Gefährliche Schönheit: giftige Gartenpflanzen mit Alarmstufe „Rot“ (Teil 1)

von Sabina Karlev

Vorsicht, das ist schön, aber gefährlich. Dieses Prinzip ist überall in der Natur zu finden. Die Natur ist klug, und auch wenn wir aus rein ästhetischen Gründen die schönen Pflanzen nicht als essbar betrachten, sehen die Blüher doch für andere Lebenswesen appetitlich aus. Die Natur hat viele Pflanzenarten geschützt, indem sie sie mit starken Giften ausgestattet hat. Viele davon sind attraktive Zierpflanzen und -stauden oder können leicht mit Heilkräutern oder fruchttragenden Sträuchern verwechselt werden. Und während solche Exemplare in Gärten ohne Kinder, Haus- oder Nutztiere keine Gefahr darstellen, sollten Sie lieber den Aspekt der Toxizität bei der Einpflanzung dieser Schönheiten berücksichtigen. Giftige Gartenpflanzen, welche sind die potenziellen Mörderinnen im Garten und wozu sind sie fähig? Wir beleuchten.

Blüte der sehr toxischen Schwarzen Tollkirsche (Atropa Belladonna)

atropa belladona gefaehrlich pflanze

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Warum sind manche Pflanzen giftig?

Die Giftigkeit von Pflanzen ist auf eine Vielzahl von chemischen Substanzen zurückzuführen, die in ihren Organismen enthalten sind, darunter Alkaloide, Glykoside, Proteine und Aminosäuren. Im Wesentlichen hilft die Giftigkeit vielen Bäumen, Sträuchern und Blumen gegen Fressfeinde und Parasiten.

Die geografische Region mit der höchsten Konzentration an giftigen Pflanzen ist der tropische Regenwald. Und während die Evolution uns mit der besonderen Fähigkeit ausgestattet hat, gegen einige Gifte, die in vielen essbaren Pflanzen enthalten sind, resistent zu sein, können andere eine signifikante Gefahr für Haustiere und kleine Kinder darstellen. Und es gibt ebenso manche Naturwunder, die für Erwachsene tödlich sind.

Die Früchte der Schwarzen Tollkirsche können mit Blaubeeren verwechselt werden

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Welche sind die gefährlichsten Giftpflanzen?

Gift wird seit Jahrhunderten als zweiseitig betrachtet, und während einige Dosen der Pflanzenchemikalien in der Medizin und zur Herstellung von neuen Medikamenten verwendet werden, sind übermäßige Dosierungen für Menschen und Tier potenziell lebensgefährlich. Verwenden Sie daher keine Heilkräuter oder -pflanzen zur Selbstmedikation, ohne vorher einen Arzt konsultiert zu haben. Giftige Gartenpflanzen, die sich einen Namen gemacht haben, stellen wir in Form von einer Liste dar:

#Atropa Belladonna/Waldnachtschatten

Wie der Name schon verrät, ist dieser Strauch mit seinen appetitlich aussehenden, tintenschwarzen Beeren beim Verzehr äußerst gefährlich. Atropa enthält in ihren ganzen Pflanzenteilen Tropanalkaloide (Atropin, Hyoscin und Hyoscyamin). Schon 2 bis 3 der süßen Beeren können bei einem Kleinkind schwere gesundheitliche Probleme verursachen.

Die Atropa Belladonna ist gefährlich…

 

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Die hochgiftige Pflanze ist in bewaldeten oder wüstenartigen Gebieten in Mittel- und Südeurasien heimisch. Der Waldnachtschatten gehört zusammen mit den Tomaten, Kartoffeln und Auberginen zur Familie der Solanacae, ist aber das Letzte, was Sie essen dürfen. Die wissenschaftliche Benennung des Busches leitet sich vom Namen der altgriechischen Schicksalsgöttin Atropos ab, die jene der drei Moiren ist, die den Lebensfaden durchschneidet.

Die Blüten der Belladonna sind purpurfarben und die Früchte – tintenschwarz

 

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Die Atropa Belladonna wurde im Mittelalter in der Kosmetik und Medizin und traurigerweise als Gift verwendet. Sie wurde mit der Hexerei in Verbindung gebracht und heutzutage findet die Chemie des Waldachtschattens Anwendung in der Pharmakologie.

Symptome: erweiterte Pupillen, Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz), Kopfschmerzen, Hautausschlag, Hautrötung, undeutliche Sprache, Halluzinationen, Delirium und Krampfanfälle.

#Azalee/Rhododendron

Die rosafarbene Zierstaude Azalee aus der Gattung Rhododendron ist nicht nur für ihre Schönheit bekannt, sondern auch für ihre hohe Giftigkeit. Sie enthält gefährliche Andromedotoxine (Grayanotoxine) sowohl in ihren Blättern als auch in ihrem Nektar, einschließlich des Honigs aus dem Nektar.

Die Azalee zieht Bienen an und oftmals ist der Honig giftig

azalea rhododendron mit einer biene giftpflanze

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In der Alten Geschichte gibt es mehrere Berichte über Vergiftungen, bei denen griechische und römische Truppen in der Schwarzmeerregion des Mittelmeers Honig aus Azaleen oder Rhododendron konsumiert haben sollten. Noch heute wird in der Türkei der berüchtigte „Honig des Wahnsinns“ produziert, der von Bienen gewonnen wird, die Felder mit Azaleen und Rhododendron bestäuben. Der Honig hat bewusstseinsverändernde, medizinische und gelegentlich tödliche Eigenschaften.

In der Wildnis ist sie prachtvoll

azalea rhododendron

Symptome: Bauchschmerzen, Lähmung, Atembeschwerden, die Koma hervorrufen können.

#Engelstrompete

Die optisch effektvollen, aber recht giftigen Engelstrompeten gehören zur Familie der Solanacae und sind in Gärten eine beliebte Zierpflanze.

Die Engelstrompete ist eine wunderhübsche, aber hochgiftige Zierpflanze

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Höchstwahrscheinlich sind sie in Lateinamerika heimisch, obwohl die Pflanze in ihrem natürlichen Lebensraum nie beobachtet wurde und nur als kultiviertes Exemplar bekannt ist. Außerdem ist es wissenschaftlich umstritten, ob die Pflanze in der Alten Welt bekannt war. Es existieren allerdings ein paar Beschreibungen des persischen Arztes und Philosophen Ibn Sina, die eine der Engelstrompete sehr ähnliche Arzneipflanze beschreiben.

Alle Teile der Pflanze sind reich an Scopolamin (Hyoscin), Hyoscyamin und verschiedenen anderen Tropanalkaloiden. Eine Vergiftung kann tragische Konsequenzen haben.

Symptome: erweiterte Pupillen, verschwommenes Sehen, schneller Herzschlag, Versagen des Atmungssystems, Halluzinationen.

#Fingerhut

Dieser optisch wirkungsvolle, glockenähnliche Blüher ist zweijährig und sehr beliebt bei uns als Zierpflanze in Gärten. Er ist in Europa, Westasien und Nordafrika beheimatet und kommt zum Einsatz in der Medizin bei der Herstellung von kardiovaskulären Medikamenten. Diese Wildblume enthält erhebliche Mengen an Steroidglykosiden, welche in großen Dosen für Menschen potenziell tödlich sein können.

Die Blüten sehen wie Fingerhüte aus

hochgiftige pflanzen fingerhut neben einem fluss im wald

Eine Vergiftung mit dem Fingerhut kann Bradykardie (verminderte Herzfrequenz) oder Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz) verursachen. Bei schweren Vergiftungen kommt es zum Herzstillstand. Sie können mit den Giftstoffen über die Verdauung oder über die Haut in Kontakt kommen.

In ihrem natürlichen Habitat

Die Blume wird mit der römischen Mythologie in Verbindung gebracht. Die Gattin von Jupiter Juno verlor sich den Fingerhut. Jupiter wollte sie erfreuen und transformierte den auf der Erde gefallenen Fingerhut in die mysteriöse Blume. In keltischen Legenden benutzten Feen und Elfen die Glocken als Kopfbedeckungen.

Symptome: Magen-Darm-Störungen und -Schmerzen, starke Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen sowie manchmal auch Xanthopsie (gelbes Sehen), Delirium und Konvulsionen.

 

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#Herbszeitlose

Diese saisonale Pflanze, die eigentlich wie ein wunderhübscher Herbstkrokus aussieht, kann mit ihren zartvioletten Blättern alle Blicke auf sich ziehen. Aber die Herbstzeitlose ist auch ziemlich giftig, denn sie enthält das toxische Alkaloid Colchicin. Die chemische Substanz verwendet man heute in vielen entzündungshemmenden Medikamenten. Sie kann erfolgreich Symptome wie Fieber, das durch Coronaviren, wie Sars-CoV-2, verursacht werden, lindern. Die Symptome können einer Arsenvergiftung ähneln und sind potenziell lebensbedrohlich.

Sehr beliebt als Spätblüher im Garten

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Historischen Berichten aus der griechisch-römischen Antike zufolge kam die Herbstzeitlose in der Medizin bei der Behandlung von Gicht gut zum Einsatz. Der wissenschaftliche Name leitet sich von der am Schwarzen Meer gelegenen Landschaft „Kolchis“, der Heimat der Zauberin Medea, ab.

Symptome: gastrointestinale Symptome (Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, schwere Dehydratation), Leukozytose und Knochenmarkversagen, Multiorganversagen.

Welche ist Europas giftigste Pflanze?

#Blauer Eisenhut

Diese hübsche mehrjährige Staude wird offiziell als die giftigste Pflanze Europas deklariert. Heimisch in Mittel- und Westeuropa und seit Jahrzehnten als Zierstrauch kultiviert, ist sie hochgradig giftig. Auch die Geschichte des Blauen Einsenhuts ist reichhaltig. Das tödliche Gift kam zum Einsatz in der Kriegsführung und bei der Jagd und war an Pfeilen angeschmiert. Die Wurzeln sind besonders toxisch und nur 2 Gramm davon können fatal sein.

Das ist der toxische Champion in ganz Europa

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Der Blaue Eisenhut enthält das Alkaloid Akonitin, das ein starkes Herz- und Nerventoxin ist. Die Symptome können bis zu 5 Stunden nach der Einnahme auftreten.

Symptome: lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (langsame oder schnelle Herzfrequenz), Atemlähmung, Taubheit, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen.

Es gibt eine gelbe Version

 

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Lernen Sie über einige für Katzen giftige Gartenpflanzen.

Was sollen Sie bei einer Vergiftung mit Gartenpflanzen tun?

Auch wenn Sie nur einige giftige Pflanzen im Garten haben, müssen Sie besonders vorsichtig sein. Vor allem, wenn es um Kinder geht. Viele Kinder verschlucken manchmal rein aus Neugier Teile von giftigen Pflanzen.

Klären Sie Ihren Kindern aus, wo genau die Risiken im Garten sind

kinder im garten giftige pflanzen im garten risiken

Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollten Sie Ruhe bewahren und die folgenden Schritte befolgen:

  1. Rufen Sie Ihre örtliche Giftnotrufzentrale an, die rund um die Uhr, alle Tage der Woche erreichbar ist. Die Liste mit Telefonnummern finden Sie hier.
  2. Geben Sie Ihrem Kind keine Milch, denn das kann seinen Zustand verschlimmern.
  3. Zwingen Sie das Kind nicht zum Erbrechen.

Tipp: Bringen Sie Ihrem Kind unbedingt bei, dass es giftige Pflanzen und Sträucher gibt, die ähnlich aussehen wie kultivierte fruchttragende Sträucher.

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Quellen:

Obi

Toom

Sabina Karlev

Sabina Karlev ist dreisprachige Autorin und Journalistin und studierte Medienwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln. Als Kommunikationsspezialistin hat sie für kulturelle und wissenschaftliche Institutionen gearbeitet, u. A. für die Max-Planck-Gesellschaft.