Pastinake vs. Wurzelpetersilie: Der feine Unterschied

Auf dem Wochenmarkt oder in der Gemüseabteilung stehen Sie oft direkt nebeneinander: zwei helle, kegelförmige Wurzeln, die sich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen. Doch wer einmal Pastinake statt Wurzelpetersilie im Eintopf hatte, kennt den gewaltigen Unterschied. Beide gehören zwar zur Familie der Doldenblütler, so wie Karotten und Sellerie, aber in der Küche spielen sie in völlig unterschiedlichen Ligen. Als Koch kann ich Ihnen versichern: Wenn Sie die Geheimnisse der beiden kennen, eröffnen sich Ihnen ganz neue kulinarische Möglichkeiten. Lassen Sie uns gemeinsam Licht ins Dunkel bringen.
Optik & Haptik: Der erste verräterische Blick
Schon bevor Sie das Gemüse probieren, können Sie mit geschultem Auge und einem Griff die richtige Wahl treffen. Die Unterschiede sind subtil, aber eindeutig, wenn man weiß, worauf man achten muss.
Die Pastinake: Cremeweiß und kräftig gebaut
Die Pastinake ist meist die größere und kräftigere der beiden Wurzeln. Ihre Form erinnert stark an eine übergroße, cremefarbene Karotte. Sie läuft von einem breiten Kopf spitz zu.
- Der Kopfanfang: Der entscheidende Trick vom Profi! Der Blattansatz bei der Pastinake ist nach innen eingesunken, wie eine kleine Mulde. Fahren Sie mit dem Finger darüber, spüren Sie eine Vertiefung.
- Die Farbe: Meist ein warmes, gelbliches Cremeweiß.
- Die Größe: Oft dicker und bauchiger im oberen Drittel.
Die Wurzelpetersilie: Schlank, weiß und mit wertvollem Grün
Die Wurzelpetersilie, auch Petersilienwurzel genannt, ist in der Regel schlanker und eleganter geformt. Sie hat oft eine reinere, fast schneeweiße Farbe.
- Der Kopfanfang: Im Gegensatz zur Pastinake ist der Blattansatz hier nach außen gewölbt. Er ragt wie ein kleiner Hügel aus der Wurzel heraus.
- Das Grün: Wenn die Blätter noch dran sind, haben Sie den einfachsten Beweis. Das Grün der Wurzelpetersilie sieht aus und riecht exakt wie glatte Petersilie. Chef-Tipp: Kaufen Sie sie immer mit Grün, wenn möglich! Das ist ein Frische-Indikator und Sie bekommen ein Bund Petersilie gratis dazu.
- Die Form: Meist schlanker, länger und zylindrischer als die Pastinake.
Geschmack & Aroma: Hier trennen sich die Welten

Der größte Unterschied offenbart sich am Gaumen. Hier entscheidet sich, welches Gemüse für Ihr Gericht das richtige ist.
Die Pastinake hat einen unverkennbar süßlichen, nussigen und leicht erdigen Geschmack. Beim Garen, insbesondere beim Rösten, wandeln sich ihre Stärken in Zucker um, was zu einer herrlichen Karamellisierung und einem tiefen, fast würzigen Aroma führt, das an Anis oder sogar Muskat erinnert. Die Textur wird beim Kochen wunderbar weich, cremig und samtig.
Die Wurzelpetersilie hingegen ist der Inbegriff von Würze. Ihr Geschmack ist intensiv, unverkennbar nach Petersilie und Sellerie schmeckend, mit einer pfeffrigen, frischen Note. Sie ist kaum süß. Ihr Aroma ist so kräftig, dass sie der Star im klassischen deutschen Suppengrün ist. Ihre Textur bleibt auch nach dem Garen bissfester und leicht faseriger als die der Pastinake.
Die Vorbereitung: So machen es die Profis

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Mit ein paar einfachen Handgriffen holen Sie das Beste aus beiden Wurzeln heraus.
Schälen oder nicht schälen?
Bei beiden Gemüsesorten lautet die Empfehlung: Ja, schälen. Besonders bei größeren, älteren Exemplaren kann die Schale leicht holzig oder bitter schmecken. Ein einfacher Sparschäler ist hierfür perfekt. Bei sehr jungen, zarten Bio-Wurzeln, deren Schale makellos ist, genügt oft ein gründliches Abbürsten unter fließendem Wasser.
Der Kern der Sache
Bei großen, dicken Pastinaken kann der innere Kern, der sogenannte „Strunk“, holzig sein. Ein einfacher Test: Schneiden Sie eine Scheibe vom dicken Ende ab. Wenn Sie in der Mitte einen deutlich dunkleren, festeren Kern sehen, sollten Sie ihn entfernen. Vierteln Sie die Pastinake dafür längs und schneiden Sie den Kern keilförmig heraus.
Oxidation verhindern
Wie Äpfel oder Kartoffeln neigen beide Wurzeln dazu, nach dem Schälen an der Luft braun zu werden. Profi-Tipp für Ihr Mise en Place: Geben Sie die geschälten und geschnittenen Stücke sofort in eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Spritzer Zitronensaft oder Essig. So behalten sie ihre schöne helle Farbe, bis Sie sie weiterverarbeiten.
Der perfekte Einsatz in der Küche: Wann nehme ich was?
Jetzt wird es praktisch. Hier ist Ihr Spickzettel, wann welche Wurzel glänzen darf.
Greifen Sie zur Pastinake für Süße & Cremigkeit:
- Geröstetes Ofengemüse: Hier ist die Pastinake unschlagbar. In Stücke geschnitten, mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und Thymian bei 200°C (180°C Umluft) für ca. 30-40 Minuten goldbraun backen. Ein Löffel Honig in den letzten 10 Minuten sorgt für eine perfekte Glasur.
- Cremesuppen: Eine Pastinakencremesuppe, vielleicht mit Apfel und etwas Curry verfeinert, ist ein Gedicht. Ihre natürliche Süße macht sie samtig und rund.
- Pürees: Eine fantastische Alternative oder Ergänzung zu Kartoffelpüree. Gekocht und mit Butter, warmer Milch oder Sahne und einer Prise Muskatnuss gestampft, wird sie unglaublich cremig.
- Gemüsechips: Hauchdünn gehobelt und im Ofen knusprig gebacken, ein toller, gesunder Snack.
Wählen Sie die Wurzelpetersilie für intensive Würze:
- Brühen und Fonds: Ihre wichtigste Rolle! Sie gibt jeder klaren Brühe, jedem Eintopf und jeder Soßenbasis ein tiefes, würziges Fundament, ohne sie süß zu machen. Sie ist das Herz des Suppengrüns.
- Herzhafte Eintöpfe: In Linsen-, Bohnen- oder Gulascheintöpfen sorgt sie für den richtigen würzigen „Wumms“. In Würfel geschnitten und mit angebraten, entfaltet sie ihr volles Aroma.
- Rohkostsalate: Fein geraspelt oder in Julienne-Streifen geschnitten, gibt sie Salaten eine knackige Textur und eine tolle, pfeffrige Note. Passt wunderbar zu Äpfeln, Nüssen und einem kräftigen Dressing.
- Als Beilage: In Butter geschwenkt und mit ihrem eigenen Grün bestreut, ist sie eine charaktervolle Beilage zu Fisch oder kurzgebratenem Fleisch.
Lagerung und Haltbarkeit
Beide Gemüsesorten sind klassische Lagergemüse und halten sich bei richtiger Aufbewahrung wochenlang. Lagern Sie sie am besten kühl, dunkel und ungewaschen im Gemüsefach des Kühlschranks. Die Wurzelpetersilie neigt etwas schneller zum Austrocknen. Mein Tipp: Wickeln Sie sie in ein leicht feuchtes Küchentuch, dann bleibt sie länger frisch und knackig.
Gekochte Reste wie Suppen oder Pürees lassen sich übrigens hervorragend einfrieren und sind so schnell für eine weitere Mahlzeit verfügbar.
Jetzt sind Sie gewappnet! Beim nächsten Einkauf werden Sie zielsicher zur richtigen Wurzel greifen und genau wissen, wie Sie ihr das beste Aroma entlocken. Trauen Sie sich zu experimentieren – beide Gemüsesorten sind eine wunderbare Bereicherung für die herbstliche und winterliche Küche.