Was versteht man unter Nießbrauchrecht?

von Verena Lange
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Wem der Begriff Nießbrauchrecht nichts sagt, der steht nicht allein da. Er bezeichnet die Möglichkeit einer Person, einem anderen Menschen Nutzungsrechte und Verdienstrechte an ihrem Eigentum zu geben, ohne die Eigentümerrechte zu verlieren. Hier lernst du, was es damit auf sich hat und wofür man es gebrauchen kann.

Wissen Sie, was der Begriff Nießbrauchrecht bedeutet?

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Welche Arten Nießbrauch gibt es?

Grundsätzlich ist Nießbrauchrecht das Nutzungsrecht für einen Gegenstand, ohne, dass er von dem Nutzer verkauft oder vererbt werden kann. Immobilien sind dafür ein gutes Beispiel. Der Eigentümer des Hauses bleibt sein Besitzer, aber gibt die Nutzungsrechte an eine andere Person ab. Diese ist dazu verpflichtet, das Haus instand zu halten und kann damit Einkünfte erzielen, wenn sie es zum Beispiel vermietet. Der Besitzer kann im Gegenzug für den Nießbrauch einen Teil des Gewinns verlangen.

Die Art des Nießbrauchs kann sich unterscheiden. Zum einen gibt es eine Unterteilung in Voll- oder Teilnießbrauchrechte, die bestimmen, wie viel eines Eigentums genutzt werden darf.

Zum anderen gibt es Arten, die bestimmen, wie viel Gewinn zwischen den Parteien ausgetauscht wird:

  • Bei dem entgeltlichen Nießbrauch gleichen sich Leistung und Gegenleistung von Eigentümer und Nießbraucher aus.
  • Bei dem teilentgeltlichen Nießbrauch muss der Nießbraucher den Wert des genutzten Gegenstands nur teilweise ausgleichen.
  • Bei dem unentgeltlichen Nießbrauch liegt der Wert der Gegenleistung nur bei einem Zehntel des Gegenstandswerts.

Es gibt mehrere Arten von Nießbrauchrecht, die sich zum Teil unterscheiden

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Andere Arten des Nießbrauchs unterscheiden sich in ihren Umständen:

Zuwendungsnießbrauch

Der Zuwendungsnießbrauch entspricht dem oberen Beispiel. Es ist ein Nießbrauch, bei dem der Nutzer einen Ertrag aus dem Eigentum erzielt.

Vorbehaltsnießbrauch

Beim Vorbehaltsnießbrauch ändert sich der Eigentümer eines Eigentums. Dabei räumt der neue Eigentümer dem alten Besitzer noch Nutzungsrechte ein, bevor der Wechsel vollständig vollzogen ist. Auch diese Art des Nießbrauchs finden wir häufig bei der Übertragung von Grundstücken oder Gebäuden.

Nießbrauchrecht ist anders als Vermieten

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Vermächtnisnießbrauch

Bei dem Vermächtnisnießbrauch kann ein Eigentümer in seinem letzten Willen festhalten, dass die Erben des Eigentums dem Nießbraucher einen Teil des Nutzungsrechtes einräumen müssen.

Unterschied zwischen Nießbrauch und Wohnrecht

Nießbrauch klingt ein wenig so, wie Miete. Aber Nießbrauchrecht und Wohnrecht haben Unterschiede. Das Wohnrecht erlaubt einer Person zwar ein Eigentum, in dem Fall eine Wohnung oder ein Haus, zu nutzen, es dürfen dabei aber keine Gewinne erzielt werden. Sind wir ein Mieter haben wir also Mietrecht und dürfen damit in der Immobilie leben. Wären wir ein Nießbraucher, könnten wir die Räumlichkeiten selbst vermieten und damit Geld machen. Damit kommen aber auch Pflichten.

Welche Erfahrung haben Sie mit Nießbrauch- und Wohnrecht?

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Vorteile beim Nießbrauchrecht

Das Nießbrauchrecht wird häufig genutzt, um der Schenkungs- und Erbschaftssteuer aus dem Weg zu gehen. Durch das Nießbrauchrecht kann eine Person ihren Kindern das Eigentum eines Hauses überschreiben, aber selbst darin als Nießbraucher wohnen bleiben und sogar Miete einnehmen.

Es lassen sich auch andere Steuertricks umsetzen. Eltern von Kindern, die in der Ausbildung sind und daher geringes Gehalt verdienen, können das Eigentum an diese abgeben und zum Nießbraucher werden. Dadurch entstehen erhebliche Einkommens-Steuervorteile, wenn das Kind und sein Gehalt als Berechnungsfaktor für Mieteinnahmen durch Dritte genutzt werden.

Es gibt einige Punkte, die man beim Nießbrauchrecht beachten soll

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Pflichten beim Nießbrauchrecht

Der Nießbraucher erhält mit dem Nutzungsrecht auch die Pflicht, das Eigentum zu erhalten, zu bewirtschaften und zu versichern. Er trägt die gewöhnlichen Unterhaltungskosten wie Grundsteuer, Verbrauchskosten von Wasser, Strom und Gas und Versicherungen.

Die außergewöhnlichen Unterhaltungskosten, wie umfassende Modernisierungen von Heizungsanlagen oder die Anliegerbeiträge für den Anschluss an das Versorgungsnetz der Stadt, trägt weiterhin der Eigentümer. Er behält außerdem das Verfügungsrecht über das Eigentum und kann es jederzeit Verkaufen, die Nutzung des Nießbrauchers in Verträgen beschränken oder zeitlich begrenzen.

Fazit

Das Nießbrauchrecht ist ein geschickter Weg, um sein Eigentum zu teilen oder weiterzugeben und dabei steuerliche Vorteile zu erhalten. Vor allem im Immobiliengeschäft findet es häufig Anwendung bei der Übertragung von Grundstücken oder Gebäuden. Innerhalb von Familien kann man eine vorzeitige Weitergabe des späteren Erbes einleiten und damit Schenkungs- und Erbschaftsbeiträge reduzieren. Wer Mieten einnimmt, kann dadurch sparen, dass geringverdienende Familienmitglieder als Eigentümer eingetragen werden, während man selbst das Nießbrauchrecht behält.

Verena Lange

Verena Lange, eine geschätzte Autorin bei Archzine Online Magazine, hat ihr Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin absolviert. Sie hat zahlreiche Artikel in renommierten Medien wie BILD, WELT.de und Berliner Zeitung veröffentlicht.