Anwendung bestehen bleibt, könnte eine tiefere Ursache vorliegen.
Ein anhaltender, kanalartiger Geruch kann auf ein Problem mit der Rohrbelüftung oder einen ausgetrockneten Siphon (der Wasserverschluss, der Gerüche aus der Kanalisation blockiert) hindeuten. Letzteres passiert oft in selten genutzten Bädern oder Gäste-WCs. Hier hilft es meist schon, für eine Minute Wasser laufen zu lassen, um den Siphon wieder aufzufüllen. Sollte all das nicht helfen, ist es ratsam, einen Fachmann zu konsultieren, um strukturelle Probleme auszuschließen.
Mit der wöchentlichen Natron-Pflege und einem bewussten Umgang mit Fett und Resten in der Küche halten Sie Ihre Abflüsse jedoch nicht nur geruchsfrei, sondern verlängern auch die Lebensdauer Ihrer Rohre – eine kleine Gewohnheit mit großer Wirkung für ein angenehmes Zuhause.