Seife selber machen: Dein ehrlicher Guide für das Kaltrührverfahren
Naturseife selbstgemacht – ein kreatives Abenteuer, das nicht nur Spaß macht, sondern auch deine Haut verwöhnt!
Mit einem Hauch Zimt in der Luft und dem sanften Plätschern von Wasser im Hintergrund könnte man meinen, man steht in einer magischen Seifenmanufaktur. Doch das Geheimnis liegt nicht in fernen Ländern, sondern in deiner eigenen Küche! Überrasche deine Sinne und entdecke, wie einfach es ist, köstliche Seifen aus Naturprodukten herzustellen. Lass dich von der Kraft der Natur inspirieren und verwandle einfache Zutaten in duftende Kunstwerke!
Warum ich Seife siede – eine ehrliche Einleitung
In meiner Werkstatt riecht es oft nach einer Mischung aus frischem Holz, Öl und so einem gewissen scharfen Etwas in der Luft. Dieses Scharfe, das ist die Lauge. Und die Öle sind die Seele von einem der ältesten Handwerksprodukte überhaupt: der Seife. Ich bin zwar Handwerksmeister, aber meine Leidenschaft gilt nicht nur dem Holz. Sie gilt auch der Magie, aus ganz simplen Zutaten etwas wirklich Nützliches und Gutes zu erschaffen.
Inhaltsverzeichnis
- Warum ich Seife siede – eine ehrliche Einleitung
- Das Wichtigste zuerst: Sicherheit im Umgang mit Lauge
- Was ist Seife eigentlich? Ein kurzer Blick auf die Chemie
- Die Ausrüstung: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
- Das Kaltrührverfahren: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Die Reifezeit: Warum Geduld die beste Zutat ist
- Wenn was schiefgeht: Häufige Fehler (und die Lösungen)
- Ein einfaches Rezept für deinen Start
- Ein Wort zum Verkauf
- Bildergalerie
Ganz ehrlich? Das Seifensieden habe ich aus der Not heraus gelernt. Vor einiger Zeit hatte meine Familie ständig mit empfindlicher, trockener Haut zu kämpfen. Gekaufte Produkte haben oft alles nur schlimmer gemacht. Also habe ich die Ärmel hochgekrempelt und mich in die alte Kunst des Seifensiedens reingefuchst. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht: Damals hatten wir nach dem Duschen oft spannende Haut. Heute fühlt sie sich mit der eigenen Seife schon fast wie eingecremt an, einfach weil das ganze gute Glycerin noch drin ist.

Der Weg dahin war aber kein Spaziergang. Ich habe Chargen weggeworfen. Ich habe Fehler gemacht, die mich Zeit und gutes Olivenöl gekostet haben. Aber jeder misslungene Seifenklotz war eine Lektion. Heute will ich dieses Wissen weitergeben – ohne komplizierte Formeln, sondern mit praktischen Tipps, klaren Warnungen und dem nötigen Respekt vor der Chemie. Das ist keine Hexerei, sondern pures, ehrliches Handwerk.
Das Wichtigste zuerst: Sicherheit im Umgang mit Lauge
Bevor wir auch nur an duftende Öle denken, müssen wir über den heikelsten Teil reden: Natriumhydroxid (NaOH). Das ist die Lauge, die wir brauchen, um Fette in Seife zu verwandeln. Und ich kann es nicht oft genug sagen: Das Zeug ist stark ätzend. Leichtsinn hat hier absolut nichts verloren.
Deine Schutzausrüstung ist nicht verhandelbar. Punkt.
- Schutzbrille: Eine richtige, fest sitzende Brille, die auch die Seiten abdeckt. Keine Lesebrille! Laugen-Spritzer im Auge sind extrem gefährlich und können das Augenlicht kosten.
- Handschuhe: Stabile Gummi- oder Nitrilhandschuhe. Die dünnen Einwegdinger aus der Pappschachtel reißen zu leicht.
- Lange Kleidung: Lange Ärmel, lange Hose. Eine alte Arbeitsjacke oder ein altes Hemd ist perfekt.
- Gute Lüftung: Arbeite immer am offenen Fenster, unter der Dunstabzugshaube oder, wenn möglich, draußen. Beim Anmischen der Lauge entstehen Dämpfe, die die Atemwege reizen. Also, nicht direkt darüber schnüffeln!
Die goldene Regel beim Anmischen: Immer das feste NaOH (die Plätzchen oder Perlen) langsam und vorsichtig in die kalte Flüssigkeit schütten. NIEMALS umgekehrt! Gießt du Wasser auf das NaOH, kann es zu einer heftigen Reaktion kommen, die dir die heiße, ätzende Brühe entgegenspritzt. Ich sage immer: „Der Feststoff taucht ins Wasser, nie das Wasser zum Feststoff.“

Ach ja, und wo bekommt man das Zeug überhaupt? Du findest Natriumhydroxid in Apotheken (oft etwas teurer) oder viel einfacher in spezialisierten Online-Shops für Seifenzubehör. Such einfach nach „NaOH zur Seifenherstellung“, dann findest du die richtige Reinheit. Und ganz wichtig: Halte Kinder und Haustiere von deinem Arbeitsbereich fern. Die fertige Lauge sieht aus wie klares Wasser, ist aber hochgefährlich.
Was ist Seife eigentlich? Ein kurzer Blick auf die Chemie
Wenn wir Seife sieden, starten wir einen chemischen Prozess, der sich Verseifung nennt. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Stell es dir so vor: Jedes Fett und Öl besteht aus Fettmolekülen. Diese bringen wir mit unserer Natriumhydroxid-Lauge zusammen.
Die Lauge knackt diese Fettmoleküle auf und baut sie um. Am Ende kommen zwei geniale Dinge dabei heraus:
- Seife: Das sind die neuen Moleküle, die für die Reinigung zuständig sind. Sie haben ein Ende, das Schmutz und Fett liebt, und ein anderes, das Wasser liebt. So packen sie den Dreck und lassen ihn vom Wasser einfach wegspülen.
- Glycerin: Das ist ein natürlicher Feuchtigkeitsspender, der als Nebenprodukt entsteht. In der Industrie wird dieses wertvolle Glycerin oft entzogen und teuer an die Kosmetikbranche verkauft. Bei unserer handgemachten Seife bleibt es komplett drin! Das ist der entscheidende Vorteil und der Grund, warum sich deine Haut damit so gut gepflegt anfühlt.

Die Überfettung: Das Geheimnis milder Seife
Ein superwichtiger Begriff ist die Überfettung. Um sicherzugehen, dass am Ende keine freie, ätzende Lauge mehr in der Seife ist, verwenden wir absichtlich etwas mehr Öl als nötig. Wir arbeiten also mit einem Laugenunterschuss. Dieser Fettüberschuss sorgt nicht nur für Sicherheit, sondern diese unverseiften Öle bleiben in der Seife zurück und pflegen deine Haut beim Waschen. Für eine normale Hand- und Duschseife sind 5 % bis 10 % Überfettung ideal.
Um die exakte Laugenmenge für deine Öle und die gewünschte Überfettung zu berechnen, müsstest du mit den Verseifungszahlen jedes einzelnen Öls hantieren. Zum Glück musst du das nicht! Es gibt fantastische, kostenlose Seifenrechner im Internet. Gib mal „Seifenrechner Naturkosmetik“ oder „Soapcalc“ in die Suche ein. Die sind bewährt und nehmen dir die ganze knifflige Rechnerei ab – ein absolutes Muss.
Die Ausrüstung: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
Du brauchst keine teure Spezialausrüstung. Vieles hast du vielleicht schon zu Hause. Aber Achtung: Alle Geräte, die mit Lauge oder dem frischen Seifenleim in Kontakt kommen, sind danach für immer und ewig tabu für Lebensmittel! Bitte markiere sie dir deutlich.

Die Must-Haves:
- Digitale Feinwaage: Absolut unerlässlich. Sie muss aufs Gramm genau wiegen können. Eine kleine Abweichung kann alles ruinieren. Eine einfache Küchenwaage für ca. 15-20 € reicht völlig aus.
- Laugenbehälter: Ein hitzebeständiges Gefäß aus Polypropylen (PP, erkennbar am Recycling-Code 5) ist perfekt. Edelstahl geht auch. Bitte kein Glas – es kann durch den Temperaturschock beim Anmischen springen.
- Topf für die Fette: Ein einfacher Edelstahltopf ist die beste Wahl. Bloß kein Aluminium, das reagiert mit der Lauge!
- Stabmixer (Pürierstab): Ein Muss, um eine stabile Emulsion hinzubekommen. Ein günstiges Modell aus Edelstahl kostet um die 20-25 €.
- Teigschaber/Löffel: Aus Silikon oder Edelstahl.
- Seifenform: Für den Anfang ist eine Silikon-Kastenform für Kuchen (ca. 10 €) oder sogar einzelne Muffinförmchen aus Silikon ideal.
Rechne also mal mit einer einmaligen Investition von ca. 50 bis 70 Euro für die Grundausstattung. Die Zutaten für deine erste Charge von einem Kilo Seife liegen dann, je nach Ölen, bei etwa 20 bis 25 Euro. Dafür bekommst du aber auch 8-10 Stück hochwertigste Seife.

Das Kaltrührverfahren: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Das Kaltrührverfahren ist die gängigste Methode. „Kalt“ heißt aber nicht, dass wir ohne Hitze arbeiten – der Prozess erzeugt von selbst eine Menge Wärme. Plan für deinen ersten Versuch mal locker 1,5 bis 2 Stunden ein. Ohne Hektik, denn gutes Handwerk braucht seine Zeit.
Schritt 1: Vorbereitung ist alles (Mise en Place)
Leg alles bereit, was du brauchst. Zieh deine Schutzkleidung an. Wiege alle Zutaten grammgenau ab. Die Öle in den Topf, die Flüssigkeit für die Lauge in den hitzefesten Behälter. Ich stelle diesen Behälter immer zusätzlich in die Spüle – sicher ist sicher.
Schritt 2: Die Lauge sicher anmischen
Jetzt kommt der kritische Teil. Schutzbrille und Handschuhe auf! Geh in einen gut gelüfteten Bereich. Schütte das abgewogene Natriumhydroxid langsam und in kleinen Portionen ins kalte Wasser. Kleiner Tipp: Nimm unbedingt destilliertes Wasser (aus dem Baumarkt oder Supermarkt). Leitungswasser enthält Mineralien, die mit der Seife reagieren und zu unschönen Flecken oder „Kalkseife“ führen können. Rühr dabei vorsichtig um, bis sich alles aufgelöst hat. Die Mischung wird sehr heiß (oft über 80 °C) und es dampft. Einatmen vermeiden! Stell die Lauge dann an einen sicheren Ort zum Abkühlen.

Schritt 3: Fette schmelzen und Temperaturen abgleichen
Während die Lauge abkühlt, schmilzt du die festen Fette (wie Kokosöl) langsam im Edelstahltopf. Sobald sie flüssig sind, nimmst du den Topf vom Herd und gibst die flüssigen Öle (wie Olivenöl) dazu. Das kühlt die Mischung schon mal ab. Jetzt ist etwas Geduld gefragt: Sowohl die Lauge als auch die Öle müssen auf eine Temperatur zwischen ca. 35 °C und 45 °C abkühlen. Wichtig ist, dass beide Flüssigkeiten eine ähnliche Temperatur haben (nicht mehr als 5-10 °C Unterschied).
Schritt 4: Die Vereinigung – Der „Pudding“ entsteht
Wenn alles die richtige Temperatur hat, gießt du die Lauge langsam zu den Ölen in den Topf. Setz den Stabmixer schräg an, um Luft einzuschließen, und mixe in kurzen Stößen. Rühr zwischendurch auch mal mit dem ausgeschalteten Mixer. Du siehst, wie die Mischung andickt und cremig wird. Wir suchen den Punkt, den man „Andicken“ oder „Puddingphase“ (englisch: trace) nennt. Du erkennst ihn, wenn der vom Mixer tropfende Seifenleim eine sichtbare Spur auf der Oberfläche hinterlässt. Achtung: Nicht zu lange mixen, sonst wird der Brei zu fest!

Schritt 5: Düfte und Zusätze (falls gewünscht)
Sobald der Leim leicht angedickt ist, kannst du jetzt kurz ätherische Öle oder andere Zusätze einrühren. Aber sei schnell, manche Düfte lassen den Seifenleim blitzschnell fest werden.
Schritt 6: Abfüllen und die Gelphase
Gieß den fertigen Seifenleim in deine Form. Klopf sie ein paar Mal auf die Arbeitsfläche, um Luftblasen zu lösen. Decke die Form dann mit Folie ab und wickle sie in ein altes Handtuch. Wir wollen die Wärme halten, damit die „Gelphase“ startet. Dabei erhitzt sich die Seife nochmal von innen, was für intensivere Farben sorgt. Nach 24 bis 48 Stunden ist sie fest genug zum Ausformen.
Die Reifezeit: Warum Geduld die beste Zutat ist
Deine frisch geschnittene Seife ist noch weich und immer noch leicht ätzend. Sie muss jetzt für mindestens vier bis sechs Wochen an einem kühlen, trockenen und luftigen Ort reifen. Leg die Stücke mit etwas Abstand auf ein Gitter. In dieser Zeit wird sie milder, härter und viel ergiebiger. Ich weiß, Warten ist hart, aber es lohnt sich so sehr!

Wenn was schiefgeht: Häufige Fehler (und die Lösungen)
Keine Sorge, jeder Seifensieder hat schon mal eine Charge versemmelt. Das gehört dazu. Hier die Klassiker:
- Die Seife wird nicht fest: Meist ein Messfehler (zu viel Wasser, zu wenig Lauge). Leider nicht zu retten.
- Ölschicht auf der Seife: Die Emulsion hat sich getrennt. Passiert bei falschen Temperaturen oder zu wenig Mixen.
- Bröselige, weiße Stellen (Laugennester): Ein Zeichen für schlecht vermischte Lauge. Diese Seife ist gefährlich und muss entsorgt werden (bitte mit Handschuhen!).
- Die Seife wird im Topf zu Beton: Oh ja, das kenne ich nur zu gut. Mein erster Versuch mit einem Nelkenduftöl war eine Katastrophe! Kaum angerührt, war der Leim ein fester Klumpen im Topf. Man nennt das „Greifen“. Hier hilft nur, den Klumpen so schnell es geht in die Form zu pressen. Schön wird’s nicht, aber oft ist die Seife noch brauchbar.
- Weiße Ascheschicht (Sodaasche): Eine harmlose, pudrige Schicht. Kann man einfach abwaschen.
Und der beste Trick zum Aufräumen: Lass die Töpfe, Löffel und den Stabmixer mit den ätzenden Resten einfach 24 Stunden an einem sicheren Ort stehen. Die Reste verseifen von selbst zu Seife. Danach kannst du alles ganz normal und ungefährlich mit heißem Wasser abwaschen. Kein Schrubben, keine Gefahr!


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Ein einfaches Rezept für deinen Start
Dieses Rezept ist ein fehlertoleranter Klassiker und ergibt eine feste, pflegende Seife mit tollem Schaum. Aber warum genau diese Öle? Ganz einfach: Das Kokosöl sorgt für Härte und üppigen Schaum, das Olivenöl für die Milde, das Rapsöl ist ein guter Allrounder und die Sheabutter ist der pure Luxus-Pflege-Kick. Eine perfekte Balance!
Zutaten für ca. 1 kg Seife (Überfettung 8%):
- 400 g Olivenöl (raffiniertes ist für den Anfang einfacher)
- 300 g Kokosöl
- 200 g Rapsöl
- 100 g Sheabutter
- 132 g Natriumhydroxid (NaOH)
- 300 g kaltes, destilliertes Wasser
- Optional: 20-30 g ätherisches Lavendelöl
Trotzdem gilt: Bitte gib dieses Rezept vor dem Start einmal in einen Online-Seifenrechner ein, um die Werte zu überprüfen. Sicher ist sicher.
Ein Wort zum Verkauf
Noch ein wichtiger Hinweis: Wenn du Seife nur für dich, deine Familie und als Geschenk herstellst, ist alles wunderbar. Sobald du aber auch nur ein Stück verkaufen willst – und sei es auf dem kleinsten Flohmarkt – unterliegst du der europäischen Kosmetikverordnung. Das bedeutet Laborprüfungen und eine Menge Papierkram. Das ist ein komplexes Feld, also informiere dich vorher gut.

Aber jetzt mal los! Seifensieden ist ein unglaublich lohnendes Handwerk. Es lehrt Geduld, Präzision und am Ende hältst du ein Stück pure, ehrliche Pflege in den Händen. Dein erster, ganz einfacher Schritt? Besorg dir diese Woche eine gute Schutzbrille und eine grammgenaue Waage. Wenn die beiden Dinge da sind, ist die größte Hürde schon genommen und du bist startklar!
Bildergalerie




Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)
Das Geheimnis einer perfekten Seife liegt in der Präzision. Vergessen Sie Messbecher – beim Seifensieden wird alles grammgenau abgewogen. Eine gute Digitalwaage, die auf mindestens 1 Gramm genau misst, ist Ihr wichtigstes Werkzeug neben der Schutzausrüstung. Öle, Fette und sogar das Wasser und das Natriumhydroxid müssen exakt nach Rezept abgewogen werden. Nur so stimmt die Chemie am Ende und Sie erhalten eine milde, pflegende Seife ohne Laugenüberschuss.



- Lavendel: Der beruhigende Klassiker, ideal für eine entspannende Abendseife.
- Teebaumöl: Bekannt für seine reinigenden Eigenschaften, super für Gesichtsseifen bei unreiner Haut.
- Zitronengras: Ein frischer, belebender Duft, der morgens unter der Dusche gute Laune macht.
- Pfefferminze: Kühlend und anregend, perfekt für eine Sommer- oder Fußseife.


Gefürchteter „Seize“: So nennen Sieder den Moment, in dem die Seifenmasse schlagartig andickt und betonhart wird, noch bevor sie in die Form gefüllt werden kann. Auslöser sind oft bestimmte Duftöle oder eine zu hohe Arbeitstemperatur. Passiert es doch, hilft nur schnelles Handeln: die Masse so gut es geht in die Form „spachteln“. Die Seife wird zwar rustikal aussehen, ist aber meistens noch zu retten.



Jedes Jahr verbraucht ein durchschnittlicher deutscher Haushalt rund 8-10 Plastikflaschen allein für Flüssigseife und Duschgel. Ein einziges Stück handgemachte Seife ersetzt oft zwei bis drei dieser Flaschen.


Für eine belebende Peeling-Seife, die nach einem Sonntagmorgen-Kaffee duftet:
- Fügen Sie dem Seifenleim kurz vor dem Einfüllen in die Form einen Esslöffel feines Kaffeepulver pro 500g Fettmenge hinzu.
- Einige ganze Kaffeebohnen als Dekoration auf die Oberfläche streuen. Der Kaffee wirkt nicht nur als sanftes Peeling, sondern hilft auch, Küchengerüche (wie Zwiebeln oder Knoblauch) von den Händen zu neutralisieren.



Was genau ist die „Gelphase“ und muss ich sie erzwingen?
Die Gelphase ist eine exotherme Reaktion, bei der die Seife im Inneren heiß wird (bis zu 80°C), glasig und gelartig aussieht. Dies beschleunigt die Verseifung. Man kann sie fördern, indem man die Seifenform warm einpackt (z.B. in Handtücher). Seifen, die „gelen“, haben oft intensivere Farben und sind schneller fertig. Man kann die Gelphase aber auch verhindern, indem man die Seife kühl stellt (sogar im Kühlschrank). Das Ergebnis ist eine Seife mit einem matteren, cremigeren Look. Beides ist richtig – es ist reine Geschmackssache!


Holzform mit Liner: Der Klassiker. Bietet eine gute Isolierung, was die Gelphase fördert. Das Ergebnis ist ein großer Block, aus dem individuelle Stücke geschnitten werden – für den authentischen, handwerklichen Look.
Silikon-Einzelformen: Extrem praktisch. Kein Auskleiden nötig, die Seifen lassen sich leicht herauslösen und es gibt unzählige kreative Formen. Ideal für Anfänger und für Seifen, die nicht gelen sollen.
Beide Varianten haben ihren Charme. Für den Start ist eine einfache Silikon-Kastenform von Anbietern wie „Soap-Factory“ oft der unkomplizierteste Weg.



Das originale „Savon de Marseille“ durfte laut einem Edikt von Ludwig XIV. aus dem Jahr 1688 nur aus Olivenöl, alkalischer Asche aus Meerespflanzen und Wasser bestehen.
Heute inspiriert diese Tradition Sieder weltweit zu reinen Olivenseifen, auch Kastilienseife genannt. Sie benötigen eine sehr lange Reifezeit (6 Monate oder mehr), belohnen aber mit einer unvergleichlich milden, sanften Reinigung, die besonders für Babys und Allergiker geschätzt wird.


- Ein sanftes Grün für eine Aloe-Vera-Seife.
- Ein warmes Orange-Rot für eine Karottenseife.
- Ein tiefes Schwarz für eine Aktivkohle-Seife.
- Ein zartes Rosa für eine Seife mit rosa Tonerde.
Das Geheimnis? Völlig natürliche Färbemittel! Vergessen Sie künstliche Farben. Pulver wie Spirulina, Paprika (edelsüß), Aktivkohle oder französische Tonerden (z.B. von Dragonspice) verleihen Ihrer Seife nicht nur eine wunderschöne, erdige Farbe, sondern bringen oft auch zusätzliche pflegende Eigenschaften mit.



Der schwierigste Teil des Seifensiedens ist nicht der Umgang mit der Lauge, sondern das Warten. Nachdem die Seife aus der Form befreit und geschnitten wurde, beginnt die „Reifezeit“. Vier bis sechs Wochen muss sie an einem kühlen, luftigen Ort ruhen. In dieser Zeit verdunstet restliches Wasser, der pH-Wert sinkt in den hautfreundlichen Bereich und die Seife wird härter und milder. Diese Geduldsprobe ist es, die ein gutes Stück Seife von einem großartigen unterscheidet.


Für den Start braucht es keine exotischen Luxusöle. Eine solide Grundausstattung ist erschwinglich und zuverlässig:
- Olivenöl (pomace/raffiniert): Die günstige Basis für viele Rezepte.
- Kokosöl: Sorgt für üppigen Schaum und Härte. Das raffinierte aus dem Supermarkt (z.B. von Palmin) ist perfekt.
- Rapsöl: Ein heimisches Öl, das für cremige Pflege sorgt.
- Sonnenblumenöl (High Oleic): Stabiler als normales Sonnenblumenöl und gut für die Pflege.



Keine Kompromisse bei der Waage: Eine Löffel- oder Tassenangabe ist beim Seifen sieden ein Rezept für eine Katastrophe. Der Unterschied zwischen einer funktionierenden Seife und einer ätzenden Masse kann bei nur wenigen Gramm Lauge liegen. Investieren Sie in eine digitale Feinwaage mit Tara-Funktion, die mindestens auf 0,1g genau wiegt, besonders für das Natriumhydroxid. Es ist die wichtigste Investition in Ihre Sicherheit und den Erfolg Ihrer Seifen.


Der Begriff „Überfettung“ (im Englischen „superfat“) beschreibt den prozentualen Anteil an Öl, der nach der Verseifung frei in der Seife verbleibt. Eine Überfettung von 5-8% ist üblich für eine pflegende Hand- und Körperseife.



Haferflocken und Honig sind nicht nur im Müsli ein Dreamteam. In der Seife entfalten sie ihre ganze Kraft:
- Fein gemahlene Haferflocken (kolloidales Hafermehl) beruhigen juckende, irritierte Haut und sorgen für ein sanftes Peeling.
- Ein Teelöffel echter Bienenhonig (im abgekühlten Seifenleim aufgelöst) spendet Feuchtigkeit und unterstützt einen cremigen Schaum. Vorsicht: Honig kann die Seifenmasse stark erhitzen!


Hilfe, meine Seife ist nach dem Schneiden total krümelig und bröselig. Was ist passiert?
Das ist ein klassisches Anzeichen für eine „laugenlastige“ Seife, bei der zu viel Natriumhydroxid im Verhältnis zu den Fetten verwendet wurde. Sie ist leider nicht zu retten und muss (sicher verpackt) entsorgt werden, da sie zu aggressiv für die Haut ist. Überprüfen Sie beim nächsten Mal Ihre Rezeptberechnung – ein zuverlässiger Seifenrechner aus dem Internet ist hier Gold wert – und wiegen Sie alle Zutaten aufs Gramm genau ab.



Natürliche Tonerden & Pflanzenpulver: Verleihen der Seife erdige, sanfte Töne und bringen oft pflegende Eigenschaften mit (z.B. rosa Tonerde, Indigo, Spirulina). Die Farben können sich während der Verseifung verändern und sind eine kleine Überraschung.
Mica-Pigmente & Seifenfarben: Bieten eine Palette an leuchtenden, stabilen Farben, die sich nicht verändern. Achten Sie darauf, „hautverträgliche“ und „laugenstabile“ Pigmente von Spezialanbietern wie „Manske-Mica“ zu verwenden, um Enttäuschungen zu vermeiden.


Ziegenmilch enthält Caprinsäure, die einen ähnlichen pH-Wert wie die menschliche Haut hat. Dies macht sie zu einem besonders sanften und verträglichen Zusatz in Seifen.
Der Trend zu Milchseifen ist ungebrochen. Anstatt Wasser wird (oft gefrorene) Ziegen- oder auch Schafmilch zur Auflösung der Lauge verwendet. Das erfordert Erfahrung, da die Milch leicht überhitzt und „scorcht“, was zu einer orangen Farbe und einem unangenehmen Geruch führen kann. Das Ergebnis ist bei Gelingen aber eine unvergleichlich cremige und luxuriöse Seife.



- Sie wird härter und hält dadurch viel länger.
- Ihr Duft kann sich voll entfalten und reifen.
- Sie entwickelt einen noch reichhaltigeren Schaum.
Der Trick? Lagern Sie Ihre fertigen, gereiften Seifen nicht im feuchten Bad, sondern an einem trockenen, luftigen Ort – zum Beispiel in einem Kleiderschrank. Dort beduften sie nebenbei noch die Wäsche. Eine gute Seifenschale mit Abtropflöchern ist im Bad dann Pflicht, damit das gute Stück zwischen den Anwendungen trocknen kann.


Eine der ältesten Seifen der Welt, die Aleppo-Seife, ist ein fantastisches Vorbild für Puristen. Traditionell besteht sie nur aus Olivenöl, Lorbeeröl, Wasser und Lauge. Der hohe Anteil an Lorbeeröl (bis zu 40%) ist für seine antiseptischen und rückfettenden Eigenschaften bekannt. Eine selbstgemachte Variante mit einem geringeren Lorbeeröl-Anteil (ca. 10-15%) ist ein wunderbares Projekt für Fortgeschrittene und ergibt eine tief pflegende Seife mit einem einzigartigen, würzigen Duft.



Ein schönes Topping macht Ihre Seife zum Hingucker. Streuen Sie diese Zusätze auf die noch weiche Seifenmasse in der Form:
- Getrocknete Blütenblätter (Ringelblume, Kornblume, Rose)
- Grobkörniges Meersalz oder rosa Himalaya-Salz
- Ganze Haferflocken oder Mohnsamen
- Getrocknete Zesten von Orangen oder Zitronen


Der größte Fehler: Laugennester. Das sind kleine, weiße, konzentrierte Einschlüsse von nicht aufgelöstem Natriumhydroxid in der fertigen Seife. Sie sind hochgefährlich und stark ätzend für die Haut. Um sie zu vermeiden, rühren Sie die Lauge immer so lange, bis die Flüssigkeit wieder komplett klar ist und sich alle Kristalle aufgelöst haben. Gießen Sie die Lauge zudem am besten durch ein feines Kunststoffsieb in die Öle, um letzte ungelöste Partikel abzufangen.



Chemisch gesehen ist Seife nichts anderes als das Natrium- oder Kaliumsalz von Fettsäuren. Ein faszinierender Gedanke, dass aus ätzender Lauge und simplen Fetten ein so mildes Pflegeprodukt entsteht.


Für ein extra luxuriöses Hautgefühl sorgen feste Fette, sogenannte Buttern. Sie machen die Seife hart und wunderbar pflegend.
- Shea-Butter (unraffiniert): Bringt einen hohen Anteil an unverseifbaren Bestandteilen mit, die als pure Pflege auf der Haut verbleiben. Verleiht einen erdigen Duft.
- Kakaobutter: Sorgt für ein sehr hartes Seifenstück und einen stabilen Schaum. Duftet zart nach Schokolade. Ideal in Kombination mit Kokosöl.
Ein Anteil von 10-15% dieser Buttern in der Gesamtfettmenge ist ein guter Startpunkt.



Muss ich destilliertes Wasser verwenden oder geht auch Leitungswasser?
Für den Anfang ist destilliertes oder demineralisiertes Wasser (aus dem Baumarkt oder Supermarkt) die sicherste Wahl. Es ist frei von Mineralien, die mit den Fetten reagieren und die Seife beeinträchtigen könnten (z.B. durch weiße Flecken oder reduzierten Schaum). Besonders bei sehr hartem Leitungswasser ist destilliertes Wasser Pflicht. Wenn Sie Ihr lokales Wasser gut kennen und es sehr weich ist, können Sie es probieren, aber für konstante und zuverlässige Ergebnisse ist destilliertes Wasser immer die bessere Option.

Ätherische Öle: Werden direkt aus Pflanzen gewonnen (z.B. durch Wasserdampfdestillation). Sie bringen nicht nur den reinen Duft, sondern auch die pflanzeneigenen Wirkstoffe in die Seife ein (z.B. beruhigender Lavendel, klärendes Teebaumöl). Einige Düfte können in der Lauge jedoch schnell verfliegen.
Parfümöle (PÖs): Sind synthetisch hergestellte Duftkompositionen. Sie bieten eine riesige Auswahl an stabilen Düften (von „Apfelkuchen“ bis „Meeresbrise“), die in der Seife lange halten. Achten Sie auf hochwertige, für die Seifenherstellung deklarierte PÖs, da manche die Seifenmasse blitzschnell andicken lassen („Seize“).
Für ein naturreines Produkt sind ätherische Öle die erste Wahl; für intensive und ausgefallene Düfte sind hochwertige Parfümöle eine gute Alternative.


