Hautcreme selber machen: Der ehrliche Guide für Cremes, die wirklich funktionieren

Natürlich schön: Entdecken Sie die Geheimnisse selbstgemachter Gesichtscreme aus 100% Naturprodukten und verwöhnen Sie Ihre Haut!

von Verena Lange

In meiner kleinen Hexenküche, wie ich sie liebevoll nenne, duftet es eigentlich immer nach irgendetwas Wunderbarem – mal nach Rosenwasser, mal nach Sheabutter oder beruhigendem Lavendel. Ich stelle schon seit einer gefühlten Ewigkeit meine eigene Naturkosmetik her. Und ganz ehrlich? Angefangen habe ich wie so viele: mit einem super einfachen Rezept aus dem Internet.

Meine allererste „Creme“ war eine simple Mischung aus Bienenwachs und Olivenöl. Das Ergebnis? Naja, eher eine fettige Paste, die wie ein Film auf der Haut lag, anstatt einzuziehen. Das war keine Creme, das war ein Balsam. Aber hey, das war eine wichtige Lektion, die mich erst so richtig auf den Weg gebracht hat, dieses Handwerk von Grund auf zu lernen.

Heute sehe ich immer noch haufenweise Anleitungen, die genau solche Fehler versprechen. Sie locken mit „magischen“ Ergebnissen aus drei Zutaten, die jeder in der Küche hat. Aber eine richtig gute, stabile und vor allem sichere Hautcreme hat absolut nichts mit Magie zu tun. Es ist ein echtes Handwerk, das auf simplen, aber wichtigen chemischen und physikalischen Regeln basiert. Es braucht ein bisschen Sorgfalt, das richtige Wissen und Respekt vor den Rohstoffen.

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Dieser Artikel ist für dich, wenn du mehr willst, als nur irgendwie Öle und Wachse zusammenzukippen. Ich zeige dir die Grundlagen, die wirklich zählen. Wir sprechen über Emulsionen, Hygiene (super wichtig!), die passenden Zutaten und wie du ein Produkt herstellst, das nicht nur wirkt, sondern auch sicher ist. Vergiss die überteuerten Tiegel aus der Parfümerie und die unsicheren Rezepte aus dubiosen Quellen. Lass uns das Handwerk richtig lernen.

Die Wurzel allen Übels: Warum deine Creme kippen kann

Bevor wir auch nur einen Tropfen Öl abmessen, müssen wir über das wichtigste und oft vernachlässigte Thema sprechen: Hygiene und Konservierung. Eine Creme besteht zu einem großen Teil aus Wasser. Und wo Wasser ist, da ist auch Leben. Das gilt leider auch für Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. Ein unkonservierter Cremetiegel ist bei Zimmertemperatur nach wenigen Tagen eine reinste Petrischale. Man sieht es nicht immer sofort, aber die Keime feiern schon eine Party.

Am Anfang habe ich das auch unterschätzt. Ich dachte, ach, ein paar Tropfen Teebaumöl reichen schon. Das Ergebnis war eine ganze Charge Creme, die nach einer Woche sauer roch und auf der Haut brannte. Eine teure und lehrreiche Erfahrung. Seitdem ist für mich klar: Jedes Produkt, das Wasser enthält, MUSS fachgerecht konserviert werden.

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Professionelle Hygiene in deiner Küche:

  • Arbeitsfläche desinfizieren: Wisch deine Arbeitsfläche vor dem Start gründlich mit 70-prozentigem Isopropylalkohol ab. Den bekommst du für ein paar Euro in der Apotheke oder online. Das killt die meisten unerwünschten Mitbewohner.
  • Geräte sterilisieren: Alle Bechergläser, Rührstäbe, Spatel und auch der Rühraufsatz deines Mixers müssen desinfiziert werden. Einfach mit dem Alkohol einsprühen und an der Luft trocknen lassen. Alternativ kannst du hitzebeständige Glas- und Metallteile auch für 10 Minuten in Wasser auskochen.
  • Tiegel und Flaschen vorbereiten: Auch die Behälter für deine fertige Creme müssen absolut sauber sein. Am besten eignen sich Glastiegel oder sogenannte Airless-Spender, die du ebenfalls mit Alkohol aussprühst und trocknen lässt.

Diese Schritte sind kein „nice to have“, sie sind die absolute Basis für ein sicheres Produkt, an dem du lange Freude hast.

Die Physik der Creme: Was Fett und Wasser zusammenhält

Eine Creme ist im Grunde eine Emulsion. Das ist ein schickes Wort dafür, dass man zwei Flüssigkeiten, die sich eigentlich hassen – nämlich Fett und Wasser – dazu zwingt, eine stabile Verbindung einzugehen. Denk mal an Salatdressing: Öl und Essig trennen sich sofort wieder. Damit daraus eine cremige Vinaigrette wird, braucht es einen Helfer: einen Emulgator.

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In der Kosmetik gibt es hauptsächlich zwei Arten von Emulsionen, die du kennen solltest:

Da wäre zum einen die Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W). Stell dir winzige Öltröpfchen vor, die in einer großen Menge Wasser schwimmen. Solche Cremes fühlen sich leicht an, ziehen blitzschnell ein und spenden vor allem Feuchtigkeit. Die meisten Tagescremes und leichten Bodylotions sind solche O/W-Emulsionen. Sie sind perfekt für normale bis fettige Haut.

Das Gegenstück ist die Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O). Hier ist es genau umgekehrt: Kleine Wassertröpfchen sind in einer größeren Menge Öl eingeschlossen. Diese Cremes sind deutlich reichhaltiger, fettiger und bilden einen richtigen Schutzfilm auf der Haut. Ideal als Kälteschutz im Winter, für extrem trockene Hautstellen oder als reichhaltige Nachtpflege.

Übrigens: Bienenwachs, das in vielen Hobby-Rezepten auftaucht, ist kein echter Emulgator. Es ist ein Konsistenzgeber, der eine W/O-Emulsion zwar kurzfristig stabilisieren kann, aber das Ergebnis ist oft wachsig und schwer. Für eine moderne, leichte Creme brauchen wir einen echten Emulgator.

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Die Bausteine einer guten Creme: Rohstoffe und ihre Aufgabe

Ein gutes Rezept ist wie ein gutes Gericht. Jede Zutat hat eine Funktion. Die Kunst ist es, sie im richtigen Verhältnis zu kombinieren. Keine Sorge, das ist einfacher, als es klingt.

1. Die Fettphase (ca. 20-30 %)

Hier steckt die ganze Pflege drin. Die Lipide nähren die Haut, schützen sie vor Feuchtigkeitsverlust und machen sie schön geschmeidig.

  • Pflanzenöle: Wähle Öle passend zu deinem Hauttyp. Für trockene Haut sind Avocadoöl oder Macadamianussöl super. Für fettige oder unreine Haut eignen sich leichtes Traubenkernöl oder Jojobaöl (das ist eigentlich ein flüssiges Wachs und zieht super ein). Für reifere Haut sind regenerierende Öle wie Wildrosenöl oder Granatapfelsamenöl Gold wert.
  • Pflanzenbutter: Sheabutter, Kakaobutter oder Mangobutter geben Konsistenz. Sheabutter ist ein toller Allrounder. Achtung bei Kakaobutter: Sie kann bei manchen Menschen die Poren verstopfen (komedogen wirken).
  • Konsistenzgeber: Oft nutzt man Cetylalkohol. Das hat nichts mit austrocknendem Alkohol zu tun, es ist ein Fettalkohol, der die Creme dicker macht, ohne sie fettig wirken zu lassen.
  • Der Emulgator: Das Herzstück! Für Einsteiger sind Komplettemulgatoren wie Montanov 68, Lamecreme oder Tegomuls ideal. Die kaufst du bei spezialisierten Händlern für Kosmetikrohstoffe wie Alexmo, Dragonspice oder Manske-Naturkosmetik. Dort findest du meist auch genaue Anleitungen zur Verarbeitung.
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2. Die Wasserphase (ca. 60-75 %)

Sie ist der Feuchtigkeitslieferant für deine Haut.

  • Destilliertes Wasser: Ganz wichtig: Niemals Leitungswasser nehmen! Es enthält Keime und Mineralien, die deine Creme schnell verderben lassen. Destilliertes Wasser aus dem Baumarkt oder der Drogerie ist rein und sicher.
  • Pflanzenwasser (Hydrolate): Rosenwasser, Orangenblütenwasser oder Hamameliswasser sind eine tolle Alternative. Sie ersetzen das Wasser ganz oder teilweise und bringen eigene Wirkstoffe und einen zarten Duft mit. Achte darauf, dass sie ohne Alkoholzusatz sind.

3. Die Wirkstoffphase (ca. 2-10 %)

Das sind die kleinen Extras, die deiner Creme den besonderen Kick geben. Sie werden immer erst in die handwarme (unter 40 °C) Creme eingerührt, da Hitze sie zerstören würde.

  • Feuchtigkeitsbinder: Pflanzliches Glycerin (3-5 %) oder D-Panthenol (Provitamin B5, 1-3 %) sind fantastisch. Panthenol wirkt zusätzlich heilend und beruhigend – ein Muss in fast jeder Creme.
  • Vitamine & Extrakte: Vitamin E (Tocopherol) ist ein starkes Antioxidans. Es schützt nicht nur deine Haut, sondern auch die Öle in der Creme vor dem Ranzigwerden. Eine kleine Menge (ca. 0,5-1 %) reicht schon.
  • Ätherische Öle: Für den Duft und zusätzliche Wirkung. Aber bitte sparsam! 1-2 Tropfen auf 50 g Creme sind oft genug. Lavendel beruhigt, Teebaum wirkt klärend. Teste sie immer erst in der Armbeuge, da sie Allergien auslösen können.
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4. Konservierung und pH-Wert (ca. 1 %)

Diese Phase sichert die Qualität und Hautverträglichkeit.

  • Konservierer: Wie gesagt, unerlässlich. Gute, in der Naturkosmetik zugelassene Optionen sind z.B. Rokonsal BSB-N oder Biokons. Halte dich IMMER exakt an die Dosierung des Herstellers, meist liegt sie um 1 %.
  • pH-Wert-Einstellung: Unsere Haut hat einen leicht sauren pH-Wert von ca. 5,5. Deine Creme sollte da auch liegen. Nach dem Abkühlen misst du den Wert mit pH-Teststreifen. Liegt er zu hoch, senkst du ihn tröpfchenweise mit Milchsäure.

Kleiner Tipp zum pH-Messen: Die Anleitungen sagen oft nur „verdünnen“. Das ist für Anfänger fies. Mach es so: Nimm einen Klecks Creme (ca. eine halbe Erbse) auf einen Löffel, gib 5-10 Tropfen destilliertes Wasser dazu, verrühre es kurz zu einer milchigen Flüssigkeit und tauche dann erst den Teststreifen ein. So bekommst du ein zuverlässiges Ergebnis.

Deine Erstausstattung: Was du brauchst und was es kostet

Bevor wir loslegen, eine ehrliche Ansage zu den Kosten. Ja, du musst am Anfang ein bisschen was investieren. Aber die Sachen halten ewig und auf lange Sicht ist es günstiger als gekaufte Kosmetik.

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Deine Einkaufsliste für den Start:

  • Digitale Feinwaage (0,1 g Genauigkeit): Das Wichtigste! Gibt es online schon für 15-25 €.
  • Zwei kleine Bechergläser (ca. 100 ml): Hitzebeständig, kosten zusammen ca. 10-15 €.
  • Glasrührstab & kleiner Spatel: ca. 5-8 €.
  • Mini-Milchaufschäumer: Dein Mixer für die Emulsion, ca. 10 €.
  • pH-Teststreifen: aus der Apotheke oder online, ca. 5-10 €.
  • Isopropylalkohol 70 %: aus der Apotheke, ca. 5 €.

Rechne für die Erstausstattung an Geräten und den ersten Schwung Rohstoffe für das folgende Rezept mit einer Investition von etwa 60 bis 80 Euro. Klingt erstmal viel, aber damit kannst du viele, viele Tiegel Creme herstellen.

Das Handwerk: Eine Basis-Rezeptur Schritt für Schritt

So, genug Theorie! Jetzt rühren wir eine leichte Feuchtigkeitscreme (ca. 50 g). Plane dir dafür als Anfänger gut eine Stunde Zeit ein, damit du alles in Ruhe machen kannst.

Rezeptur: Leichte Feuchtigkeitscreme (O/W)

Fettphase (ca. 28 %):

  • 8 g Jojobaöl (16 %)
  • 4 g Mandelöl (8 %)
  • 3 g Sheabutter (6 %)
  • 3 g Montanov 68 (Emulgator, 6 %)
  • 1 g Cetylalkohol (Konsistenzgeber, 2 %)

Wasserphase (ca. 65 %):

  • 32,5 g Destilliertes Wasser oder Rosenhydrolat (65 %)

Wirkstoffphase (ca. 6 %):

  • 2 g Glycerin (4 %)
  • 1 g D-Panthenol (2 %)
  • 0,5 g Vitamin E (Tocopherol, 1 %)

Schlussphase (ca. 1 %):

  • 0,5 g Biokons (Konservierer, 1 %)
  • 1-2 Tropfen Milchsäure 80 % (zur pH-Einstellung)

Anleitung:

  1. Vorbereitung: Desinfiziere deine Arbeitsfläche, alle Geräte und den leeren Cremetiegel.
  2. Abwiegen: Wiege die Zutaten der Fettphase direkt in ein Becherglas. Wiege die Wasserphase in das zweite Becherglas. Genauigkeit ist hier dein Freund!
  3. Erhitzen: Stelle beide Gläser in ein Wasserbad (einfach ein Topf mit 2-3 cm Wasser). Erhitze beides langsam auf ca. 70-75 °C. Wichtig: Beide Phasen müssen die gleiche Temperatur haben!
  4. Emulgieren: Jetzt kommt der magische Moment! Nimm beide Gläser aus dem Wasserbad. Gieße die Wasserphase in einem Schwung zur Fettphase und mixe sofort mit dem Milchaufschäumer für etwa eine Minute kräftig durch. Es entsteht eine homogene, milchige Lotion.
  5. Abkühlen: Stelle das Glas in ein kaltes Wasserbad. Rühre die Creme nun langsam und ohne Hektik mit dem Glasstab weiter, bis sie handwarm ist (unter 40 °C). Nicht mehr mixen! Das langsame Rühren sorgt für eine feine Struktur.
  6. Wirkstoffe zugeben: Sobald die Creme handwarm ist, rührst du nacheinander Glycerin, Panthenol, Vitamin E und den Konservierer unter.
  7. pH-Wert einstellen: Miss den pH-Wert wie oben beschrieben. Justiere ihn bei Bedarf mit 1-2 Tropfen Milchsäure, bis er zwischen 5 und 5,5 liegt.
  8. Abfüllen: Fülle die fertige Creme in deinen desinfizierten Tiegel. Beschrifte ihn mit Inhalt und Datum. Lass sie ein paar Stunden bei Raumtemperatur stehen, bevor du den Deckel draufmachst – sie dickt noch etwas nach.

Bei sauberer Arbeit ist deine Creme locker 3 bis 6 Monate haltbar.

Pimp your Creme: Kleine Änderungen für deinen Hauttyp

  • Für sehr trockene Haut: Tausche das Jojobaöl gegen nährendes Avocadoöl aus und erhöhe den Sheabutter-Anteil auf 8 % (und reduziere dafür das Wasser um 1g).
  • Für unreine Haut: Ersetze das Mandelöl durch leichtes, entzündungshemmendes Traubenkernöl oder Hanföl.

Noch nicht ganz bereit? Dein 5-Minuten-Erfolgserlebnis

Wenn dir das alles für den Anfang zu kompliziert ist, hab ich was für dich. Ein Quick-Win, um ein Gefühl für die Rohstoffe zu bekommen: ein super einfacher Lippenbalsam. Schmelze einfach 1 Teil Bienenwachs mit 2 Teilen Mandelöl (also z.B. 5g Wachs und 10g Öl) im Wasserbad, gieße es in ein kleines Döschen und lass es fest werden. Fertig! Sofortiges Erfolgserlebnis garantiert.

Fehler, die jeder macht – und wie du sie vermeidest

  • Problem: Die Creme trennt sich nach ein paar Tagen.
    Lösung: Meist ein Temperaturproblem (Phasen nicht gleich heiß) oder zu kurz gerührt. Du kannst versuchen, die Creme nochmal komplett auf 70 °C zu erhitzen und den Emulgiervorgang zu wiederholen. Das rettet die Charge oft!
  • Problem: Die Creme ist grieselig.
    Lösung: Oft liegt das an Buttern wie Sheabutter, die zu langsam abkühlen. Beim nächsten Mal die Fettphase etwas höher erhitzen (ca. 75 °C) und im kalten Wasserbad zügig unter Rühren abkühlen.
  • Problem: Die Creme ist zu fest oder zu flüssig.
    Lösung: Notiere dir dein Rezept! Für die nächste Charge passt du die Mengen an: mehr Cetylalkohol oder Butter für eine festere Creme, weniger für eine leichtere.

Gut zu wissen: Der unbeliebte Teil – das Aufräumen

Ach ja, da war ja noch was. Wie wird man das ganze ölige Zeug wieder los? Ein Trick, der mir viel Frust und verstopfte Abflüsse erspart hat: Wische alle Bechergläser und Rührstäbe mit einem Küchentuch GRÜNDLICH aus, bevor du mit Wasser und Spüli drangehst. So entfernst du das meiste Fett und der Abwasch wird zum Kinderspiel.

Wann du lieber zum Profi gehst: Die Grenzen des Selbermachens

Dieses Handwerk ist unglaublich erfüllend, aber es hat auch Grenzen. Wir stellen hier Kosmetik für den persönlichen Gebrauch her. Sobald du auch nur einen Tiegel verkaufen willst, fällst du unter die strenge europäische Kosmetikverordnung. Das ist ein bürokratischer und finanzieller Aufwand, den man als Privatperson nicht leisten kann.

Und ganz wichtig: Bei ernsthaften Hauterkrankungen wie Neurodermitis, schwerer Akne oder Rosazea ist der erste Weg immer der zum Dermatologen. Selbstgemachte Kosmetik kann begleitend pflegen, aber sie ersetzt keine medizinische Behandlung. Sei da ehrlich zu dir selbst, deine Gesundheit geht immer vor.

Das Rühren eigener Cremes ist ein faszinierender Weg. Es lehrt Geduld, Präzision und den Respekt vor der Natur. Wenn du die Grundlagen einmal draufhast, kannst du Produkte erschaffen, die perfekt auf dich zugeschnitten sind. Und das Gefühl, einen Tiegel selbstgemachter, wirksamer und sicherer Creme in der Hand zu halten… das ist, ehrlich gesagt, unbezahlbar.

Inspirationen und Ideen

  • Eine samtige Textur, die nicht fettet.
  • Eine stabile Emulsion, die sich auch nach Wochen nicht trennt.
  • Ein luxuriöses Hautgefühl, das teuren Markenprodukten in nichts nachsteht.

Das Geheimnis? Ein Konsistenzgeber wie Cetylalkohol. Anders als normale Alkohole trocknet diese wachsartige Substanz die Haut nicht aus, sondern wirkt rückfettend. In der Fettphase geschmolzen, verbessert er die Struktur, Stabilität und das Auftragsverhalten Ihrer Creme ungemein.

Kann ich meiner Creme ein echtes Wirkstoff-Upgrade verpassen?

Absolut! Hier beginnt die wahre Magie des Selbermachens. Vergessen Sie die winzigen Konzentrationen in gekauften Produkten. Fügen Sie Ihrer abgekühlten, aber noch flüssigen Wasserphase vor dem Emulgieren zum Beispiel hochmolekulares Hyaluronsäure-Pulver für intensive Feuchtigkeit hinzu. Oder rühren Sie Panthenol (Provitamin B5) ein, das die Hautbarriere stärkt und beruhigt. Diese Wirkstoffe, erhältlich bei Rohstoff-Händlern wie Dragonspice oder Spinnrad, heben Ihre Kreation auf ein professionelles Niveau.

Der natürliche Säureschutzmantel unserer Haut hat einen pH-Wert zwischen 4,7 und 5,75.

Eine selbstgemachte Creme sollte diesen Wert respektieren, um die Hautbarriere nicht zu stören. Produkte, die zu basisch sind (hoher pH-Wert), können die Haut auslaugen und anfälliger für Reizungen machen. Ein paar Tropfen Milchsäure (80%) am Ende des Rührprozesses können den pH-Wert sanft senken. Mit pH-Teststreifen aus der Apotheke lässt sich das Ergebnis einfach kontrollieren.

Der feine Unterschied beim Emulgator:

Tegomuls: Dieser Klassiker auf pflanzlicher Basis ist sehr anfängerfreundlich und erzeugt zuverlässig leichte bis mittelkräftige Lotionen. Er verzeiht kleine Temperaturschwankungen und ist ideal für die ersten erfolgreichen Emulsionen.

Lamecreme: Wer reichhaltigere, schützende Cremes für trockene oder reife Haut anstrebt, wird Lamecreme lieben. Dieser Emulgator ergibt vollere Texturen und ein wunderbar gepflegtes, „eingehülltes“ Hautgefühl, das besonders im Winter eine Wohltat ist.

Es ist dieser eine Moment, in dem die weiße, noch warme Emulsion unter dem Rührer entsteht – fast wie Magie, aber doch reine, verstandene Chemie. Das Gefühl, eine Creme aufzutragen, deren jeden einzelnen Inhaltsstoff man kennt, ist unvergleichlich. Kein synthetischer Duft, der Kopfschmerzen bereitet, keine Füllstoffe, deren Namen man nicht aussprechen kann. Nur die reine Kraft der Öle und Wirkstoffe, die man selbst für seine Haut ausgewählt hat. Das ist der wahre Luxus.

  • Fettige & unreine Haut: Jojobaöl ist chemisch gesehen ein Wachs, das dem Hauttalg ähnelt und daher ausgleichend wirkt, ohne die Poren zu verstopfen.
  • Trockene & reife Haut: Avocado- und Wildrosenöl sind reich an Vitaminen und Fettsäuren. Sie nähren tiefenwirksam und unterstützen die Regeneration.
  • Empfindliche Haut: Reines Mandel- oder Aprikosenkernöl sind besonders milde und reizarme Klassiker, die fast jeder verträgt.

Vorsicht, Duftfalle: Mehr ist nicht immer besser, besonders bei ätherischen Ölen. Eine Überdosierung kann die Haut empfindlich machen und zu Irritationen oder sogar Allergien führen. Eine Konzentration von 0,5 % bis maximal 1 % der Gesamtmenge (ca. 10-20 Tropfen auf 100g Creme) ist völlig ausreichend. Beachten Sie außerdem, dass manche Öle, insbesondere Zitrusöle wie Bergamotte, die Haut lichtempfindlich machen können.

Die berühmte „Cold Cream“ gilt als eine der ersten stabilen Wasser-in-Öl-Emulsionen und war bereits in der Antike bekannt. Ihre klassische Zusammensetzung war eine Lektion in einfacher, aber effektiver Chemie:

  • Bienenwachs: Sorgte für Konsistenz und bildete mit Borax den Emulgator.
  • Mandelöl: Die pflegende und reichhaltige Fettphase.
  • Rosenwasser: Die duftende Wasserphase, die beim Auftragen für einen kühlenden Effekt sorgte.

Moderne Rezepte ersetzen das heute umstrittene Borax oft durch sicherere Emulgatoren wie Lanolin.

Ein einziger Fingerzeig in einen offenen Cremetiegel kann laut einer Studie des London Metropolitan University bis zu 10.000 Bakterien auf das Produkt übertragen.

Genau deshalb ist die Verpackung fast so wichtig wie die Konservierung. Während Glastiegel edel aussehen, sind sie für wasserhaltige Cremes unhygienisch. Die beste Wahl sind Airless-Pumpspender. Sie verhindern den Kontakt des Produkts mit Luft und Fingern, schützen lichtempfindliche Inhaltsstoffe und minimieren das Kontaminationsrisiko drastisch. So bleibt Ihre selbstgemachte Pflege bis zum letzten Tropfen frisch und sicher.

Rechnet es sich wirklich, Cremes selbst herzustellen? Auf den ersten Blick scheint die Erstausstattung teuer: Eine Feinwaage (unverzichtbar!), Bechergläser, ein Thermometer und die Rohstoffe summieren sich. Doch die Zutaten reichen für viele Chargen. Eine hochwertige 50-ml-Creme aus der Parfümerie kostet schnell 40 € und mehr. Dieselbe Menge selbst hergestellt mit Premium-Zutaten wie Bio-Wildrosenöl und Hyaluronsäure kostet am Ende vielleicht 4 bis 6 €. Der wahre Gewinn liegt aber nicht nur im Preis, sondern in der unbezahlbaren Qualität und der perfekten Anpassung an die eigene Haut.

Verena Lange

Verena Lange, eine geschätzte Autorin bei Archzine Online Magazine, hat ihr Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin absolviert. Sie hat zahlreiche Artikel in renommierten Medien wie BILD, WELT.de und Berliner Zeitung veröffentlicht.