Mehr als nur Gatsby: Der ultimative Guide zum authentischen 20er-Jahre-Look

Entdecken Sie die schillernde Welt der 20er Jahre Mode und lassen Sie sich von zeitlosen Trends inspirieren, die heute wieder aufblühen!

von Elisa Meyer

Fast jeder kennt die Bilder von Partys im Stil der „Goldenen Zwanziger“. Super glamourös, keine Frage. Aber wenn mich heute jemand in meiner Werkstatt nach einem Anzug aus dieser Zeit fragt, merke ich schnell: Es geht um mehr als nur um eine Verkleidung. Die Herrenmode von damals war eine echte Revolution – eine perfekte Mischung aus traditionellem Handwerk und einem ganz neuen, sportlichen Lebensgefühl. Und ehrlich gesagt, die Prinzipien von damals sind heute relevanter denn je, wenn du einen wirklich guten Anzug suchst.

Vergessen wir also mal kurz die Klischees. Lass uns stattdessen über die Dinge sprechen, die wirklich den Unterschied machen: die Stoffe, die Schnitte und die kleinen, aber entscheidenden Details. Als jemand, der sein Handwerk von Grund auf gelernt hat, möchte ich dir zeigen, worauf es wirklich ankommt. Betrachten wir das Ganze mal aus der Nähe.

Der Anzug: Das Herzstück der Garderobe

Der Anzug war damals das Zentrum des männlichen Universums. Aber Anzug ist nicht gleich Anzug. Im Vergleich zur steifen, fast militärischen Mode davor, wurden die Schnitte plötzlich lockerer, bequemer und jugendlicher. Man hatte verschiedene Anzüge für verschiedene Anlässe: einen dunklen für die Stadt und das Geschäft, einen robusten aus Tweed fürs Wochenende auf dem Land und natürlich die passende Garderobe für den Abend.

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Wolle, Wolle und nochmal Wolle: Warum der Stoff alles entscheidet

Heute ertrinken wir in einer Flut von Stoffen, aber damals konzentrierte man sich auf das, was funktionierte: Naturfasern. Und für Herrenanzüge war Wolle der unangefochtene König. Das hatte ganz praktische, physikalische Gründe.

Wolle ist ein Naturtalent. Sie isoliert super, hält im Winter warm und bleibt trotzdem atmungsaktiv – perfekt für den ständigen Wechsel zwischen kalten Straßen und überheizten Räumen. Ein gutes Wolltuch, zum Beispiel ein Kammgarn, hat eine natürliche Schwere und einen tollen Fall. Es knittert kaum und springt nach dem Tragen wieder in seine Form zurück. Das war überlebenswichtig, denn die Anzüge mussten einiges aushalten. Grob unterschied man zwischen:

  • Kammgarn (Worsted Wool): Der Alleskönner. Glatt, robust und mit einem dezenten Glanz. Ideal für Geschäftsanzüge, die seriös aussehen und lange halten sollten.
  • Streichgarn (Woolen): Die weichere, flauschigere Variante. Denk an Tweed oder Flanell. Perfekt für alles, was weniger formell war, wie Freizeit- oder Landanzüge.
  • Tweed: Ein Kapitel für sich. Ein grober, fast unzerstörbarer Wollstoff, oft mit Mustern wie Fischgrat oder Hahnentritt. Ursprünglich aus Schottland und Irland, war er die Rüstung für Outdoor-Aktivitäten. Man spürt die raue Landschaft förmlich im Stoff.

Gut zu wissen: Die Qualität eines Anzugs beginnt immer bei der Stoffwahl. Ein guter Schneider hatte damals Ballen von den besten Webereien auf Lager. Die Auswahl des Tuches war der erste und wichtigste Schritt im Gespräch mit dem Kunden.

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Der Schnitt: Auf die Silhouette kommt es an

Die typische Silhouette war schlank und hoch tailliert. Die Sakkos waren eher kurz, die Schultern schmal und natürlich. Man wollte einen athletischen, jugendlichen Look, keine künstlich aufgepolsterte Figur.

Das Sakko

Meistens trug man Einreiher mit zwei oder drei Knöpfen. Der oberste Knopf saß dabei ziemlich hoch, ungefähr auf Brustbeinhöhe, was die Taille betonte. Das Revers war eher schmal. Zweireiher gab es auch, sie wirkten aber etwas formeller. Ein oft übersehenes Detail: Die Sakkos hatten kaum Schulterpolster! Die Form kam aus dem Schnitt und der meisterhaften inneren Verarbeitung, nicht durch Schummeln mit Schaumstoff.

Die Hose

Die Hose ist vielleicht das auffälligste Merkmal. Sie hatte einen sehr hohen Bund und saß auf der natürlichen Taille (also deutlich über dem Bauchnabel, nicht auf der Hüfte wie heute). Getragen wurde sie ausschließlich mit Hosenträgern. Gürtel waren ein No-Go, sie hätten die ganze Linie zerstört. Die Hosenbeine waren anfangs schmaler, wurden dann aber immer weiter – bis hin zu den extremen „Oxford Bags“, die fast wie Röcke aussahen.

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Ein weiteres wichtiges Detail: die scharfe Bügelfalte. Sie war damals noch eine modische Neuheit und sorgte für eine saubere, vertikale Linie. Ein Umschlag am Hosenbein war ebenfalls üblich und unterstrich den sportlichen Charakter.

Die Weste

Der Dreiteiler war Standard, kein optionales Extra. Die Weste war ein Muss! Sie schuf einen sauberen Übergang von der hochgeschnittenen Hose zum Sakko, versteckte die Hosenträger und bot Platz für die Taschenuhr. Auch sie war hoch geschnitten und lugte immer unter dem Sakko hervor.

Das Drumherum: Ohne die Details geht gar nichts

Ein perfekter Anzug ist nur die halbe Miete. Die wahre Meisterschaft zeigt sich in den Details. Ein guter Schneider hatte damals, wie heute, immer das Gesamtbild im Auge.

Das Hemd mit dem Trick: Der abnehmbare Kragen

Eine der größten Überraschungen für viele ist das Herrenhemd dieser Zeit. Die meisten hatten keinen fest angenähten Kragen. Stattdessen gab es einen Kragenbund, an den ein separater, stark gestärkter Kragen geknöpft wurde. Der Grund war total pragmatisch: Der Kragen wurde am schnellsten schmutzig. Ihn einzeln waschen und stärken zu können, war viel einfacher und schonte den Rest des Hemdes. Es gab verschiedene Kragenformen, vom steifen Umlegekragen bis zum modischen Club-Kragen mit seinen abgerundeten Ecken.

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Kleiner Tipp: Authentische Hemden mit abnehmbarem Kragen sind heute schwer zu finden, aber es gibt sie! Spezialisierte Online-Shops, oft aus Großbritannien, bieten fantastische Reproduktionen an. Such einfach mal nach „detachable collar shirt“. Eine gute Alternative ist ein modernes Hemd mit einem schmalen, abgerundeten Club-Kragen.

Accessoires, die den Look machen

Ein Mann verließ das Haus niemals ohne Hut. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Hut war ein Statussymbol und rundete das Outfit ab. Für die Stadt waren weiche Filzhüte wie der Fedora oder der etwas formellere Homburg die erste Wahl. Für die Freizeit oder auf dem Land griff man zur Schiebermütze. Und im Sommer? Da war der steife Strohhut, auch „Kreissäge“ genannt, der absolute Hit.

Bei den Schuhen waren zweifarbige Modelle (Spectators) der letzte Schrei. Ansonsten dominierte klassisches, rahmengenähtes Schuhwerk aus Leder. Und zur Krawatte: Sie wurde schmaler und zeigte oft geometrische Art-déco-Muster. Der Knoten war klein und dezent, meist ein einfacher Four-in-Hand.

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Häufige Fehler und falsche Vorstellungen

Bevor du loslegst, lass uns kurz mit ein paar Mythen aufräumen. Aus meiner Erfahrung sehe ich immer wieder dieselben Missverständnisse.

Fehler

1: Der „Gangster-Look“. Viele verwechseln den Stil der 20er mit den breitschultrigen, sackartigen „Zoot Suits“ der Al-Capone-Filme. Falsch! Diese Mode kam erst viel später auf. Die Silhouette der 20er war schlank, elegant und athletisch, nicht protzig und überdimensioniert.

Fehler

2: Der falsche „Black Tie“. Wenn auf einer Einladung „Black Tie“ steht, bedeutet das Smoking. Und zwar ein richtiger: schwarzes oder mitternachtsblaues Sakko mit Seidenrevers, Hose mit Seidenstreifen an der Seite, schwarze Fliege. Ein normaler schwarzer Anzug mit schwarzer Krawatte ist einfach nicht dasselbe. Das ist einer der häufigsten Fauxpas, den ich sehe.

Unsichtbare Qualität: Was einen echten Anzug ausmacht

Was einen Anzug von damals von einer modernen Stangenware unterscheidet, ist die unsichtbare Innenkonstruktion. Ein billiger Anzug ist heute meist geklebt. Eine aufbügelbare Einlage gibt ihm die Form. Das ist schnell und billig, aber der Anzug fühlt sich steif an und passt sich dir nie wirklich an.

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Ein traditionell gefertigtes Sakko hingegen hat eine „schwimmende“ Einlage aus Rosshaar und Leinen. Diese wird von Hand mit tausenden kleinen Stichen eingenäht. Sie verleiht dem Sakko seine Form, den sanften Roll am Revers und seine Langlebigkeit. Der Stoff kann „atmen“ und sich mit dir bewegen. Wenn du das Revers eines solchen Sakkos biegst, spürst du diese federnde, lebendige Struktur. Das ist echte Handwerkskunst.

Dein Weg zum perfekten 20er-Jahre-Look: Ein Realitätscheck

Einen authentischen Look zu kreieren, ist eine spannende Herausforderung. Hier sind die drei Wege, die du gehen kannst, inklusive einer ehrlichen Einschätzung zu den Kosten.

Option 1: Vintage – Die Schatzsuche
Auf Flohmärkten oder bei spezialisierten Händlern kann man echte Schätze finden. Der Vorteil ist die unschlagbare Authentizität. Aber Achtung! Untersuche den Stoff ganz genau auf Mottenfraß und Brüchigkeit. Alter Stoff kann bei der ersten Reinigung zerfallen. Ein starker Modergeruch ist oft ein Todesurteil. Preislich kannst du hier mit Glück schon für 50 € bis 200 € fündig werden, aber das Risiko und der Suchaufwand sind hoch.

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Option 2: Reproduktionen – Der sichere Weg
Einige Firmen haben sich auf hochwertige Reproduktionen spezialisiert. Der Vorteil: Du bekommst einen neuen, ungetragenen Anzug in deiner Größe. Die Qualität kann aber stark schwanken. Schau dir genau die Stoffangaben und Schnittdetails an. Plattformen wie Etsy sind eine gute Anlaufstelle. Für einen guten, dreiteiligen Repro-Anzug solltest du mit ca. 400 € bis 900 € rechnen.

Option 3: Maßanfertigung – Die Königsklasse
Der beste, aber auch teuerste Weg. Suche dir einen Schneider, der Erfahrung mit historischen Schnitten hat. Der Vorteil: perfekte Passform und freie Stoffwahl. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht – plane mit mehreren Anproben und einer Fertigungszeit von mindestens 4 bis 8 Wochen. Preislich startet ein solcher Maßanzug bei ca. 1.500 € und kann je nach Stoff und Aufwand auch schnell über 3.000 € kosten.

Kleiner Guide: Worauf du beim Anprobieren achten solltest

Egal, für welche Option du dich entscheidest, diese Punkte sind entscheidend für die Passform:

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  • Die Schultern: Die Schulternaht muss exakt auf deinem Schulterknochen enden. Nicht darüber und nicht darunter.
  • Die Taille: Die Hose muss bequem auf deiner natürlichen Taille sitzen – das fühlt sich anfangs ungewohnt hoch an, ist aber korrekt.
  • Der Übergang: Zwischen dem unteren Ende deiner Weste und dem Hosenbund darf kein Hemd hervorblitzen. Niemals!
  • Das Sakko: Geschlossen darf es nicht spannen. Du solltest bequem eine flache Hand darunter schieben können.

Der Quick-Start: Den Stil im Alltag integrieren

Du musst nicht von Kopf bis Fuß im 20er-Jahre-Look aus dem Haus gehen. Integriere einzelne Elemente, um deinen Stil aufzuwerten. Fang doch mal hiermit an:

  • Eine gut geschnittene, hoch taillierte Hose mit Hosenträgern, kombiniert mit einem modernen Hemd und schmalen Lederschuhen. Das allein verändert deine ganze Silhouette.
  • Eine klassische Schiebermütze aus Tweed oder Wolle zu deinem Alltags-Mantel.
  • Investiere in ein Paar hochwertige, zweifarbige Lederschuhe. Sie sind ein Statement und werten jedes Outfit auf.

Die richtige Pflege ist alles

Ein guter Wollanzug gehört nicht ständig in die Reinigung! Das strapaziert die Fasern. Besser ist es, ihn nach dem Tragen an einem breiten Bügel gut auszulüften. Staub und Schmutz entfernst du mit einer weichen Kleiderbürste. Und zur Lagerung: benutze einen atmungsaktiven Kleidersack und Zedernholzblöcke gegen Motten. Das ist kein Mythos, glaub mir. Ich habe schon zu viele wertvolle Stücke gesehen, die durch diese kleinen Biester ruiniert wurden.

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Am Ende des Tages geht es darum, die Prinzipien zu verstehen: eine gute Passform, hochwertige Materialien und die Liebe zum Detail. Die Herrenmode von damals war eine subtile Kunstform. Und diese Kunst, Kleidung zu schaffen, die den Träger besser aussehen lässt und ein Leben lang hält – die ist absolut zeitlos.

Bildergalerie

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Wussten Sie schon? Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Anzugs in den 1920er Jahren war deutlich höher als heute. Der Grund: Hochwertige, schwere Wolle und die Selbstverständlichkeit, Kleidung zu pflegen und zu reparieren statt zu ersetzen.

Diese Langlebigkeit war kein Zufall, sondern Design. Ein guter Wollstoff von Marken wie Holland & Sherry oder Vitale Barberis Canonico war eine Investition. Er erholte sich über Nacht von Falten und konnte von einem Schneider problemlos angepasst werden, was ihn zu einem nachhaltigen Begleiter für Jahre machte.

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Der richtige Hut für den perfekten Auftritt?

Ein Hut war in den Zwanzigern kein Accessoire, sondern ein Muss. Doch die Wahl war entscheidend. Der Fedora mit seiner weicheren Krempe und der charakteristischen Einkerbung war der Allrounder für die Stadt. Für formellere Anlässe griff der Gentleman zum steiferen Homburg, den man oft an Politikern und Würdenträgern sah. Für den Sommer und sportliche Aktivitäten war der leichte, helle Panama-Hut die erste Wahl. Echte Klassiker findet man heute noch bei Traditionsmarken wie Borsalino oder Stetson.

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  • Verleiht eine strukturierte, formelle Silhouette.
  • Hält Hemd und Krawatte an Ort und Stelle.
  • Bietet eine zusätzliche Schicht Wärme.

Das Geheimnis? Die Weste. Ob als Teil eines dreiteiligen Anzugs oder als Kontraststück getragen, die Weste (Waistcoat) war unverzichtbar. Sie schuf eine glatte Linie vom Oberkörper zur Hose, besonders wichtig bei den damals hochgeschnittenen Hosen, und bot Platz für die Uhrkette.

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Der Club-Kragen: Ein subtiles Detail mit großer Wirkung. Im Gegensatz zum spitzen Kent-Kragen zeichnet sich der Club-Kragen durch seine abgerundeten Ecken aus. Er wirkt weicher, jugendlicher und war ein Markenzeichen der College-Mode (Ivy League), die in den 20ern ihren Anfang nahm. Ein Hemd mit diesem Kragen ist eine einfache Methode, einem modernen Outfit einen authentischen Hauch von Vintage-Charme zu verleihen.

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Die Schuhe sind das Fundament jedes Outfits. In den 20ern bedeutete das vor allem Leder und handwerkliche Qualität. Die zwei wichtigsten Modelle:

  • Oxfords: Der klassische Business-Schuh. Erkennbar an seiner geschlossenen Schnürung, wirkt er elegant und formell. Meist in Schwarz oder Dunkelbraun.
  • Brogues (Budapester): Ursprünglich ein robuster Schuh für das schottische Hochland, wurde er durch seine charakteristischen Lochverzierungen zum modischen Statement. Besonders die zweifarbigen Spectator-Brogues in Braun-Weiß wurden zum Symbol für den dandyhaften Freizeitlook.

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    Der Volstead Act, das Prohibitionsgesetz in den USA, trat im Januar 1920 in Kraft und veränderte das Nachtleben für immer.

    Dieser Wandel spiegelte sich direkt in der Mode wider. Die illegalen Flüsterkneipen, die „Speakeasies“, waren Orte des Hedonismus und der Rebellion. Hier wurde die Abendgarderobe extravaganter: Paillettenkleider für die Damen funkelten im schummrigen Licht, während die Herren im eleganten Smoking (Tuxedo) ihre neue, fast schon filmreife Coolness zelebrierten.

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    Sommer-Eleganz: Leinen war die Antwort der 20er auf hohe Temperaturen. Ein Anzug aus irischem Leinen in Creme, Beige oder Hellblau war der Inbegriff von Riviera-Chic und entspannter Eleganz. Sein Nachteil, die Knitteranfälligkeit, wurde damals als Teil seines Charmes akzeptiert – ein Zeichen von Lässigkeit und „Sprezzatura“.

    Winter-Robustheit: Tweed war das Arbeitstier für die kalte Jahreszeit. Ursprünglich für die Jagd in den schottischen Highlands entwickelt, war ein Harris Tweed Anzug nahezu unzerstörbar, wind- und wasserabweisend. Perfekt für den Wochenendausflug aufs Land.

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    Vergessen Sie die Vorstellung, die 20er seien nur grau und schwarz gewesen. Die Herrenmode war erstaunlich farbenfroh, besonders abseits des strengen Geschäftsumfelds. Erdige Töne wie Moosgrün, Rostbraun und Senfgelb waren bei Tweed-Sakkos beliebt. Gestreifte „Boating Blazer“ in Marineblau, Rot und Creme gehörten zur Sommergarderobe, und selbst Pastelltöne wie Himmelblau oder Rosa fanden sich auf Leinenhemden und Krawatten wieder.

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    • Ein sauberer Nacken (ausrasiert).
    • Perfekt definierter Seitenscheitel.
    • Glanz und Halt den ganzen Tag.

    Das Werkzeug dafür? Pomade. Produkte wie die klassische „Murray’s Superior Hair Dressing Pomade“, die es seit 1926 gibt, oder „Brylcreem“ waren in jedem Badezimmer zu finden. Sie ermöglichten die glatt anliegenden, fast wie gemeißelt wirkenden Frisuren, die den Look erst vervollständigten.

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    Wie kam die Hose eigentlich so hoch?

    Moderne Hosen sitzen auf der Hüfte, doch in den 20ern war die natürliche Taille der Ankerpunkt. Diese hohe Leibhöhe verlängerte optisch die Beine und sorgte in Kombination mit dem Sakko für eine harmonische, V-förmige Silhouette. Gürtel waren unüblich; die Hose wurde ausschließlich von Hosenträgern (Suspenders) gehalten, was für einen perfekten, faltenfreien Sitz sorgte.

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    „Der Stil der Garçonne – kurzhaarig, flachbrüstig, knabenhaft – ist mehr als eine Mode, er ist eine Geisteshaltung.“ – Victor Margueritte, La Garçonne (1922)

    Die Frauenmode der 20er war eine radikale Befreiung vom Korsett. Die neue Silhouette war gerade, die Taille fiel auf die Hüfte („Dropped Waist“), und das Dekolleté verlagerte sich auf den Rücken. Es ging um Bewegungsfreiheit, um die Möglichkeit, Charleston zu tanzen und am neuen, aktiven Leben teilzunehmen. Ein Look, der bis heute für weibliche Unabhängigkeit steht.

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    Wichtiger Punkt: Ein Nadelstreifenanzug (Pinstripe) war in den 20ern primär die „Uniform“ von Bankern und seriösen Geschäftsleuten in London und New York. Das heute verbreitete Klischee vom Gangster im Nadelstreifenanzug ist eine Erfindung späterer Hollywood-Filme, die diesen Look zur visuellen Abkürzung für Macht und Gefahr machten. Ein echter Gentleman der Zeit hätte ihn eher im Büro als im Speakeasy getragen.

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    Die Details machen den Unterschied. Wer den Look vervollständigen will, sollte auf die kleinen Dinge achten:

    • Das Einstecktuch (Pocket Square): Fast immer aus Seide oder Leinen, oft in Weiß. Nicht passend zur Krawatte, sondern als eigenständiger Akzent.
    • Die Krawattennadel: Ein kleines, aber feines Detail, das die Seidenkrawatte am Hemd fixierte.
    • Manschettenknöpfe: Da die meisten Hemden Doppelmanschetten hatten, waren sie unverzichtbar. Oft kunstvoll verziert im Art-déco-Stil.
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    Inspiration abseits von Gatsby? Suchen Sie nach Fotos von echten Stilikonen der Epoche. Der Herzog von Windsor (damals Prince of Wales) war der größte Mode-Influencer seiner Zeit. Er popularisierte den Fair-Isle-Pullover, den Glen-Check-Anzug (Prince-of-Wales-Check) und weiche, unstrukturierte Sakkos. Seine Garderobe war die perfekte Mischung aus aristokratischer Tradition und sportlicher Lässigkeit – der wahre Geist der 20er.

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    Der Cloche-Hut, französisch für „Glocke“, war das prägende Accessoire für Frauen in den 1920ern.

    Er wurde tief in die Stirn gezogen und lenkte den Fokus auf die Augen. Sein Design war untrennbar mit der damals revolutionären Kurzhaarfrisur, dem „Bob“ oder „Eton Crop“, verbunden. Ein Cloche-Hut saß so eng, dass er die Kopfform betonte und das Tragen einer aufwendigen Frisur unmöglich machte – ein klares Statement für die neue, unkomplizierte Weiblichkeit.

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    Smoking oder Frack – was war der Unterschied?

    Beide waren für den Abend reserviert, aber die Formalität war abgestuft. Der Smoking (Black Tie) war der „halboffizielle“ Abendanzug für Dinnerpartys, Theaterbesuche oder gehobene Anlässe. Der Frack (White Tie) hingegen war die absolute Spitze der Eleganz, reserviert für Bälle, Opernpremieren und Staatsbankette. Zum Frack trug man eine weiße Fliege und eine weiße Weste, zum Smoking traditionell eine schwarze Fliege und einen schwarzen Kummerbund oder eine schwarze Weste.

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    Der Irrtum: Viele greifen für einen 20er-Jahre-Look zu billigen Polyester-Anzügen mit übertriebenen Gangster-Streifen und einem schwarzen Hemd mit weißer Krawatte.

    Die Realität: Authentizität liegt im Stoff und im Schnitt. Ein Hemd war fast immer weiß oder hellblau. Der Anzugstoff hatte Gewicht und Fall. Statt einer billigen Verkleidung, investieren Sie lieber in ein gut geschnittenes Sakko aus Wolle, eine Hose mit hoher Taille und ein schlichtes weißes Hemd. Das ist näher am Original und sieht unendlich besser aus.

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    • Der Glen-Check (Prince-of-Wales-Muster) für den smarten Freizeitanzug.
    • Das dezente Windowpane-Karo für sportliche Sakkos.
    • Das robuste Fischgrätmuster (Herringbone) für Tweed-Mäntel und -Anzüge.

    Der Grund? Die Lust am Muster. Nach den eher eintönigen Kriegsjahren explodierte die Freude an grafischen Designs. Beeinflusst vom Art déco, wurden Karos und Streifen zu einem wichtigen Ausdruck von Individualität und modischem Selbstbewusstsein in der Herrengarderobe.

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    1927 machte Charles Lindbergh den ersten Nonstop-Flug über den Atlantik.

    Dieser technische Fortschritt und die neue Faszination für Geschwindigkeit und Abenteuer spiegelten sich auch in der Mode wider. Lederjacken, wie sie von Fliegern getragen wurden, begannen ihren Siegeszug. Die Kleidung wurde insgesamt praktischer und sportlicher, entworfen für einen Mann in Bewegung – ob im Auto, im Flugzeug oder auf dem Golfplatz.

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    Statement-Ketten: Die langen Perlenketten (Sautoirs) waren mehr als nur Schmuck. Man konnte sie kunstvoll knoten, doppelt um den Hals legen oder lässig über den Rücken fallen lassen, um das rückenfreie Abendkleid zu betonen. Sie unterstrichen die vertikale Linie der Flapper-Kleider und schwangen beim Charleston-Tanz effektvoll mit.

    Die Clutch: Große Handtaschen passten nicht zum filigranen Look. Stattdessen trug die Dame von Welt eine kleine, oft reich verzierte Tasche, die gerade genug Platz für Puder, Lippenstift und vielleicht einen Schlüssel bot.

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    Wie kann ich den Stil heute tragen, ohne verkleidet zu wirken?

    Integrieren Sie einzelne Elemente in Ihre moderne Garderobe. Kombinieren Sie eine weit geschnittene Hose aus Wolle oder Leinen mit einem schlichten T-Shirt oder einem modernen Strickpullover. Tragen Sie ein Sakko mit dezentem Karomuster zu einer dunklen Jeans. Oder setzen Sie auf Accessoires: Ein Paar hochwertige Brogues, ein Einstecktuch oder sogar ein klassischer Hut können einem heutigen Outfit sofort eine Prise zeitloser 20er-Jahre-Eleganz verleihen.

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    Der Übergang: Bis zum Ersten Weltkrieg war die Taschenuhr der Standard für den Herrn.

    Die Revolution: Im Schützengraben war das umständliche Hervorholen einer Taschenuhr unpraktisch und gefährlich. Soldaten begannen, ihre Uhren an Lederbändern am Handgelenk zu befestigen. Diese „Trench Watches“ wurden nach dem Krieg populär und Marken wie Cartier mit ihrem „Tank“-Modell machten die Armbanduhr endgültig gesellschaftsfähig. Sie wurde zum Symbol des modernen, aktiven Mannes.

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    Laut einer Studie der University of Westminster haben Art-déco-Motive aus der Architektur direkt die Muster von Seidenkrawatten und Einstecktüchern der 1920er beeinflusst.

    Die geometrischen, symmetrischen und oft stufenförmigen Designs, die man an Gebäuden wie dem Chrysler Building in New York bewundern kann, fanden sich in kleinerem Maßstab auf den Accessoires wieder. Zickzack-Linien, Fächerformen und stilisierte Sonnenstrahlen verliehen selbst dem konservativsten Anzug einen Hauch moderner Avantgarde.

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    Ein authentischer Look muss kein Vermögen kosten. Statt einer teuren Maßanfertigung können Sie gezielt nach Second-Hand-Stücken suchen. Achten Sie auf Wollmäntel oder Sakkos aus den 80er und 90er Jahren – sie haben oft breitere Schultern und einen längeren Schnitt, der dem der 20er näherkommt als moderne Slim-Fit-Mode. Eine gute Hose mit hoher Taille findet sich oft bei Marken, die klassische Schnitte pflegen, wie z.B. Brooks Brothers oder spezialisierte Vintage-Reproduktions-Labels.

    20er jahre ein echtes foto von damals, ein junges ehepaar, mann und frau mit sonnenschirm

    Während Männer die Befreiung in lockeren Schnitten fanden, erlebten Frauen eine Revolution der Stoffe. Pailletten, Glasperlen und Metallfäden machten Abendkleider zu funkelnden Kunstwerken, die im Licht der Tanzsäle schimmerten. Tagsüber waren leichte Stoffe wie Crêpe de Chine, Seide und das neue Kunstfaser-Wunder Viskose (damals „Kunstseide“) beliebt, da sie den geraden Fall der Kleider perfekt unterstützten und eine bis dahin ungekannte Bewegungsfreiheit ermöglichten.

Elisa Meyer

Elisa Meyer ist eine der Hauptautoren des Archzine Online Magazins und hat über 1000 interessante Artikel verfasst. Ihr akademischer Weg begann in Bremen am Hermann-Böse-Gymnasium und führte sie zum Studium der Journalistik und Kommunikation an der Universität Leipzig.