Brot backen wie die Profis: Dein Weg zum perfekten Laib – ganz ohne Hexerei
Ich stehe schon seit Jahrzehnten in der Backstube und eine Frage höre ich immer wieder: „Warum schmeckt mein selbstgebackenes Brot nie so wie deins?“ Viele glauben, wir Bäcker hätten geheime Zutaten, die ein Vermögen kosten. Ehrlich gesagt? Das ist Quatsch. Das wahre Geheimnis ist kein teures Pulver, sondern das Verständnis für den Teig. Es geht um Technik, Geduld und ein bisschen Fingerspitzengefühl.
Inhaltsverzeichnis
In diesem Guide nehme ich dich mit hinter die Kulissen. Ich zeige dir nicht nur, was wir Profis machen, sondern vor allem, warum wir es tun. Vergiss komplizierte Wissenschaft – wir reden über handfeste Tipps, die du sofort in deiner Küche umsetzen kannst. Und am Ende wirst du ein Brot aus deinem Ofen ziehen, das dich richtig stolz macht. Versprochen. Packen wir’s an!
Das Leben im Teig: Was wirklich vor sich geht
Bevor wir die Hände schmutzig machen, ein kurzer Blick unter die Haube. Dein Teig ist kein lebloser Klumpen, sondern ein lebendiges System. Jede Zutat und jede Minute Wartezeit spielt eine Rolle. Wer das versteht, überlässt das Ergebnis nicht mehr dem Zufall.

Das Glutengerüst: Das unsichtbare Netz im Teig
Gluten ist in aller Munde, aber was macht es eigentlich? Stell dir vor, du mischst Mehl und Wasser. Im Mehl schlummern zwei Proteine, die durch das Wasser und das Kneten zu langen, elastischen Fäden werden. Das ist das Glutengerüst – ein Netz aus unzähligen winzigen Gummibändern.
Dieses Netz hat eine simple, aber entscheidende Aufgabe: Es muss die Gase auffangen, die die Hefe später produziert. Ist das Netz schwach, entweichen die Gase und dein Brot wird ein flacher, dichter Ziegelstein. Ein starkes, gut entwickeltes Gerüst hält die Gase gefangen wie Tausende kleiner Ballons. Das Ergebnis? Ein Brot, das herrlich aufgeht und eine lockere, luftige Krume bekommt.
Kleiner Profi-Tipp: Wir nutzen den „Fenstertest“, um das zu prüfen. Nimm nach dem Kneten ein kleines Stück Teig und zieh es langsam mit den Fingern auseinander. Wenn du es so dünn ziehen kannst, dass du fast durchschauen kannst, ohne dass es reißt – perfekt! Dein Gerüst steht.

Triebmittel im Duell: Hefe gegen Sauerteig
Fermentation klingt kompliziert, ist aber nur das, was dem Teig Leben einhaucht und Geschmack verleiht. Dafür gibt es zwei Hauptakteure, und die Wahl zwischen ihnen bestimmt den Charakter deines Brotes fundamental.
- Bäckerhefe: Sie ist der Sprinter. Gib ihr Zucker aus dem Mehl, und sie legt sofort los, produziert Kohlendioxid (CO₂) für die Lockerung und ein wenig Alkohol für’s Aroma. Brote mit reiner Hefe sind schnell fertig und super für Anfänger. Der Geschmack ist gut, aber eher unkompliziert.
- Sauerteig: Das ist der Marathonläufer. Eine wilde Mischung aus Hefen und Milchsäurebakterien. Die Hefen sorgen für den Auftrieb, aber die Bakterien sind die wahren Stars. Sie produzieren feine Säuren, die dem Brot eine unglaubliche Geschmackstiefe, eine bessere Haltbarkeit und eine höhere Bekömmlichkeit verleihen. Das braucht Zeit und etwas Übung, aber das Ergebnis ist geschmacklich eine andere Liga.
Die Temperatur ist dabei dein Gaspedal. Wärmer (so um die 26-28 °C) bedeutet Vollgas für die Hefe. Kühler, zum Beispiel im Kühlschrank bei 5-8 °C über Nacht (die sogenannte „kalte Gare“), bremst die Hefe und gibt den geschmacksbildenden Bakterien mehr Zeit. Das ist eines der größten „Geheimnisse“ für ein Brot mit Charakter.

Der große Auftritt: Hitze und Dampf im Ofen
Wenn der Teigling in den heißen Ofen kommt, explodiert er förmlich. Das ist der „Ofentrieb“. Die Gase im Teig dehnen sich durch die Hitze schlagartig aus. Damit die Kruste dabei nicht sofort fest wird und das Brot am Aufgehen hindert, brauchen wir Dampf! Wir Profis nennen das „Schwaden“. Der Dampf hält die Oberfläche in den ersten 10-15 Minuten feucht und elastisch.
Danach lassen wir den Dampf ab, damit die Kruste schön knusprig und braun werden kann. Dafür sorgt die berühmte Maillard-Reaktion – eine chemische Reaktion, die für die tollen Röstaromen und die goldene Farbe verantwortlich ist. Das ist der Duft, den jeder liebt!
Dein erstes Brot: Ein Rezept, das immer gelingt
Genug Theorie! Hier ist ein super-einfaches Rezept für dein erstes, stolzes Erfolgserlebnis. Keine komplizierten Schritte, einfach nur gutes Brot.
Was du brauchst:
- 500 g Weizenmehl (Type 550 ist perfekt)
- 340 g lauwarmes Wasser (ungefähr 25 °C)
- 10 g Salz
- 3 g Trockenhefe (oder 10g frische Hefe)
So geht’s, Schritt für Schritt:

- Mischen: Gib Mehl und Hefe in eine große Schüssel und vermische sie kurz. Gieß das Wasser dazu und rühre mit einem Löffel oder den Händen alles grob zusammen, bis kein trockenes Mehl mehr zu sehen ist. Jetzt das Salz dazugeben und kurz unterkneten.
- Kneten: Kipp den Teig auf eine saubere Arbeitsfläche und knete ihn für ca. 10 Minuten kräftig durch. Am Anfang klebt er, das ist normal! Einfach weiter dehnen und falten, bis er glatt und elastisch wird. Mit der Küchenmaschine: ca. 8 Minuten auf niedriger Stufe.
- Erste Ruhe (Stockgare): Forme den Teig zu einer Kugel, leg ihn zurück in die leicht geölte Schüssel und decke sie ab. Lass ihn bei Raumtemperatur für ca. 1,5 bis 2 Stunden gehen, bis er sich sichtlich vergrößert hat.
- Formen (Wirken): Hol den Teig vorsichtig aus der Schüssel auf eine leicht bemehlte Fläche. Drücke die Luft sanft raus und forme ihn zu einem runden oder länglichen Laib. Der Trick ist, die Oberfläche zu spannen: Zieh die Ränder des Teigs von allen Seiten nach unten und „stecke“ sie an der Unterseite fest, so als würdest du ein Bettlaken spannen. Nach ein paar Mal spürst du, wie die Oberfläche straff wird.
- Zweite Ruhe (Stückgare): Leg den geformten Laib in ein bemehltes Gärkörbchen oder einfach auf ein Backpapier. Abdecken und nochmal 45-60 Minuten gehen lassen.
- Backen: Heize deinen Ofen mit einem gusseisernen Topf (Dutch Oven) darin auf 250 °C Ober-/Unterhitze vor. Nimm den heißen Topf vorsichtig aus dem Ofen, leg dein Brot hinein, Deckel drauf und ab in den Ofen. Backe es 20 Minuten mit Deckel. Dann den Deckel abnehmen, die Temperatur auf 220 °C reduzieren und weitere 15-20 Minuten backen, bis es goldbraun ist. Auf einem Gitter vollständig auskühlen lassen – auch wenn’s schwerfällt!

Die wichtigsten Handgriffe erklärt
Ein paar Techniken tauchen immer wieder auf. Wenn du die verstanden hast, bist du schon auf halbem Weg zum Profi.
Autolyse: Der Trick für Faule
Klingt kompliziert, ist aber genial einfach. Mische nur Mehl und Wasser und lass die Masse für 20 bis 60 Minuten stehen. In dieser Zeit beginnt das Gluten, sich ganz von allein zu entwickeln. Das verkürzt die Knetzeit und macht den Teig geschmeidiger. Salz und Hefe kommen erst danach dazu.
Dehnen und Falten: Struktur ohne Stress
Besonders bei weichen Teigen ist das die beste Methode, um Struktur aufzubauen. Statt zu kneten, gehst du so vor:
- 1. Befeuchte deine Hände leicht, damit nichts klebt.
- 2. Greife eine Seite des Teiges in der Schüssel, ziehe sie sanft nach oben und falte sie über die Mitte.
- 3. Wiederhole das von allen vier Seiten (oben, unten, links, rechts).
- 4. Fertig! Das machst du während der ersten Ruhephase alle 30-45 Minuten.

Der Fingerdrucktest: Wann ist das Brot bereit?
Das ist die wichtigste Prüfung vor dem Backen. Drücke mit dem Finger sanft in den Teigling. Was passiert?
- Die Delle springt sofort zurück? Zu früh! Gib ihm noch 15-20 Minuten Zeit.
- Die Delle kommt langsam fast ganz zurück? Perfekt! Ab in den heißen Ofen mit ihm!
- Die Delle bleibt drin wie ein trauriger Smiley? Oh-oh, Übergare! Der Ofentrieb wird schwächer sein. Backe es trotzdem, es wird immer noch schmecken, nur etwas flacher.
Die Ausrüstung: Was du wirklich brauchst (und was nicht)
Du brauchst keine Bäckereiausstattung für tausende Euros. Aber ein paar Dinge sind Gold wert.
- Digitale Waage: Das ist das A und O. Brotbacken ist Präzisionsarbeit. Messbecher sind zu ungenau. Eine Waage für 15-20 € ist die beste Investition, die du machen kannst.
- Gusseiserner Topf (Dutch Oven): Simuliert einen Profi-Ofen perfekt. Er speichert die Hitze und schließt den Dampf ein. Gute Töpfe von Marken wie Lodge oder günstigeren Alternativen gibt es oft schon für 50-80 €. Haltet die Augen bei Discountern offen, die haben sie manchmal im Angebot!
- Teigkarte: Ein simples Stück Plastik für 3 €, das dir hilft, klebrigen Teig von der Arbeitsfläche zu lösen. Unbezahlbar!
Achtung, kein Topf? Kein Problem! Du kannst Dampf auch anders erzeugen. Stell ein altes Backblech oder eine feuerfeste Schale auf den Boden deines Ofens und heize es mit auf. Wenn du das Brot in den Ofen schiebst, schüttest du eine Tasse heißes Wasser auf das Blech. Tür schnell zu! Vorsicht, der Dampf ist extrem heiß!

Für Fortgeschrittene: Dein eigener Sauerteig
Wer einmal Blut geleckt hat, will früher oder später einen eigenen Sauerteig. Hier eine kurze Anleitung, wie du deine eigene Kultur startest.
Mische 5 Tage lang einmal täglich 50g Roggenvollkornmehl mit 50g lauwarmem Wasser. Am Anfang in einem Glas, ab Tag 3 nimmst du immer nur 50g vom alten Ansatz und „fütterst“ ihn mit frischem Mehl und Wasser. Den Rest entsorgst du.
Warum den Rest wegwerfen? Das fragen viele. Stell dir vor, du hältst eine kleine, aber fitte Sportmannschaft bei Laune. Wenn du immer mehr Spieler hinzufügst, ohne das Futter anzupassen, werden alle schwach und träge. Wir behalten nur den fittesten Kern und füttern ihn gut durch, damit er stark bleibt. Übrigens: Den „Abfall“ (Sauerteig-Discard) musst du nicht wegwerfen. Daraus lassen sich fantastische Pfannkuchen oder Cracker machen!
Ein letztes Wort vom Profi
Hab keine Angst vor Fehlern. Deine Küche ist keine klimatisierte Profi-Backstube. Die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, dein Ofen – all das spielt eine Rolle. Manchmal wird ein Brot flach, manchmal zu sauer. Sieh es nicht als Scheitern, sondern als Lektion. Jedes Brot lehrt dich etwas Neues.

Und passt auf euch auf! Ein auf 250 °C vorgeheizter Topf ist kein Spielzeug. Nutzt immer dicke, trockene Ofenhandschuhe. Der heiße Dampf beim Öffnen des Deckels ist tückisch. Ich habe schon schlimme Verbrennungen gesehen – haltet Abstand! Aber der Lohn für all die Mühe ist unbezahlbar: der Duft von frischem Brot in der ganzen Wohnung und der stolze Moment, wenn du den ersten, noch warmen Laib anschneidest. Das ist echtes Handwerk, das man schmecken kann.
Bildergalerie





- Sprühen Sie vor dem Schließen der Ofentür etwas Wasser an die Ofenwände, um Dampf zu erzeugen.
- Legen Sie in den ersten 10 Minuten eine mit kochendem Wasser gefüllte, ofenfeste Schale auf den Ofenboden.
- Backen Sie Ihr Brot in einem gusseisernen Topf (Dutch Oven), um den Dampf perfekt einzuschließen.
Das Geheimnis? Eine feuchte Hitze zu Beginn sorgt für maximalen Ofentrieb und eine herrlich knusprige, glänzende Kruste.





Warum wiegen Profis ihre Zutaten?
Eine Tasse Mehl kann je nach Lagerung und Messmethode zwischen 120 und 150 Gramm wiegen. Das ist ein riesiger Unterschied, der über Gelingen oder Misslingen entscheidet. Beim Backen ist Präzision kein Spleen, sondern die Grundlage. Eine digitale Küchenwaage ist die wichtigste Investition für konstante Ergebnisse – oft entscheidender als eine teure Knetmaschine.




„Gutes Brot ist nicht das Ergebnis einer komplizierten Formel, sondern das Resultat von Zeit und Temperatur.“
Dieses Zitat von Chad Robertson, dem Gründer der legendären Tartine Bakery in San Francisco, bringt es auf den Punkt. Statt auf obskure Zusatzstoffe zu setzen, konzentrieren sich Meisterbäcker darauf, die Fermentation zu steuern. Ein paar Grad mehr oder eine Stunde weniger können den Geschmack von mild-säuerlich zu tief und komplex verändern.





Der Zauber des gusseisernen Topfes, auch Dutch Oven genannt, liegt in seiner Fähigkeit, eine professionelle Backumgebung in einem normalen Haushaltsofen zu simulieren. Marken wie Le Creuset oder Staub sind der Goldstandard, aber auch preiswertere Modelle erfüllen den Zweck. Der schwere Topf speichert die Hitze und schließt den vom Teig freigesetzten Dampf ein. Dies hält die Kruste anfangs weich, sodass das Brot maximal aufgehen kann. Für die letzte Phase des Backens nimmt man den Deckel ab, damit die eingeschlossene Feuchtigkeit entweicht und eine dicke, krachende Kruste entsteht.





Mein Sauerteig-Starter riecht komisch, ist er schlecht?
Keine Panik! Ein junger Starter durchläuft verschiedene Phasen und kann mal nach Essig, überreifen Früchten oder sogar nach Turnschuhen riechen. Das ist oft normal. Ein wirklich schlechter Starter zeigt sichtbaren Schimmel (meist rosa, orange oder grün-schwarz) und riecht unerträglich faulig. Ein stark säuerlicher Geruch bedeutet meist nur, dass er hungrig ist. Eine regelmäßige Fütterung mit Mehl wie dem *Alnatura Weizenmehl Type 1050* und Wasser bringt ihn wieder ins Gleichgewicht.




Mehl-Typ 550: Das klassische Allzweck-Mehl für helle, lockere Brote und Brötchen. Es hat einen moderaten Proteingehalt und lässt sich leicht verarbeiten.
Mehl-Typ 1050: Dieses Mehl enthält mehr Anteile des Korns, was es dunkler, nährstoffreicher und geschmacksintensiver macht. Es ergibt ein saftigeres, dichteres Brot und benötigt etwas mehr Wasser.
Für den Anfang ist Typ 550 fehlerverzeihender, aber für charaktervolle Landbrote ist der Griff zum 1050er Gold wert.





Laut einer Studie des GfK-Vereins ist die Zahl der Menschen, die mindestens einmal pro Woche selbst backen, in den letzten Jahren signifikant gestiegen.
Dieser Trend bedeutet nicht nur mehr Duft in den Küchen, sondern auch eine wachsende Nachfrage nach hochwertigen, regionalen Mehlen. Immer mehr Mühlen bieten wieder Urgetreidesorten wie Emmer oder Einkorn an, die dem Brot eine nussige, einzigartige Note verleihen. Das Bewusstsein für die Zutat „Mehl“ hat sich vom anonymen Massenprodukt zum entscheidenden Geschmacksträger gewandelt.





Ein häufiger Fehler: Das Brot wird direkt nach dem Backen angeschnitten. Widerstehen Sie der Versuchung! Ein heißer Laib ist innen noch voller Dampf. Schneidet man ihn an, entweicht dieser schlagartig, die Krume wird klebrig und gummiartig. Das Brot muss auf einem Gitter vollständig auskühlen (mindestens eine Stunde!), damit sich die Feuchtigkeit setzen kann. Erst dann entfaltet es seine perfekte Textur und den vollen Geschmack.




Die Einschnitte auf der Brotoberfläche, das sogenannte „Scoring“, sind mehr als nur Dekoration. Sie sind die Signatur des Bäckers und eine Sollbruchstelle, die dem Brot erlaubt, im Ofen kontrolliert aufzureißen. Ohne diese Schnitte würde der Laib unvorhersehbar an der schwächsten Stelle platzen. Mit einer scharfen Rasierklinge oder einem speziellen Bäckermesser können Sie einfache Kreuze, lange Längsschnitte oder kunstvolle Ährenmuster gestalten und Ihrem Brot eine persönliche Note verleihen.





- Ein intensiverer, komplexerer Geschmack.
- Eine zähere, aber gleichzeitig zartere Krume.
- Eine längere Haltbarkeit des fertigen Brotes.
Das Geheimnis? Die kalte Gare (Kühlschrankgare). Indem Sie den geformten Teig für 12-24 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen, verlangsamen Sie die Hefetätigkeit, während die geschmacksbildenden Enzyme weiterarbeiten.





Schon mal von „Autolyse“ gehört? Es klingt wissenschaftlich, ist aber ein genial einfacher Trick der Profis. Mischen Sie nur das Mehl und das Wasser Ihres Rezepts grob zusammen und lassen Sie es für 20-60 Minuten stehen, bevor Sie Salz und Hefe hinzufügen. In dieser Zeit beginnt das Mehl, das Wasser aufzusaugen und das Glutengerüst entwickelt sich von ganz allein. Das Ergebnis: Der Teig wird geschmeidiger, lässt sich leichter kneten und benötigt oft eine kürzere Knetzeit.




Frische Hefe: Muss im Kühlschrank gelagert werden und ist nur wenige Wochen haltbar. Sie wird in lauwarmem Wasser oder Milch aufgelöst und gilt als etwas triebstärker.
Trockenhefe: Ist monatelang haltbar und wird meist direkt mit dem Mehl vermischt. Sie ist unkomplizierter in der Handhabung und ideal für Gelegenheitsbäcker.
Beide führen zu exzellenten Ergebnissen. Die Umrechnung ist einfach: Ein Würfel Frischhefe (42g) entspricht zwei Päckchen Trockenhefe (je 7g).





Hören Sie genau hin, wenn Ihr Brot frisch aus dem Ofen kommt. Dieses feine Knistern und Knacken der abkühlenden Kruste nennen Bäcker liebevoll das „Singen“ des Brotes. Es ist das schönste Geräusch nach getaner Arbeit und ein sicheres Zeichen für eine perfekte, knusprige Kruste.




Wussten Sie schon? Im antiken Rom war das Brotbacken so hoch angesehen, dass Bäcker (Pistores) eine eigene Zunft bildeten und von bestimmten bürgerlichen Pflichten befreit waren.





Ein Gärkorb, oft aus Peddigrohr gefertigt, ist kein Backutensil, sondern ein Formgeber für die letzte Teigruhe. Er stützt den Teig, damit er nicht in die Breite läuft, und verleiht ihm die klassische, bemehlte Rillenstruktur. Marken wie Birkmann bieten Körbe für runde oder längliche Laibe an. Das Ergebnis ist ein Brot, das nicht nur besser aufgeht, sondern auch aussieht wie vom Handwerksbäcker.





Verleihen Sie Ihrem Brot Charakter mit einfachen Zugaben. Probieren Sie es aus:
- Mediterran: Gehackte getrocknete Tomaten, Oliven und Rosmarin.
- Herzhaft: Geröstete Walnüsse und kräftiger Gruyère-Käse.
- Süßlich: Gehackte Feigen und ein Hauch Kardamom, perfekt für ein Frühstücksbrot.
- Würzig: Geröstete Zwiebeln und Kümmelsamen für ein rustikales Bauernbrot.




Warum hat mein Brot keine großen Löcher wie beim Bäcker?
Eine offene, luftige Krume ist der heilige Gral vieler Hobbybäcker. Sie entsteht meist durch eine Kombination aus drei Faktoren: hoher Wassergehalt (ein Teig mit hoher „Hydration“), schonende Verarbeitung (eher Falten als intensives Kneten, um die Gasbläschen nicht zu zerstören) und ein starker Sauerteig oder Vorteig. Es erfordert Übung, mit den oft klebrigeren, feuchten Teigen umzugehen, aber das Ergebnis ist eine unvergleichlich saftige und leichte Textur.





„Gutes Brot ist das befriedigendste aller Lebensmittel; gutes Brot mit frischer Butter, das größte aller Feste.“ – James Beard, amerikanischer Koch und Autor





Der Trend zu Urgetreide ist ungebrochen. Diese alten Sorten wurden nicht auf industrielle Erträge optimiert und bieten oft ein ganz anderes Geschmacksprofil.
- Einkorn: Das älteste kultivierte Getreide, leicht süßlich und nussig im Geschmack.
- Emmer: Ein Vorfahre des Weizens, sehr würzig und dunkel.
- Kamut (Khorasan-Weizen): Große Körner mit einem buttrigen, reichen Aroma.
Sie enthalten oft einen weicheren Gluten, was eine sanftere Verarbeitung erfordert, aber mit einem einzigartigen Aroma belohnt wird.




Handkneten: Sie spüren den Teig. Sie fühlen, wie sich das Glutengerüst entwickelt, wann der Teig geschmeidig wird und ob er mehr Mehl oder Wasser braucht. Es ist meditativ und verbindet Sie mit dem Prozess.
Knetmaschine: Eine gute Maschine wie eine KitchenAid Artisan oder Kenwood Chef nimmt Ihnen die schwere Arbeit ab, besonders bei großen Mengen oder sehr festen Teigen. Sie sorgt für eine gleichmäßige und intensive Glutenentwicklung in kürzerer Zeit.
Beides hat seinen Reiz. Viele Profis nutzen Maschinen für die Hauptarbeit und geben dem Teig von Hand den letzten „Schliff“.





Der Durchbruch für das Backen zu Hause: 2006 veröffentlichte die New York Times das „No-Knead Bread“-Rezept von Jim Lahey.
Seine Methode war revolutionär einfach: Mehl, Wasser, Salz und Hefe verrühren und 18 Stunden stehen lassen. Ganz ohne Kneten entwickelt sich durch die lange Gärzeit ein perfektes Glutengerüst. Gebacken im heißen Topf, lieferte es Ergebnisse, die zuvor nur Profis vorbehalten schienen, und löste eine weltweite Welle des Brotbackens aus.





Altbackenes Brot ist kein Abfall, sondern eine wertvolle Ressource für die kreative Küche. Werfen Sie es nicht weg!
- In Würfel schneiden, mit Olivenöl und Kräutern mischen und zu knusprigen Croûtons für Salate und Suppen backen.
- Im Mixer zu Semmelbröseln verarbeiten – viel aromatischer als gekaufte.
- In Scheiben schneiden und für „Arme Ritter“ (French Toast) in einer Ei-Milch-Mischung einweichen.
- Als Grundlage für einen herzhaften Brotauflauf oder den italienischen Brotsalat „Panzanella“ verwenden.




Wichtiger als man denkt: Salz ist nicht nur ein Geschmacksverstärker. Im Brotteig spielt es eine entscheidende Rolle: Es kontrolliert die Gärgeschwindigkeit der Hefe (ein Teig ohne Salz geht zu schnell und unkontrolliert auf) und strafft das Glutengerüst, was dem Teig mehr Stabilität und dem fertigen Brot eine feinere Krume verleiht. Verwenden Sie unjodiertes Meersalz – etwa 2% bezogen auf die Mehlmenge ist die goldene Regel (also 10g Salz auf 500g Mehl).





Backstein: Meist aus Schamotte oder Cordierit. Er speichert Hitze exzellent und gibt sie langsam und gleichmäßig an den Teig ab. Perfekt für eine knusprige Unterseite bei Pizza und Fladenbroten wie Naan.
Backstahl: Eine dicke Stahlplatte leitet Wärme etwa 18-mal schneller als Stein. Das sorgt für einen explosiven „Ofentrieb“ und eine noch knusprigere, oft leicht gesprenkelte Kruste. Ideal für alle, die das Maximum aus ihrem Ofen herausholen wollen.
Für die meisten Brote ist ein Backstein ein fantastischer Start. Der Backstahl ist das Upgrade für Enthusiasten.



Wie in der Galerie zu sehen, ist Osterbrot oft ein süßer Hefeteig, manchmal geflochten und mit einem Ei verziert. Doch die Welt der Festtagsbrote ist riesig. Denken Sie an den italienischen Panettone zu Weihnachten, ein butterreicher, fruchtiger Genuss, dessen Herstellung Tage dauert. Oder das griechische Tsoureki, ein duftendes, mit Mastix und Mahleb gewürztes Zopfbrot. Jede Kultur zelebriert ihre Feste mit einem eigenen, besonderen Laib – eine wunderbare Quelle der Inspiration.




