Keller nachhaltig bauen – Das sollte man sich vorab überlegen
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das inzwischen in jeden Bereich Einzug gehalten hat. Das gilt auch oder ganz besonders beim Hausbau. Eine der ersten Überlegungen ist hier, ob man nun mit oder ohne Keller baut und welche Variante davon nachhaltiger ist. Profis auf dem Gebiet wie der Kellerexperte geben Auskunft über die unterschiedlichen Möglichkeiten.
Gerade bei der Planung eines Hauses gewinnt das nachhaltige Bauen immer mehr an Bedeutung. Im Fokus der Bauherren stehen zunehmend ökologische Baustoffe, die ideale Wärmedämmung und ein großes Augenmerk liegt dabei auch auf dem künftigen Heizsystem.
Aus Nachhaltigkeitsgründen wird häufig auf einen Keller verzichtet und der Bauherr entscheidet sich stattdessen für eine Bodenplatte. An dieser Stelle muss man sich aber die Frage stellen, ob das am Ende wirklich nachhaltiger ist.
Beim Bau Ihres Hauses müssen Sie folgendes beachten
Inhaltsverzeichnis
Der Keller und die Nachhaltigkeit
Damit ein Keller die benötigte Stabilität erhält, wird viel Stahl und Beton benötigt. Diese Baumaterialien benötigen aber zur Herstellung viel Energie und Ressourcen, was wiederum sehr viel CO₂-Emissionen erzeugt. Hinzu kommt noch, dass die Perimeterdämmung im Keller wegen des Drucks und der Feuchtigkeit fast ausschließlich mit dem Dämmstoff XPS möglich ist. Dieser wiederum wird aus Erdöl hergestellt. Betrachtet man ausschließlich diese Fakten, scheint die Antwort ganz einfach zu sein. Allerdings gibt es weitere essenzielle Faktoren, die hier bei der Planung und Überlegung zwingend einbezogen werden müssen.
Hier darf nämlich nicht vergessen werden, dass der Keller häufig viele Funktionen erfüllt. Ohne einen Keller müssen andere Möglichkeiten gefunden werden, und dann stellt sich die Situation in Sachen Nachhaltigkeit gleich vollkommen anders dar.
Der heimische Keller erfüllt bei Platzmangel viele Funktionen
Der Keller ist mehr als nur ein Stauraum!
Gerade wenn es um Einfamilienhäuser geht, dann ist der Keller oftmals sehr viel mehr als nur ein Abstellraum. Neben den Gartenmöbeln, der Weihnachtsdeko, der Camping- oder Angelausrüstung sind auch die Heizungsanlage sowie der Sicherungskasten im Keller untergebracht.
Nicht selten soll ein Teil des Energiebedarfs mit einer Photovoltaikanlage gedeckt werden. Entsprechend benötigt man den Platz für Equipment wie Wechselrichter und Speicher. Wenn man auf den Bau eines Kellers verzichtet, dann müssen hier für die noch nicht untergebrachte Haustechnik ca. 10 Quadratmeter im Erdgeschoss eingeplant werden. Das übrige Equipment muss natürlich ebenfalls noch eine Unterbringung finden.
Wer also dem Nachhaltigkeitsgedanken gefolgt ist und deshalb auf einen Keller verzichtet hat, muss nun aber schon allein aus Platzgründen entweder einen zusätzlichen Anbau einplanen oder ein weiteres Häuschen im Garten errichten. Dann aber schießt die CO₂-Bilanz schnell in die Höhe.
Gerade wenn es um Einfamilienhäuser geht, dann ist der Keller oftmals sehr viel mehr als nur ein Abstellraum
Ein Keller sorgt für mehr Flexibilität
Wenn man sich für eine Bodenplatte entscheidet, hat man sich gleichzeitig für einen festen Abschluss nach unten entschieden. Sollte man irgendwann zum Beispiel mehr Wohnfläche benötigen, oder man benötigt einen Hobbyraum, ein zusätzliches Büro oder eine Sauna, bleibt nur noch der Ausbau des Daches, falls das die Planung überhaupt noch zulässt. Ist das Dachgeschoss bereits ausgebaut, dann hat man nur noch die Möglichkeit, anzubauen.
In vielen Fällen kann ein Keller auch noch nachträglich errichtet werden, allerdings ist das dann immer mit immensen Kosten verbunden. Wer sich von vornherein für den Bau eines Kellers entscheidet, der hat die Möglichkeit, dass das Haus bei entsprechendem Bedarf quasi mitwächst. Wenn es darum geht, den ursprünglichen Keller nachträglich bewohnbar zu machen, ist das häufig deutlich weniger aufwendig als ein nachträglicher Anbau.
Sollte der Keller später einmal nicht mehr als Wohnraum benötigt werden, weil die Kinder aus dem Haus sind, kann man das Untergeschoss oftmals zur Einliegerwohnung umfunktionieren und dann vermieten oder darin ausgelassene Feste feiern.
Der Keller kann in ein Homeoffice umgewandelt werden
Ein wichtiger Faktor ist die Flächenversiegelung
Die Flächenversiegelung ist ein weiterer wichtiger Faktor, denn jeder Quadratmeter versiegelter Boden mindert das Wasserpotenzial. Bei Starkregen steigt dadurch beispielsweise die Gefahr von Überschwemmungen. Das Wasser läuft außerdem direkt in die Kanalisation. Das wiederum führt zum einen zu einem niedrigeren Grundwasserspiegel und zum anderen werden die Kosten für Abwasserreinigung und die Trinkwasseraufbereitung immer höher.
Diese Flächenversiegelung bedeutet darüber hinaus auch noch einen Verlust von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen. Wer sich aber für den Bau eines Kellers entscheidet und somit nicht gezwungen ist, in die Breite zu bauen, wirkt dieser Bodenversiegelung natürlich entgegen.
Der Keller bietet Ihnen die Möglichkeit, wertvollen Platz zu sparen
Manchmal ist der Bau eines Kellers ein Muss
Es gibt aber auch die Variante, bei der man von vornherein überhaupt nicht auf den Bau eines Kellers verzichten kann. Das trifft zum Beispiel dann zu, wenn man ein Grundstück mit Hanglage erworben hat. Hier ist es fast immer unmöglich, ein Untergeschoss ohne einen Keller zu errichten.
Wer sich hier für eine Bodenplatte entscheiden würde, der hätte einen fast genauso großen Aufwand wie beim Bau eines Kellers, und oftmals lässt sich das überhaupt nicht umsetzen. In einem solchen Fall hat man in der Regel mindestens eine Wand, die den Einbau von normalen Fenstern ermöglicht. Somit kann man gerade hier sofort oder auch später einen richtigen Wohnraum schaffen, ohne dabei auf das Tageslicht verzichten zu müssen.
Bei einer Hanglage kann es auch abhängig von den Voraussetzungen möglich sein, eine Garage in den Keller zu integrieren. Der Bau einer zusätzlichen Garage und einer weiteren Bodenversiegelung wird dadurch überflüssig und praktischerweise kann man direkt im Haus aus dem Auto aussteigen.
Der Keller kann sehr nützlich sein, wenn Sie eine zusätzliche Garage benötigen
Auch mit Keller ist nachhaltiges Bauen möglich
Welche Variante, also der Bau eines Kellers oder die Erstellung einer Bodenplatte, nun nachhaltiger ist, hängt immer vom Einzelfall ab. Wichtig ist aber, dass man bei dieser Entscheidung nicht nur ausschließlich den ökologischen Fußabdruck des Baumaterials im Blick behält, sondern auch, für wie viel Nachhaltigkeit der Keller dank seiner Funktionalität sorgt.
Besonders sinnvoll und empfehlenswert ist der Bau eines Kellers auf jeden Fall immer dann, wenn man im Gegenzug auf den Bau von Nebengebäuden wie Anbau, Garage, Schuppen oder Gartenhaus verzichten kann. Das gilt aber auch dann, wenn man sich offenlassen möchte, ob man später den Keller vielleicht als Wohnraumerweiterung nutzen möchte. Auch hier hat der Keller der Bodenplatte gegenüber auf jeden Fall die Nase vorn.
Nachhaltiges Bauen mit Keller könnte künftig einfacher werden, da aktuell Forschungen zu nachhaltigerem Beton laufen. Dieser erzeugt sowohl weniger Emissionen und er bindet zudem auch das Treibhausgas Kohlendioxid.
Inzwischen gibt es aber schon erste Projekte, wo die Unterkellerung durch einen Holzkeller erfolgt. Hier muss man aber nicht befürchten, dass sich die Balken setzen und das Haus dann schief steht. Anders als beim Blockhaus stehen sie im Holzkeller vertikal und geben nicht nach.
Der Keller kann sogar Ihr Wohnzimmer ersetzen