Brille oder Kontaktlinsen? Der ehrliche Guide, der dir wirklich hilft

Wussten Sie, dass Brillenträger oft als intelligenter wahrgenommen werden? Erfahren Sie, ob Kontaktlinsen die bessere Wahl für Sie sind!

von Michael von Adelhard

Fast jeden Tag steht jemand vor mir und stellt die eine Frage, die wohl jeden Brillenträger irgendwann umtreibt: „Was ist denn nun besser für mich? Brille oder Kontaktlinsen?“ Und ganz ehrlich? Eine pauschale Antwort gibt es darauf nicht. Wäre ja auch zu einfach, oder? Die Wahrheit ist: Die beste Lösung hängt komplett von dir ab – von deinem Alltag, deinen Augen und was du dir von deiner Sehhilfe wünschst.

Ich hab in meiner Laufbahn schon so einiges gesehen und unzählige Augen vermessen. Für mich ist klar: Eine gute Beratung verkauft dir nichts, sondern findet die Lösung, die dein Leben einfacher und besser macht. Deshalb breche ich hier mal alles runter, ganz ohne Fachchinesisch. Wir schauen uns die Technik an, die Unterschiede im Alltag und die Dinge, über die sonst selten jemand spricht. Damit du am Ende eine Entscheidung triffst, die sich richtig gut anfühlt.

Der kleine, aber feine Unterschied: Warum sich das Sehen so anders anfühlt

Okay, ein ganz kleiner Ausflug in die Physik, aber keine Sorge, es wird nicht kompliziert. Sowohl Brille als auch Kontaktlinse korrigieren deine Fehlsichtigkeit, indem sie das Licht so bündeln, dass es perfekt auf deiner Netzhaut landet. Das Ergebnis: ein scharfes Bild.

junger mann, eine schwarze haare, ein mann mit einem schwarzen bart und mit einer schwarzen brille

Der Knackpunkt ist aber der Abstand zum Auge. Ein Brillenglas sitzt etwa 12 bis 14 Millimeter vor deiner Hornhaut. Das klingt nach nichts, hat aber spürbare Folgen. Gerade bei höheren Stärken verfälscht dieser Abstand die wahrgenommene Größe der Dinge. Bist du stark kurzsichtig, wirkt die Welt durch die Brille etwas kleiner. Bei Weitsichtigen ist es genau andersherum – alles scheint ein bisschen größer. Das ist simple Optik.

Eine Kontaktlinse hingegen schwimmt direkt auf deinem Tränenfilm. Der Abstand ist quasi null. Und das, mein Freund, hat zwei riesige Vorteile:

  • Natürliche Bildgröße: Die Welt sieht so aus, wie sie ist. Viele, die zum ersten Mal Linsen tragen, sind total verblüfft, wie „echt“ plötzlich alles wirkt.
  • Keine Grenzen mehr: Eine Brille hat einen Rahmen. Logisch. Dein Sichtfeld ist also immer irgendwie eingeschränkt. Mit Kontaktlinsen? Hast du volles 180-Grad-Panorama. Das ist nicht nur angenehmer, sondern ein echtes Sicherheitsplus, zum Beispiel im Straßenverkehr oder beim Sport.
mann mit einem bart und mit brille

Die Anpassung beim Profi: Warum das mehr als nur ein Sehtest ist

Eines muss ganz klar sein: Kontaktlinsen sind Medizinprodukte. Die kaufst du nicht einfach so im Netz, weil du deine Brillenwerte kennst. Das kann im schlimmsten Fall übel für deine Augengesundheit enden. Der Weg zur Linse führt immer über einen Spezialisten, der sich wirklich Zeit für dich nimmt. Plane für den ersten Termin ruhig 1 bis 1,5 Stunden ein, das ist gut investierte Zeit.

Schritt 1: Wir lernen dich kennen
Bevor es ans Messen geht, reden wir. Was machst du beruflich? Sitzt du den ganzen Tag vor dem Bildschirm oder arbeitest du auf einer staubigen Baustelle? Treibst du Sport? Hast du Allergien? Nimmst du Medikamente? All das hilft, den perfekten Linsentyp für deinen Lebensstil zu finden.

Schritt 2: Die Untersuchung deiner Augen
Mit einem speziellen Mikroskop, der Spaltlampe, schauen wir uns den vorderen Teil deiner Augen ganz genau an. Entscheidend ist dein Tränenfilm. Er ist die Basis für bequemes Tragen. Ist er nicht stabil, könnten die Augen schnell trocken werden. Aber keine Sorge, dafür gibt es spezielle Linsenmaterialien oder Nachbenetzungstropfen, die du bei Bedarf einfach bei Rossmann oder DM für ein paar Euro bekommst.

kontaktlinsen und eine große grüne auge

Schritt 3: Die genaue Vermessung
Jedes Auge ist einzigartig. Deshalb messen wir nicht nur deine Stärke, sondern auch die exakte Krümmung deiner Hornhaut. Nur so finden wir eine Linse, die perfekt sitzt – nicht rutscht, aber auch nicht drückt und die wichtige Sauerstoffversorgung deiner Hornhaut sicherstellt.

Schritt 4: Die Auswahl der Linse & das Probetragen
Jetzt wird’s spannend. Basierend auf allen Daten suche ich eine passende Messlinse aus. Hier spielt das Material eine riesige Rolle. Moderne Linsen bestehen aus Silikon-Hydrogel. Du musst dir das so vorstellen: Während alte Materialien den Sauerstoff eher „abgeblockt“ haben, lassen diese neuen richtig viel Luft durch. Gemessen wird das im Dk/t-Wert. Früher lag der vielleicht bei 20-30, heute schaffen gute Linsen locker Werte über 100. Das ist ein Quantensprung für die Gesundheit deiner Augen.

Wenn die Linse dann auf dem Auge sitzt, schicken wir dich erstmal los. Geh einen Kaffee trinken, bummel eine Runde durch die Stadt. Erst im Alltag merkst du, ob ihr wirklich ein Team seid.

ein blaues großes schwimmpool und ein junger mann

Schritt 5: Die Einweisung – So klappt’s auch zu Hause
Das ist der Teil, bei dem ich immer sage: Zeit nehmen! Wir üben das Auf- und Absetzen so lange, bis du dich absolut sicher fühlst. Für zu Hause gebe ich dir hier mal eine kleine Gedächtnisstütze:

  • Einsetzen: Hände gründlich waschen! Linse auf die trockene Kuppe des Zeigefingers legen. Mit der anderen Hand das Oberlid hochziehen, mit dem Mittelfinger derselben Hand das Unterlid runterziehen. Blick nach oben richten und die Linse sanft auf den weißen Teil des Auges setzen. Kurz blinzeln, fertig.
  • Herausnehmen: Wieder Hände waschen. Unterlid runterziehen, Blick nach oben. Mit Zeigefinger und Daumen die Linse sanft „zusammenkneifen“ und vom Auge nehmen. Klingt erstmal knifflig, ist aber nach ein paar Mal reine Routine, versprochen!

Ein kleiner Tipp für die Damen: Immer zuerst die Linsen einsetzen, dann schminken. Beim Abschminken genau umgekehrt: Erst die Linsen raus, dann das Make-up runter. So vermeidest du, dass Krümel oder Öle unter die Linse geraten. Puderlidschatten ist übrigens oft problematischer als cremiger.

Der Alltag entscheidet: Wo die Linse unschlagbar ist

Eine Brille ist super, keine Frage. Aber in manchen Momenten nervt sie einfach. Und genau da trumpft die Kontaktlinse auf.

  • Beim Sport: Egal ob Joggen, Tennis oder Teamsport – die Linse verrutscht nicht, beschlägt nicht und geht nicht kaputt. Das Verletzungsrisiko durch eine zerbrochene Brille? Gibt es nicht. Aber Achtung beim Schwimmen: Niemals ohne absolut dichte Schwimmbrille mit Linsen ins Wasser! Im Wasser lauern Keime, die schwere Infektionen auslösen können.
  • Bei Wind und Wetter: Du kommst aus der Kälte in einen warmen Raum und siehst nichts mehr, weil die Brille beschlagen ist. Kennen wir alle. Mit Linsen passiert das nicht.
  • Für Kreative und Macher: Fotografen lieben den freien Blick durch den Sucher, Handwerker können problemlos eine Schutzbrille tragen und beim Motorradfahren drückt kein Bügel unter dem Helm.
  • Der Style-Faktor: Lust auf eine neue Sonnenbrille? Als Linsenträger kaufst du einfach das Modell, das dir gefällt. Du bist nicht auf teure Anfertigungen mit Sehstärke angewiesen.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass gerade Menschen mit starker Fehlsichtigkeit oft eine ganz neue Lebensqualität entdecken. Ich hatte mal einen jungen Kunden, sehr kurzsichtig, der sich nie getraut hat, Fußball zu spielen. Mit Kontaktlinsen hat er sich einem Verein angeschlossen und war einfach nur glücklich. Das sind die Momente, die zeigen, was möglich ist.

Kosten, Pflege, Risiken: Worüber wir ehrlich reden müssen

Transparenz ist alles. Deshalb kommen hier auch die Punkte, die man kennen sollte, bevor man sich entscheidet.

Was kostet der Spaß wirklich?

Die pauschale Aussage „Linsen sind teurer/billiger“ ist Quatsch. Es kommt drauf an. Lass es uns mal durchgehen:

Da ist zuerst die Erstanpassung. Das ist eine Dienstleistung, die je nach Aufwand zwischen 50 € und 120 € kostet. Darin sind die Messungen, die ersten Probelinsen und die Nachkontrollen enthalten.

Dann die Linsen selbst. Hier gibt es zwei Hauptkategorien:

  • Tageslinsen: Die hygienischste, aber auch teuerste Variante. Du nimmst jeden Morgen eine frische Linse und wirfst sie abends weg. Kein Reinigungsaufwand, super flexibel. Rechne hier mit Kosten zwischen 30 € und 60 € pro Monat.
  • Monatslinsen: Die günstigere Option. Du trägst ein Paar Linsen 30 Tage lang und reinigst sie jeden Abend. Hier liegst du bei etwa 15 € bis 35 € pro Monat, plus die Kosten für Pflegemittel (ca. 5 € bis 15 €).

Eine gute Brille kostet schnell 300 € bis über 1.000 €, hält dafür aber oft mehrere Jahre. Wer aber alle zwei Jahre eine neue, modische Brille will, gibt oft mehr aus als ein disziplinierter Monatslinsenträger. Es ist eine persönliche Rechnung.

Die Pflege: Dein tägliches Pflichtprogramm

Hier werde ich deutlich, denn ich habe schon unschöne Folgen von Nachlässigkeit gesehen. Die Pflege ist nicht verhandelbar.

Das Wichtigste in Kürze: Immer Hände waschen. Den Linsenbehälter regelmäßig austauschen (meist ist in jeder neuen Pflegemittelpackung ein frischer dabei). Und das Allerwichtigste: NIEMALS Leitungswasser benutzen! Weder zum Abspülen der Linsen noch des Behälters. Das Risiko einer Infektion mit fiesen Keimen wie Akanthamöben ist zwar selten, aber die Folgen können verheerend sein. Das ist kein Risiko, das man eingehen will.

Ach ja, und halte dich an die Tragezeiten! Eine Monatslinse ist nach 30 Tagen hinüber, auch wenn du sie nur dreimal getragen hast. Sobald die Packung auf ist, läuft die Uhr. Und was die tägliche Tragedauer angeht: Die meisten modernen Linsen sind für 10 bis 12 Stunden Tragen am Tag ausgelegt. Gönn deinen Augen abends eine Pause und wechsle zur Brille. Deshalb ist eine aktuelle Ersatzbrille für jeden Linsenträger absolute Pflicht.

Kleine Panik-Fibel: Was tun, wenn…?

Gerade am Anfang hat man viele Fragen. Hier die Antworten auf die häufigsten „Was-wäre-wenn“-Szenarien:

  • Hilfe, ich bin mit den Linsen eingeschlafen! Keine Panik. Deine Augen werden sehr trocken sein. Blinzle ein paar Mal und träufle, wenn du hast, etwas Nachbenetzungslösung ins Auge. Warte 15-20 Minuten, bevor du versuchst, die Linse herauszunehmen. Gib deinen Augen an dem Tag eine Pause und trag die Brille.
  • Mein Auge ist rot und die Linse brennt! Sofort raus mit der Linse! Nicht versuchen, es „durchzuhalten“. Ist das Auge nach einer Stunde immer noch rot oder tut weh, kontaktiere deinen Anpasser oder einen Augenarzt.
  • Ich glaube, die Linse ist hinter das Auge gerutscht! Das ist anatomisch unmöglich, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Die Bindehaut verhindert das. Meist hat sich die Linse nur unter das Oberlid geschoben. Schließe das Auge, massiere sanft das Lid und schau nach unten – oft rutscht sie von allein wieder an die richtige Stelle.

Für Fortgeschrittene und besondere Fälle

Die Technologie schläft nicht. Heute können wir fast jede Fehlsichtigkeit mit Linsen korrigieren. Bei einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) gibt es spezielle torische Linsen, die sich im Auge nicht verdrehen. Und für alle ab 40, die die erste Lesebrille brauchen, sind multifokale Linsen eine geniale Alternative zur Gleitsichtbrille. Sie vereinen mehrere Stärken in einer Linse. Gib deinem Gehirn aber etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen – die meisten brauchen etwa ein bis zwei Wochen, bis sich alles perfekt eingespielt hat.

Bist du ein Linsentyp? 5 Fragen an dich selbst

Unsicher, ob das was für dich ist? Stell dir mal ehrlich diese Fragen:

  1. Bist du bereit, dir jeden Morgen und Abend ein paar Minuten Zeit für deine Augen zu nehmen?
  2. Stört dich deine Brille beim Sport, bei Hobbys oder bei bestimmten Wetterlagen?
  3. Legst du Wert auf ein uneingeschränktes Sichtfeld?
  4. Bist du bereit, für regelmäßige Nachkontrollen zum Spezialisten zu gehen?
  5. Wünschst du dir manchmal die Freiheit, einfach jede Sonnenbrille tragen zu können?

Wenn du hier oft mit „Ja“ genickt hast, dann solltest du es definitiv mal ausprobieren!

Mein Fazit: Es geht nicht um „besser“, sondern um „passender“

Die Entscheidung zwischen Brille und Kontaktlinsen ist keine Grundsatzfrage. Es ist die Frage: Was passt heute, in dieser Lebensphase, am besten zu mir? Beide Sehhilfen haben ihre Berechtigung.

Mein Rat an dich ist: Sei neugierig. Wenn du auch nur ein bisschen unzufrieden mit deiner Brille bist oder eine flexible Alternative suchst, wage den Schritt. Such dir einen guten Optiker oder Augenarzt, der sich Zeit für dich nimmt und bei dem du dich wohlfühlst.

Hör auf deinen Körper und sei ehrlich, wenn etwas nicht passt. Es gibt heute so eine riesige Vielfalt an Linsen, dass wir fast immer eine Lösung finden, die sich gut anfühlt. Deine Augen sind dein wichtigstes Sinnesorgan – sie haben die beste und sorgfältigste Pflege verdient. Egal, wofür du dich entscheidest.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.